So wie in Deutschland kaum jemand damit rechnete, das Drittligist Arminia Bielefeld das Pokalfinale erreicht und dort auf den VfB Stuttgart (3:1 im Semifinale gegen RB Leipzig) treffen wird, wurden in Österreich die wenigen, die ein Endspiel des Uniqa-Cups zwischen Hartberg und Wolfsberg am 1. Mai in Klagenfurt prophezeiten, bestenfalls mitleidig belächelt. Aber die behielten recht. Hartberg und Wolfsberg erreichte erstmals das Finale, das daher auch einen neuen Cupsieger wird. Das „Wunder“ Hartberg, das 1:0 beim Bundesligatabellenführer Austria, war das größere Wunder als der dritte Wolfsberger Sieg über den LASK, der zweite im Linzer Stadion.
Als die Partie vor 14.000 Zuschauer in der Generali Arena angepfiffen wurde, war die in Linz noch im Nachspiel. Wolfsberg geriet durch den ersten Schuss aus das Tor von Ex-LASK-Keeper Nikolas Polster, der auch eine Vergangenheit im Rapid-Nachwuchs hat, durch Max Entrup in Rückstand, glich erst in der 83. Minute durch einen Kopfball von Innenverteidiger Chibuike Nwaiwu nahch einem Freistoss aus. Im Nachspiel sah der ausgetauschte Entrup auf der Bank in drei Minuten wegen Kritik an Referee Markus Hameter gelb, musste daher mit rot in die Kabine. Sah dort am TV-Schirm das Elfmeterschießen. Kapitän Philipp Ziereis traf die Stage, US-Stürmer Samuel Adeniran scheiterte an Polster. Für Wolfsberg trafen Enver Omic, Alessandro Schöpf, Erik Kojzsek und als Letzter Thierno Ballo. Dann jubelten alle unter den 12.900 Zuschauern, die etwas mit Wolfsberg zu tun haben.
Als Wolfsburg über den Sprung ins Finale jubelte, war in Wien etwa eine halbe Stunde gespielt. Sah es nach dem Sieg des Favoriten aus. Im Gästesektor hing zwar ein Transparent der wenigen Hartberg-Fans mit der Aufschrift „Letzter Zwischenstopp“ und darunter eines mit einem Zug in den blau-weißen Klubfarben, bis zur 36. Minute kam Hartberg zu keiner gefährlichen Offensivaktion. Hätte die Austria schon gegen die gut organisierten Hartberger Fünferabwehr Chancen. Die größte Dominik Fitz nach einem missglückten Rückpass von Hartbergs Australier Jed Drew. Doch da traf Fitz nur den Fuß von Hartbergs starkem Tormann Raphael Sallinger. Das Match drehte sich nach 54 Minuten, als Donis Avdijaj nach Doppelpass mit Patrick Mijic genau ins lange Eck traf, zwischen Hand und Fuß von Austrias Cupgoalie Mirko Kos. Aber zu einer klaren Ausgleichschance kam die Austria trotz zahlreicher Eckbälle nicht mehr. Da fehlten überraschende Akzente, die auch der zuletzt so gehypte Fitz vermissen ließ. Nach 95 Minuten der Doubletraum geplatzt, die Austria plötzlich bedient. Auch wegen der roten Karte, die Abwehrchef Aleksandr Dragovic nach Schlusspfiff vom Salzburger Referee Sebastian Gishamer sah. Dragovic sagte ihm die Meinung, wird wohl gesperrt werden. Auch das tut der Austria weh.
Beim Hartberger Jubel sah man überraschend nichts von Präsidentin Brigitte Annerl. „Es war 100 Prozent Wille, 100 Prozent Leidenschaft und 100 Prozent Teamwork“, freut sich Totschütze Avdijaj. Trainer Manfred Schmid (Bild), seine Assistenten Cem Sekerlioglu und Marc McCormick stürmten begeistert auf den Rasen, jubelten mit den Siegern. Für das Trio ist eine Genugtuung, weil es zusammen auch bei Violett tätig war. Ebenso für Austrias Leihgabe Muharem Huskovic, der in den letzten 29 Minuten spielte: Er ist mit Hartberg im Finale, die Austria nicht. Hartberg gewann heuer nur von neun Spielen nur drei. Im Cup gegen Stripfing, Austrias Kooperationsklub in der zweien Liga, auch in der Generali-Arena. Ansonst nur gegen die Wiener Vereine: In der Bundesliga gegen Rapid, im Cupsemifinale völlig unerwartet gegen die Austria. Das „zu null“ hielt Hartberg heuer zuvor nur gegen Stripfing und bei damaligen Schlusslicht Altach. Die Austria verlor erstmals seit 22. Februar (0:1 gegen Red Bull Salzburg), schoss auch erstmals seit dieser Niederlage kein Tor. Als Lohn bekommen Hartberg und Wolfsberg 120.000 Euro Finalprämie, sind auch an den Zuschauereinnahmen beteiligt. In der Bundesliga verlor Hartberg zuletzt gegen Finalgegner Wolfsberg daheim 0:3.
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