Fußball

Die „Verhaberung“ bei der Teamchefsuche

Trotz Champions League, Europa League mit Austrias Heimspiel gegen Kroatien-Meister Rijeka und Salzburgs Kampf um Gruppenplatz eins beim türkischen Cupsieger Konyaspor, bevorstehender zwei Wiener Derbys in vier Tagen: Die Frage nach dem neuen Teamchef, dem Nachfolger von Marcel Koller beschäftigt  weiterhin die Szene, augenscheinlich  sogar am meisten. Bis er am Monatsende präsentiert wird. So lange werden die Manager diverser Agenturen  dem neuen Sportchef Peter Schöttel ihre Klienten anpreisen und dann in Medien lancieren, dass sie ganz oben auf der Kandidatenliste stehen. Soll sein. Absurderweise hinterfragt  man aber derzeit nicht die Qualitäten der „üblichen Verdächtigen“, sondern viel mehr, wer mit wem „verhabert“ sein, was alles eine schiefe Optik bedeuten könnte. Das scheint derzeit eine große Unart zu sein, mit der Schöttel schon am Tag seiner Präsentation konfrontiert wurde.

Als er meinte, er würde eine österreichische Lösung bevorzugen, die Frage, ob er Andreas Herzog für einen geeigneten Kandidaten halte, bejahte, kam sofort der Einwurf,  man könnte dies als Verhaberung  bezeichnen. Das zählt, nicht die Erfahrung von Herzog als rot-weiß-roter Rekordteamspieler, der Österreich zur WM 1998 geschossen hatte, seine fast sechs Jahre auf der  Betreuerbank des amerikanischen Teams an der Seite von Jürgen Klinsmann inklusive WM 2014 in Brasilien. 2018 sind die Amerikaner,  die sich im Laufe der Qualifikation von Klinsmann und Herzog trennten, erstmals seit 1986 nicht mehr bei der Endrunde dabei.

Es wird so getan, als würde Österreichs Fußball nur aus lauter Seilschaften bestehen. Hätte Schöttel alle, mit denen er in seiner aktiven Zeit zusammenspielte, nicht auf die Kandidatenliste für die Task Force des ÖFB schreiben dürfen, weil er ja mit ihnen verhabert ist, wäre er auf  gar keine zehn Kandidaten gekommen. Dann hätte er nicht nur Herzog vergessen müssen, sondern auch Peter Stöger. Oder Zoran Barisic, Didi Kühbauer etc. Jetzt gilt es nach dem Sprichwort, wonach der Prophet im eigenen Land nichts gilt, sogar als Nachteil, ein Österreicher zu sein. Zu sehen und hören am Montag abend aug Servus-TV. Schlimme Zustände sind das.

Bei Herzog  lassen sich  noch Nachteile konstruieren, wenn man es nur so will: Er ist beim TV-Sender „Sky“ unter Vertrag, Kolumnist in Österreichs größter Tageszeitung. Will die „Krone“ etwas Gutes für ihn tun, soll sie in den nächsten Tagen bis zur Entscheidung keinen anderen für  Österreichs Rekordteamspieler  eintreten lassen oder schreiben, dass er der geeigneste Kandidat ist. Das könnte zum Bumerang werden. Weil man ja draus auf Seilschaften für die Zukunft schließen könnte. Womit  man Herzog nicht zutraut, so integer zu sein, zu wissen, was als Teamchef  zu tun und was ein „No go“ ist. Wie gesagt schlimme Zustände.

Für manche macht es sogar eine schiefe Optik, dass Austrias Trainer Thorsten Fink zu den Kandidaten zählt. Weil Austrias Vorstand Markus Kraetschmer als Vertreter der Bundesliga, deren Vizepräsident er ist, zur Task Force des ÖFB bei Schöttels Bestellung und der Teamchefsuche zählt. Da fällt einem der Satz vom Schelm ein, der so denkt, wie er ist. Eine schiefe Optik ist nur, dass diejenigen, die das behaupten,  Kraetschmer offenbar unterstellen, Fink zu forcieren, ihn selbst  ins Gespräch gebracht zu haben. Vielleicht aus dem finanziellen Motiv, dass Austria eine nette sechsstellige Summe kassieren würde, falls die Wahl tatsächlich auf Fink fällt, weil er dann aus dem Vertrag laut Klausel freigekauft werden müßte. Schlimme Zustände. Der Tag der Bekanntgabe des neuen Teamchefs wird die aber leider nicht beenden.

 

 

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