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Die Welt des Ralf Rangnick oder was vor 30 Jahren Ernst Happel passierte

Der „Sport am Sonntag“ im ORF beleuchtete die Welt des Ralf Rangnick. Das entwickelte sich zum weiteren Versuch, einen Hype um seine Verpflichtung als neuer österreichischer Teamchef zu entfachen. Der aber scheitern muss, egal wie oft ÖFB-Sportchef Peter Schöttel darüber noch schwärmen wird. Wie soll eine Aufbruchstimmung um Rangnick entstehen, der als Trainer noch keinen Titel in einer obersten Spielklasse gewonnen hat, der aktuell eine miese Bilanz von Manchester United zu verantworten hat? Von 28 Spielen nur elf gewonnen, aber acht verloren. Mit der letzten kam er am Tiefpunkt an. 0:4-Untergang beim zuvor in diesem Jahr im eigenen Stadion noch sieglosen Brighton Hove. Dabei innerhalb von elf Minuten drei Tore kassiert. Manchester United muss jetzt sogar um die Europa League bangen. West Ham kam mit dem 4:0-Auswärtssieg gegen Absteiger Norwich bis auf drei Punkte heran, hat ein Spiel weniger ausgetragen.

Den letzten berechtigten Hype um einen neuen österreichischen Teamchef erlebte Schöttel noch als Aktiver mit. Der entstand, als es dem damaligen ÖFB-Präsidenten Beppo Mauhart 1991 gelungen war, Ernst Happel zu präsentieren. Zwar schon von seiner Krankheit gezeichnet, aber dennoch mit einer riesigen Ausstrahlung. Wegen seiner Erfolge mit Feyenoord Rotterdam (Meister, Europacup und Weltpokal gewonnen), FC Brügge (Meister, im Finale des Europacups der Meister), als Teamchef in Holland (bei der WM 1978 in Argentinien das Endspiel gegen Argentinien nach Verlängerung 1:3 verloren, in der letzten Minute der regulären Spielzeit traf Rob Rensenbrink die Stange), mit dem Hamburger SV Meistertitel und Pokalsieg geholt, in der Champions League triumphiert, den FC Tirol zur Nummer eins in Österreich gemacht. Legendär sein Sager, als er knapp vor Weihnachten im Wiener Tabakmusuem präsentiert und auf die bevorstehende Qualifikation zur WM 1994 angesprochen wurde: „Na, dann qualifizier´ wir uns halt!“

1992 ließ es der internationale Terminkalender noch zu, dass von März bis Anfang September sieben Länderspiele als Vorbereitung für die Qualifikation ausgetragen werden konnten. Bei den ersten zwei (1:2 in Budapest gegen Ungarn, 4:0 gegen Litauen in Wien) spielte auch Schöttel. Zum 1:1 gegen Wales kamen 52.000 Zuschauer ins Wiener Praterstadion. Es folgen ein 2:4 gegen Polen in Salzburg, ein 2:3 in Holland, ein 2:2 in Bratislava gegen die CSFR und ein 1:1 gegen Portugal in Linz, ehe am 14. Oktober im Parc de Prince die Qualifikation begann. Happel bot mit Michael Streiter, Robert Wazinger und Michael Baur nur drei Spieler auf, die er beim FC Tirol trainiert hatte. Andi Herzog war in seiner ersten Saison bei Werder Bremen, Torjäger Toni Polster Legionär in Spanien. Österreich kam beim 0:2 (0:1) gegen die französische Startruppe um Eric Cantona, Jean Pierre Papin und den jetzigen Teamchef Didier Deschamps zu keinem einzigen Torschuss. Happel war fassungslos: „So etwas ist mir mit noch keiner Mannschaft passiert!“ Im nächsten Spiel gegen Israel schoss Österreich fünf Tore. Ein weiteres Match unter Happel konnte es nicht mehr geben. Er verstarb in Innsbruck.

Ein Match ohne Torschuss. Kann das auch Rangnick im Juni in der Nations League gegen Vizeweltmeister Kroatien,  EM-Semifinalist Dänemark und Weltmeister Frankreich passieren? Laut ÖFB-Präsident Gerhard Milletich ist Rangnick von der Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 total überzeugt, traut sich zu, mit Österreich die Endrunde in seiner Heimat Deutschland aufzumischen. So forsche Töne horte man damals von Happel nicht. Letzten Samstag entschuldigte sich Rangnick bei den Fans von Manchester United. Könnte er bald auch als österreichischer Teamchef dazu gezwungen sein?  Diese Woche ist ein intensiverer Kontakt als bisher zwischen Rangnick und Schöttel wegen der vier Juni-Spiele geplant. Deshalb kommt auch Rangnicks deutscher Assistent Lars Kornetka nach Wien.

Foto: Manchester United.

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