Fußball

Ein Besuch bei Stögers höchstem Sieg: Auch Doskozil jubelte in Dortmund mit

Ein Besuch bei Peter Stöger in Dortmund, bei seinem Kampf um Platz drei mit Borussia gegen Bayer Leverkusen, das mit 4:0 (1:0) den höchsten Sieg seiner im Dezember begonnen Ära brachte und riesige Jubelstimmung, die auf der  Tribüne auch Österreichs Ex-Sportminister Hans Peter Doskozil erfasste, der als bekennender Rapid-Fan eingestand, er würde sich solche Fußballfeste einige Male auch in Hütteldorf wünschen. In einer Light-Version, was die Zuschauerzahlen betrifft. 81 360 in Österreich sind ein Ding der Unmöglichkeit.

Dabei herrsche zu Beginn noch explosive Stimmung. Auf der Stehplatztribüne im Süden des Signal Iduna-Parks , mit 24.454 Fans die größte in Europa, hing als Reaktion auf das 0:2 bei Schalke ein Riesentransparent: „Kein Wille, keine Leidenschaft, kein Mut, keine Robustheit. Niemand verkörpert Borussia Dortmund so schlecht wie ihr.“ Ähnliche Parolen las man zu schlechten Rapid-Zeiten auch schon auf der grün-weißen Fantribüne. Aber dann zeigte die Borussia ihr bestes Gesicht, wirkte aggressiv giftig, leidenschaftlich, verlor nie den Faden, hatte zwar weniger Ballbesitz, aber mehr Torschüsse, das viel bessere Zweikampfverhalten: „Heute waren sie wirklich gut“, musste auch Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger anerkennen. Er konnte nichts ausrichten, weil ihn Trainer Heiko Herrlich nicht aufstellte.  Und wieder einmal tat dies dem zentralen Mittelfeld von Leverkusen nicht gut. Ein Österreicher spielte bei Leverkusen aber doch: Ex-Teamkeeper „Rambo“ Özcan erstmals in der Bundesliga seit dem Wechsel von Ingolstadt im Sommer 2016. Das ergab sich durch die Verletzung von Stammkeeper Bernd Leno. Özcan trug die geringste Schuld an der Abfuhr, speziell nach dem zweiten Dortmunder Tor ließen ihn die Vorderleute im Stich, Was ihn auch ziemlich ärgerte. Vor der Pause hielt er Leverkusen noch im Spiel, Unter anderem mit einem gehaltenen Elfmeter von einem der zwei überragenden Dortmunder, Marco Reus, der dennoch zwei Tore erzielte.

Was ist Stögers Anteil am höchsten Dortmunder Sieg seit dem 6:1 gegen Mönchengladbach am 23. September? Er vertraute nach dem Ausfall von Torjäger Michy Batshuayi und der Verletzung von Weltmeister Andre Schürrle auf  den 18jährigen Flügelflitzer Jadon Sancho. Der Engländer aus dem Nachwuchs von Manchester City kam erst zu seinem neunten Bundesligaeinsatz, dem vierten von Beginn an, und erzielte dabei sein erstes Tor. Die Führung. Zum 3:0 und 4:0 leistete er den Assist. Also ein Goldgriff. Zudem verzichtete Stöger diesmal auf Kapitän Marcel Schmelzer, der nicht einmal auf der Bank sass. Statt ihm stabilisierte der Schweizer 21 Millionen-Winterkauf Manuel Akanji als linker Verteidiger die Abwehr. „Wir haben einige Tage gebraucht, um das Schalke-Spiel zu verarbeiten, eine gute Reaktion gezeigt. Nicht nur gute Phasen wie schon einige Male zuvor, sondern starke 90 Minuten.“ Und auf die Frage eines Journalisten, ob er das Transparent auf der Südtribüne bemerkte, antwortete er in der Pressekonferenz nach dem 4:0 süffisant: „Mitunter bemerk ích auch ein bisserl etwas. Man sollte es nicht glauben.“

Es gab Spektakel, wie es früher mit einer besseren Mannschaft einmal fast üblich war. Stögers emotioneller Torjubel erinnerte etwas an Jürgen Klopp. Die Schlagfertigkeit in der Pressekonferenz gab bei einem lockeren Stöger in Kölner Zeiten öfter als in Dortmund. Sicher  haben ihm die letzten Wochen, die fehlende Stabilität, die Spekulationen um seine Zukunft zugesetzt. Der Schweizer Lucien Favre,von „Bild“ immer wieder als Nachfolger angekündigt, soll  angeblich zu Arsenal tendieren, seit bei den „Gunners“ feststeht, dass  dort Arsene Wenger am Saisonende nach 22 Jahren mit drei Meistertiteln und sieben Cupsiegen als Trainer aufhört. Aber das berührt Stöger nicht. Wie es aussieht, wird er seine Mission erfüllen, die er mit dem Amtsantritt am 9. Dezember bekam: Borussia in die Champions League führen. Der neunte Sieg in 16 Runden bei nur zwei Niederlagen bedeutet einen Punkteschnitt von 2,00 pro Match. So liegt Dortmund drei Runden vor Schluss als Dritter fünf Punkt vor dem Fünften Hoffenheim, der sich wohl mit Leverkusen um den vierten Champions League-Platz  duellieren wird. Nach dem Match ertönten von der Südtribüne Peter Stöger-Sprechchöre. Er weiß das einzuordnen.“Heute Abend geht´s mir gut“, verabschiedete er sich von den Besuchern aus Wien. Aber das ändert nichts an seiner Einschätzung der Situation: „Es ist in der schwierigen Saison nicht selbstverständlich, vor Schalke zu liegen, wie das fast alle Fans fordern.“ Die Südtribüne schickte die Sieger übrigens nach dem Schlusspfiff weg,als sie sich für die Unterstützung bedanken, mit den Fans feiern wollten. Unglaublich. Der Rückstand auf Schalke reduzierte sich auf zwei Punkte, da der Kohlenpottrivale Sonntag bei Stögers Ex-Klub Köln nach einer 2:0-Führung nur ein 2:2 schaffte. Guido Burgstaller spielte erst in der zweien Hälfte, Alessandro Schöpf gar nicht.

Nicht annähernd so gut ging es Samstag Stöger Landsmann und Freund Ralph Hasenhüttl, der mit RB Leipzig  daheim von Hoffenheim demoliert wurde. Nach dem 2:5 fehlen auf den Champions League Platz vier Punkte, auf Dortmund sieben. Aber Hasenhüttl gestand: „Wenn wir so viele Fehler machen, dann haben wir oben nichts verloren. Das muss man klar ansprechen.“ Ein Steirer hatte doch sein Erfolgserlebnis: Michael Gregoritsch beim 2:0-Heimsieg mit Augsburg über Mainz, mit dem sich Augsburg endgültig rettete. Gregoritsch sorgte mit seinem zwölften Saisontor für die Führung, liegt an sechster Stelle der Torschützenliste.

 

 

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