Fußball

Dresden hilft Anschober und macht es der Liga noch schwerer

Wahrscheinlich hatte Ligavorstand Christian Ebenbauer von Samstag auf Sonntag eine schlaflose Nacht. Wegen der Meldungen, die aus Deutschland nach Österreich drangen: Zwei positive Corona-Tests bei Dynamo Dresden, dem Letzten der zweiten Liga, bei dem mit „Zaubermaus“ Sascha Horvath auch ein Österreicher unter Vertrag steht. Daher schickte das Gesundheitsamt Dresden die ganze Mannschaft samt Betreuer für zwei Wochen in Quarantäne. In dieser Zeit darf Dresden auch nicht trainieren. Genau die Linie, die Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober bisher vertrat und auch deswegen in die Kritik geriet. Und die im Gegensatz zum Konzept der deutschen und österreichischen Liga steht, nur den infizierten Spieler zu isolieren. Also Wasser auf die Mühlen von Anschober und seiner Beamtenarmada, zumal Anschober und Sportminister Werner Kogler sich bisher in Sachen Neustart im Fußball mit zweiwöchiger Verspätung stets nach dem richteten, was in Deutschland passierte.

Die Dresdener Geschichte: Am 3. Mai wurde ein Spieler positiv getestet und sofort in Quarantäne geschickt. Am Tag danach brachte die zweite Testserie nur negative Ergebnisse. Daher begann Donnerstag das Mannschaftstraining, die dritte Testreihe am Freitag ergab den Tiefschlag mit zwei positiven Ergebnissen bei Personen, die medizinisch unauffällig waren, weiterhin keinerlei Corona-Symptome zeigen. Durch den Dresdener Quarantäne-Hammer bleibt der Fußball in der Hand  Behörden, muss sich fügen. Wie jeder andere auch. Was bisher auch niemand in Frage stellte. Das wird auch in Österreich so bleiben. So viel zum Thema Privilegien, das Anschober immer wieder ins Spiel bringt.

Der deutsche Liga-Geschäftsführer Christian Seifert ging Samstag Abend knapp vor Mitternacht im ZDF-Sportstudio souverän mit den Vorhaltungen um, sein ganzes,in vielen Arbeitsstunden mühsam erarbeitetes Konzept, um die Saison zu Ende zu spielen, wäre durch das Beispiel Dresden hinfällig. Sicher werden jetzt auch die Kritiker, die es immer schon wussten, dass der geplante Start am 16.Mai zu früh komme, laut werden. Die kommen vor allem aus den politischen Reihen der SPD und dort speziell aus Bremen kommen, „Wir ändern nicht das Ziel, sondern nur die Pläne“, entgegnete Seifert völlig unaufgeregt. Vorerst würden nur zwei von insgesamt 81 Spielen der zweiten Liga ausfallen, mit den Verschiebungen werde man schon fertig werden. Aber Seifert gab zu, dass irgendwann auch der Zeitpunkt kommen könnte, an dem nicht mehr weitergeht. Was dazu alles passieren müsste, wollte er nicht konkret festlegen. Seifert stellte fest, man habe nie behauptet, dass eine hundertprozentige Sicherheit durch das Hygiene-Konzept bestehe, sei darauf eingestellt gewesen, dass ein Fall  wie bei Dynamo Dresden passieren könne. Durch die Quarantäne kann der schwarz-gelbe Traditionsklub aus Sachsen eigentlich erst im Juni wieder in den Spielbetrieb einsteigen.

Was heißt das für Österreich? Sollte bei Anschober in Sachen Quarantäne jeweils eine geringe Bereitschaft zu einem Kompromiss vorhanden gewesen sein, was er Samstag angedeutet hatte, dann wird die auf null gesunken sein. Also wird es wieder die Situation geben, die Ebenbauer nach der ersten Besprechung mit „russisches Roulette“ bezeichnete. Wenn es dabei bleibt, was zu befürchten ist, dann hätte die Liga nur zwei Möglichkeiten: Das zu akzeptieren, ein noch größeres finanzielles Risiko zu gehen oder auf den Neustart zu verzichten. Bis das nicht geklärt ist, braucht man sich gar nicht mehr  den Kopf darüber zu zerbrechen, ob TV-Rechtsinhaber „Sky“ wie in Deutschland einige Geisterspiele selbst im Free-TV zeigt oder bereit sein könnte, die Rechte dafür an den ORF zu verkaufen.

Foto: Dynamo Dresden.

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