PETERLINDEN.LIVE

Dreierpack für Ego von Fountas: Aber Kara ist wertvoller! Vrioni kostete mehr als die Ex-Rapidler zusammen

Der 16. Dezember 2020 war kein guter Tag für Rapid. Nicht nur wegen des 2:6-Debakels im Achtelfinale des Uniqa-Cups bei Red Bull Salzburg, sondern wegen einer Szene vor dem ersten Treffer in grün-weiß, der knapp vor der Pause fiel: Salzburg führte 3:0, Elfmeter für Rapid. Ercan Kara ging mit dem Ball in der Hand zum Elfmeterpunkt, um zu schießen, als sich Taxiarchis Fountas einmischte, den Mitspieler hinderte den Penalty zu schießen. Er griff zum Ball, gab keine Ruhe, bis Kara nachgab. Fountas traf zum 1:3, das änderte nichts an der Pleite und daran, dass dies beschämend und bezeichnend für die interne Atmosphäre in der Mannschaft war: In der gab es einen, der sein Ego über alles stellte, dem es nur wichtig war, ein Tor gegen den Ex-Klub, bei dem er sich nicht durchsetzen konnte, zu erzielen. Es stimmt schon, Stürmer müssen auch Egoisten sein. Aber man kann es übertreiben. Von Fountas blieben außer seinen 45 Toren in 91 Spielen auch einige Szenen, in denen er besser postierte Mitspieler übersah, um selbst zu treffen, in Erinnerung.

Auch von Kara, aber er ist doch mehr Teamplayer, stand daher bei den Mitspielern höher im Kurs als Fountas. Auch der Abschied in Richtung nordamerikanische Major Soccer League verlief im Winter dieses Jahres irgendwie typisch: Bei Kara nach 37 Treffern in 84 Spielen in Richtung Orlando City höchst korrekt, bei Fountas in Richtung D.C. United mit unguten Nebengeräuschen. Eigentlich „streikte“ er trotz laufenden Vertrag, spielte nicht mehr. Weil Rapid mehr Ablöse forderte, als der Klub aus der Hauptstadt Washington bezahlen wollte. Was wiederum zulasten seines Gehalts gegangen wäre. Anfang April gab es doch die Einigung. Rapid bekam rund 400.000 Euro, zwei Monate zuvor für Kara doppelt so viel. Auch Karas Ex-Klub Horn verdiente mit. Kara bekam in Orlando den Status des „designated players“, der außerhalb der Gehaltsregularien steht, verdient umgerechnet pro Saison 1,78 Millionen Euro. Der Vertrag läuft zwei Jahre mit einer Option auf ein drittes. Fountas hat bei D.C.United einen Vertrag bis Juni 2025, den der Klub, wenn gewünscht, bis Jahresende verlängern kann. Sein Gehalt: 1,65 Millionen.

Montag gab es das erste Duell der Ex-Rapidler in Nordamerika. Lachen konnte im Exploria Stadium von Orlando nur Fountas. Sein erster Dreierpack in der Liga, D.C. United siegte 5:3 (2:0). Der Grieche mit der Nummer elf traf bereits in den ersten acht Minuten zweimal, nach 51 Minuten zum 3:0. Acht Minuten später endete sein Arbeitstag. Damit stand er im Mittelpunkt. Das hat er am liebsten. Neun Tore in den ersten Spielen der Major Soccer League erzielten vor ihm nur drei Spieler. Fountas sah von der Bank, wie Kara nach 66 Minuten per Kopf zum 2:3 verkürzte. Der siebente Treffer bei 18 Einsätzen in der Liga. Die Kehrseite der Medaille: In den zehn Spielen mit Fountas feierte D.C.United nur drei Siege, Orlando verlor von den 18 mit Kara elf nicht, gewann sieben. Zufall ist das keiner. Fountas kann sich über Siege nur freuen, wenn er dabei trifft.

Orlando liegt in der Eastern Conference nach 19 von 26 Runden am siebenten Platz, dem letzten, der zur Qualifikation für das Play off reicht. Zwei Punkte vor Neuling Charlotte mit Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs, der Sonntag in Houston mit 2:1 den ersten Auswärtssieg der Klubgeschichte feierte. D.C. United hat nach dem Dreierpack von Fountas nicht mehr die rote Laterne des Letzten, liegt vor Chicago Fire mit dem ehemaligen Bayern-Star, dem Schweizer Teamspieler Xherdan Shaqiri. D.C. United hat acht Punkte Rückstand auf Orlando, allerdings zwei Spiele weniger, ist damit noch im Play-off-Rennen. Auf Platz eins liegt mit einem Spiel mehr als der Zweite Philadelphia ein Österreicher: Ex-Wolfsberg-Trainer Gerhard Struber mit der New Yorker Red Bull-Filiale, bei der Ex-Salzburg-Keeper Carlos Coronel im Tor spielt.  Die New Yorker Bullen besiegten sowohl D.C. United als auch Orlando mit drei Treffern Unterschied.

In die Major Soccer League wechselte nach 19 Toren für WSG Tirol in der vergangenen Saison der Italo-Albaner Giacomo Vrioni, der Juventus gehörte. Er wurde ein „designated player“ bei New England Revolution, letzte Saison Sieger der Eastern Conference, aktuell auf Platz fünf. In Massachusetts trifft Vrioni auf den Rapid-Transferflop Arnor Traustason und den ehemalige US-Teamstürmer Jozy Altidore. Sein neuer Trainer ist der ehemalige US-Teamchef Bruce Arena. Vrioni kostete mehr Ablöse als Fountas und Kara zusammen: 3,63 Millionen!

Foto: D.C.United.

Die mobile Version verlassen