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Die Spieler haben recht: Der Ball liegt bei ÖFB-Präsident Mitterdorfer

90 Minuten dauerte Montagabend die Aussprache zwischen dem Spielerrat des Nationalteams (David Alaba, Marko Arnautovic, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer) und ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer, den Vizepräsidenten Sepp Geisler, Johann Garner und den von seinem Privataufenthalt in Australien zugeschalteten Gerhard Götschhofer und Philipp Thonhauser, den Aufsichtsrat der Bundesliga. Offiziell verlautete danach nichts. Dienstagmittag kam keiner aus dem Spielerrat zum Medientermin. Bei dem stellten sich Patrick Pentz und Nicolas Seiwald.  Der Spielerrat beharrte Montag auf der Forderung, weiter mit ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold zusammenarbeiten, von dem sich das ÖFB-Präsidium laut mehrheitlichem Beschuss vom 18. Oktober trennen will. Mitterdorfer argumentierte mit dem „Feigenblatt“ der geplanten Strukturreform, konnte aber ebenso wie Thonhauser, der von einer „unternehmerischen Notwendigkeit“ sprach,  die Spieler nicht überzeugen. Deren Forderung Teamchef Ralf Rangnick und sein Trainerteam mittragen. Er kam wie angekündigt nicht zur Besprechung. Auch Sportchef Peter Schöttel wollte damit nichts zu tun haben.

Der Präsident kam durch das durchaus nachvollziehbare Beharren der Spieler, die sich zurecht nicht wirklich ernst genommen fühlen, in Zugzwang. Der Ball liegt bei Mitterdorfer. Was kann er tun? Am 29. November tagt wieder das Präsidium. Die Idee, Neuhold als Teammanager zu behalten, ist weder gut noch originell. Welcher Geschäftsführer  lässt sich schon freiwillig degradieren? Neuhold sicher nicht. Da die Zusammenarbeit zwischen ihm, Rangnick und den Spielern in den letzten zwei Jahren klaglos funktionierte, gibt es für die Mannschaft kein Argument, in der bevorstehenden WM-Qualifikation daran etwas zu ändern. Von Mittwoch bis Freitag sitzen Mitterdorfer und Neuhold insgesamt 15 Stunden lang im Charterflieger zum Nations League Spiel nach Kasachstan und wieder zurück nach Wien. Ob sie über dieses Thema reden werden?

Die Frage bleibt, wie die Spieler ihren Ärger zeigen können, falls ihr Wunsch weiter ignoriert wird. An einen „Streik“ denkt wirklich niemand. Die einzige Mölichkeit wäre, nicht mehr so wie bisher die Termine mit den Sponsoren wahrzunehmen, zu denen sie ja nicht verpflichtet sind. Sie würden dann nicht mehr etwa für Inserate der Raiffeisenbank oder anderer ÖFB-Partner zur Verfügung stehen. Das Geld, das sie dafür kassieren, ist für sie nur ein „Klacks“. Den ÖFB würde dies härter treffen. Er würde weniger Einnahmen lukrieren, wodurch auch die Gewinnbeteiligung der Landesverbände nicht mehr so hoch wie zuletzt ausfallen würde.

Sportlich gibt es vorerst wenig Aufregendes. Die Spieler versichern, durch die „Nebengeräusche“ nicht den Fokus auf das Wichtigste, nämlich Donnerstag in Almaty gegen Kasachstan und drei Tage später im Happel-Stadion gegen Slowenien zu gewinnen, zu verlieren. Offen bleibt die Frage, ob Rangnick wie im Oktober die Spiele zwischen den Torhütern aufteilt. Gegen Kasachstan spielte Alexander Schlager, gegen Norwegen Pentz. Der verriet sein Rezept, die Konzentration hochzuhalten, auch wenn er wenig beschäftigt wird: Kaugummi kauen. Einen dänischen. Zwei zusammen pro Spielhälfte ist seine „Ration“. Seiwald spielte seit dem 5:1 gegen Norwegen bei RB Leipzig nur 23 Minuten. Weil er gegen die Norweger vor der Halbzeitpause einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitt, den „ignorierte“ und bis zum Schuss durchhielt. Danach musste er fünf Partien pausieren. Donnerstag wird er im Ortalyk-Stadion von Almaty erstmals seit 13. Oktober wieder in der Startelf stehen.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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