Fußball

Ein Anruf bei Tor-King Burgstaller muss für Foda Pflicht sein

Historisches 0:6-Debakel von Borussia Mönchengladbach, Adi Hütter spricht selbst von der schwierigsten Phase in seiner erfolgreichen Trainerkarriere. Der erste Corona-Rauswurf eines Trainers für Jesse Marsch bei RB Leipzig. Heiße Diskussionen um die umstrittenen Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Zwayer, die in Dortmund das Spitzenduell für Bayern München entschieden. Aber inmitten dieser deutschen Aufregungen findet sich in den Schlagzeilen überall Platz für einen Kärntner: Guido Burgstaller wird als Tor-King gefeiert, der den Hamburger Kultklub zum Herbstmeistertitel der zweiten Liga schoss, seinen Doppelpack gegen Ex-Klub ebenso dezent feierte wie eine Woche davor seinen Treffer beim 3:2 in Nürnberg, seiner ersten Station in Deutschland. Dreieinhalb Monate vor Österreichs entscheidendem Play-off-Semifinale um das WM-Ticket gegen Wales in Cardiff muss die Frage erlaubt sein: Warum ist Burgstaller kein Thema mehr im Nationalteam?

Die Diskussion gab es schon vor Wochen. Burgstaller versicherte, er habe sich seinen Rückzug im Sommer 2019 sehr gut überlegt, die Entscheidung für seine Familie sei die richtige gewesen. Teamchef Franco Foda registrierte zwar den besten Burgstaller, den es je gab, meinte die Tür zur Rückkehr stehe offen, aber die Initiative müssen vom St. Pauli-Torjäger ausgehen. Aber das kann´s wirklich nicht sein. Burgstaller ist aktuell der beste österreichische Stürmer. Und aktuell weiß keiner, wie schnell oder gut Sasa Kalajdzic im Winter das Comeback beim VfB Stuttgart gelingt, ob Marko Arnautovic nochmals wirklich topfit wird. Aber es geht um die Chance, erstmals seit 1998 sie der bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein. Dann wäre  auch Foda der erste Teamchef Österreichs, der sowohl die Qualifikation für eine Europa-oder Weltmeisterschaft schaffte. Also sollte er sich nicht zu schade sein, in die Offensive zu gehen und Burgstaller selbst anrufen. Das müsste in dieser Situation geradezu Pflicht sein, da dürfen Burgstaller 32 Jahre keine Rolle spielen. Da geht es – hoffentlich – um zwei entscheidende Spiele.

Wenn Foda das selbst, aus welchen Gründen auch immer, nicht will, dann sollte er die Aufgabe Sportchef Peter Schöttel übertragen. Der war vier Jahre lang Burgstallers Trainer bei Wr. Neustadt und Rapid. Der Kärntner ist genau der robuste Stürmertyp, den es gegen die körperbetont agierenden Abwehrspieler aus Wales und hoffentlich auch Schottland braucht. Auch das spricht für Burgstallers Comeback. Wer ihn kennengelernt hat, weiß, dass er nicht beim „Nein“ bleibt, wenn ihm einer der Verantwortlichen sagt, dass ihn Österreich in dieser besonderen Situation braucht. Obwohl Burgstaller sicher nicht gerne an Wales erinnert wird: Der Herbst 2014 bei Cardiff war ein dunkles Kapitel in seiner Karriere. Der Trainer, der ihn holte, hieß Ole Gunnar Solskjaer. Nach einem Monat musste der Norweger gehen. So wie vor zwei Wochen bei Manchester United. Solskjaers Nachfolger ließ Burgstaller links liegen, er „flüchtete“ nach Nürnberg. Wäre irgendwie fast romantisch, sollte Burgstaller fast acht Jahre später am 24. März ausgerechnet in Cardiff mit Österreich ins Endspiel der Play offs um die WM aufzusteigen. Auf sein Comeback „freiwillig“ zu verzichten, wäre derzeit sogar fahrlässig.

Foto: FC St.Pauli.

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