Fußball

Die Wales-Polonaise

Magister Heimo Kump ist der Wales-Spezialist im Scouting-Team von Marcel Koller. Weder er noch Sportchef Willi Ruttensteiner oder Kollers Assistent Thomas Janeschitz fanden es der Mühe wert, im Juni nach Österreichs k.o. bei der  Europameisterschaft in Frankreich die Spiele der Waliser in Achtel-Viertel oder Semifinale zu beobachten. Das übernahm Kump, der Trainer von SV Lebring, aktuell Zehnter der steirischen Landesliga im Pariser Parc de Prince (1:0 gegen Nordirland), Lille (3:1 gegen Belgien) und Lyon (0:2 gegen Portugal). Der akribische Koller wird die Partien sicher auf seinem Laptop zerlegt und analysiert haben, ebenso die Gruppenspiele. Daher müsste Österreich Donnerstag auf die Wales-Polonaise vorbereitet sein. Das war die ungewöhnlichste Eckballvariante in der gesamten EURO, mit der die Waliser  das Viertelfinale  gegen Belgien bei einem 0:1-Rückstand noch drehten.

Da standen vier Waliser im belgischen Strafraum hintereinander: Bale,  Kultbartträger Ledley, der als  Eigenbrödler gilt, die aufgerückten Innenverteidiger Ashley Williams. Wie bei der  Tanzaufstellung für eine Polonaise oder beim Anstellen an der Kassa eines Supermarkts. Aber als der Eckball getreten wurde, wussten alle vier genau, was zu tun ist. Die Laufwege stimmten exakt, was die Belgier heillos verwirrte. Kapitän Williams stand daher frei, köpfelte das 1:1. Den Eckball trat  Aaron Ramsey. Als der im Semifinale wegen einer Gelbsperre  fehlte, gelang diese Eckballvariante gegen den späteren Europameister Portugal nicht mehr. Der verletzte Ramsey fehlt dem Zehnten der Weltrangliste auch Donnerstag im Happel-Stadion. Vielleicht ein gutes Omen. Sein Ersatz dürfte wie bei der EURO ein Mitspieler von Ex-Teamkapitö Christian Fuchs sein: Andy King gehört  aber bei Englands Meister Leicester nicht zur ersten Garnitur.

Interessant, dass Wales-Teamchef Chris Coleman Mittwoch auf das Abschlusstraining im Prater verzichtet. Er hat eine neue Baustelle, die Marcel Koller aus der  letzten EM-Qualifikation   gut kennt: Die Waliser Nummer eins im Tor Wayne Hennessey,  ist bei seinem Verein nicht  erste Wahl.  So wie Robert Almer zu Zeiten bei Fortuna Düsseldorf, Cottbus und Hannover.Der Londoner Traditionsklub Crystal Palace, in der Premiere League auf Platz acht, setzt mehr auf den im  Juli von Marseille gekommenen Steve Mandanda. Trainer Alain Pardew setzte den Franzosen in sieben Runden fünfmal ein, Hennessey nur zweimal.

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