Im deutschen Pokal eliminierte Drittligist Arminia Bielefeld mit 2:0 Union Berlin, den Vierten der Bundesliga. Im englischen League-Cup schlug Crystal Palace, der Klub von Österreichs Trainer Oliver Glasner, im Villa-Park von Birmingham mit Aston Villa den Tabellenführer der Champions League, der in drei Runden kein Tor kassierte, 2:1. Es gibt quer durch Europa Überraschungen im Pokal, aber keine der letzten Jahre kann sich mit Stripfing vergleichen. Das 2:1 gegen Rapid bleibt einzigartig. Nicht, weil ein Zweitligist einen Klub aus der obersten Spielklasse eliminierte, sondern weil das dem Klub gelang, der aus einem Dorf mit noch einmal 400 Einwohnern kommt. Erich Kirisits, der den von seinem Vater gegründeten Klub so weit nach oben brachte, saß Mittwoch beim Triumph nicht auf der Tribüne, war geschäftlich verhindert. Als er davon erfuhr, wird er garantiert Tränen in den Augen gehabt haben. Sicher auch in der Erinnerung daran, dass er 2013 als Rapid-Präsident und Nachfolger von Rudi Edlinger vom Wahlausschuss aus zweifelhaften Gründen verhindert wurde. Eine späte „Rache“.
Stripfings Obmann, Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar, genoss die unerwartete Sensation auf der Hohen Warte in vollen Zügen. Alexander Grünwald (Bild), Interimstrainer und Sportchef, hielt sich bei den Feiern eher zurück. Obwohl ihm das aufgrund seiner Austria-Vergangenheit vielleicht ebenso viel bedeutet wie in seiner Spielerzeit sein Goldtor zum 1:0 beim Derby im April 2018 in Hütteldorf. Mittwoch sprach der Kärntner von einem richtig guten Sieg, der ihn mächtig stolz machte: „Wir investieren täglich viel in die Sache, das sah man zuletzt leider nicht an den Ergebnissen!“ Möglicherweise war die Sensation auch ein Anstoß, die Trainerkarriere voranzutreiben. Derzeit hat erst 35 jährige Grünwald nur die B-Lizenz. Um auf Dauer Austria Kooperationsklub trainieren zu können, bräuchte er die A-Lizenz. Der Kooperationsklub hat Rapid besiegt. Das gelang der Austria in dieser Saison nicht.
Rapids Reaktion? Grün-Weiß scheiterte im Cup schon an Regionalligaklubs: 1996 unter Ernst Dokupil an Kottingbrunn, drei Jahre später unter Heribert Weber an Ranshofen, 2013 im Hanappi-Stadion im Viertelfinale mit 0:1 am späteren Sensations-Cupsieger Pasching, was dem damaligen Trainer Peter Schöttel den Job kostete. Aber die Pleite gegen Stripfing tat sicher noch mehr weh, weil sich Rapid nach elf Partien ohne Niederlage am Weg nach oben wähnte. Trainer Robert Klauß sprach am Tag danach drei Minuten lang über das Thema Blamage zur Mannschaft, damit hatte es sich. Er hat andere Dinge im Kopf. Nicht nur das Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag bei Sturm Graz, sondern auch, wie er den größten Pechvogel der Cuppleite, den 18 jährigen Innenverteidiger Jakob Schöller wieder aufrichten kann. Bis zu seinem schlimmen Fehlpass mit dem Außenrist im eigenen Strafraum, der zu Stripfings Ausgleich führte, zeigte er sein großes Potenzial. In der Nachspielzeit vergab Schöller zudem die Chance, Rapid ins Nachspiel zu bringen, als er den Abpraller nach Dion Beljos Lattenfreistoßes über das Tor jagte. In 20 Minuten kam alles zusammen, schlimmer geht´s nicht. „Daraus muss er lernen“, meinte Klauß, prophezeite trotzdem: „Er wird uns noch viel Freude machen!“
Foto: SV Stripfing.