Fußball

Ehemaliger Ultra neuer Präsident bei Hertha BSC Berlin: Kann das auch bei Rapid passieren?

Montag Abend ist Hauptversammlung bei Rapid. Die schon vor sieben Monaten stattfinden hätte sollen, aber wegen Covid verschoben werden musste. Neuwahlen stehen nicht auf der Tagesordnung. Hingegen der Antrag, ein Frauen-Team zu gründen. Personalentscheidungen, sprich die Wahl von Präsident und Präsidium, stehen in Hütteldorf erst im November 2022 wieder an. Martin Bruckner wird nochmals kandidieren.

Anders war die Situation Sonntag bei Hertha BSC Berlin. Da ging um einen neuen Präsidenten, da der bisherige (Werner Gegenbauer) nach einer total verpatzten Saison mit drei Trainerwechseln, bei der erst in der Relegation der Klassenerhalt gesichert werden konnte, und vielen internen Querelen zurückgetreten war. Nachfolger wurde Kay Bernstein, 41 jähriger Besitzer eines Kommunikations-Agentur. Sein „Vorleben“ macht seine Wahl brisant: Früher war Bernstein ein Ultra. Gründete den Fanklub Harlekins, war jahrelang der Vorsinger der Hardcore-Fans im Olympiastadion, erhielt dreimal ein Stadionverbot, wurde einmal von der Polizei abgeführt. Als 2010 die Ostkurve wegen Ausschreitungen gesperrt war, organisierte er ein Public Viewing. Er bekam 1670 von 3016 Stimmen, 390 mehr als der ehemalige CDU-Politiker Frank Steffel, der Kandidat des Aufsichtsrats.

Man kann es auch als Sieg der Fanszene über das Establishment sehen. Schließlich war Bernstein der härteste und lauteste Kritiker der Machtverhältnisse bei Hertha BSC. Wird seine Wahl gefährlich für die Bundesligaklubs? Das wird darauf ankommen, wie Bernstein, ein „Kind der Kurve“ sich verhält. Wie ein ehemaliger Ultra, der etwa den 375 Millionen-Investor Lars Windhorst total vergrault, weil die Ultras ja Investoren ablehnen oder wie einer, der einen Burgfrieden mit allen haben will, wie Bernstein in den ersten Interviews (Bild oben) ankündigte? Er empfand seine überraschende Wahl als „etwas surreal“, glaubt, wegen seiner Hertha-DNA die Mehrheit bekommen zu haben, empfand es aber auch als Bürde, der erste zu sein, der diesen Weg ging.

Agiert Bernstein so, wie es die Fanszene von ihm erwartet, könnte es durchaus sein, dass dieses Beispiel Schule macht und auch bei anderen Vereinen die Fans versuchen, die Macht zu übernehmen, damit der Klub so geführt wird, wie sie es sich vorstellen. Kann das auch im Westen von Wien passieren? Nicht nur Rapid-Insider behaupten, dass der Einfluss der Ultras auf wichtige Entscheidungen bei Grün-Weiß schon jetzt nicht zu unterschätzen ist.

Foto: Hertha BSC Berlin.

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