Fußball

Ein Filmabend bei Rapid, Zukunftsticket in St.Pölten, Sturm gegen FK Corona

In dieser Saison, keine Zuschauereinnahmen mehr, vielleicht auch zu Beginn der nächsten Saison, Das sorgt bei fast allen Klubs der Zwölferliga für gröbere finanzielle Sorgen. Die Ausnahmen Salzburg oder  LASK bestätigen sozusagen die Regel. Also sind Ideen gefragt, ob auf andere Art zu Einnahmen – wenn auch weit geringeren, die nicht viel mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten, zu kommen. Da ist man auf die Treue der Fans angewiesen. Den Anfang machte Sturm Graz am 7.April mit einem virtuellen Match gegen den FK Corona, das am 1. Mai um 19. 09 Uhr angepfiffen wird. 1909 ist das Gründungsjahr des Traditionsklubs, daher kostet die Karten, die via Internet erhältlich sind, 19,09 Euro. Ein ausverkauftes Stadion wäre  erwünscht. Jeder Kartenkäufer bekommt als Dank einen Begegnungsschal ab Ende des Monats gratis zugeschickt. Die Grazer Idee grifft auch Zweitligist Wacker Innsbruck auf, verwandelte sie in eine Charity-Aktion.

St.Pölten präsentierte zum Trainingsstart am Mittwoch mit dem neuen Trainer Robert Ibertsberger,  ein Zukunftsticket zum Preis von 24 Euro. Wer eines im Online-Shop kauft, kann es, wenn wieder Fußball mit Zuschauer möglich sein wird, gegen zwei oder drei Karten eintauschen. Rapid hat sich etwas anderes ausgedacht: Einen im Prinzip kostenlosen, weil via Rapid-TV zugängigen Filmabend. Gezeigt wird am 30.April ab 20.15 Uhr die ORF-Dokumentation vom Weg ins Brüsseler Finale des Europacups der Cupsieger 1995/96 unter Trainer Ernst Dokupil, das 0:1 verloren ging, An dem als Spieler der jetzige Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic, Trainer Didi Kühbauer und der Sportvorstand des Erzrivalen Austria, Peter Stöger, entscheidend beteiligt waren. Mit Spielen, die allen, die damals dabei waren, in Erinnerung blieben.

Es war Rapids Rückkehr in den Europacup nach drei Jahren Pause. Die begann im Hanappi-Stadion mit einem 3:1 gegen Petrolul Ploiesti aus Rumänien, bei dem Barisic in der letzten Minuten der ersten und zweiten Hälfte zum 1:0 und 3:1 traf. Dann wartete Sporting Lissabon mit Klassespielern wie Oceano, Dani oder Abel Xavier. Vor dem Hinspiel im Jose Alvalade-Stadion machte der vor vier Jahren verstorbene exzentrische bulgarische Abwehrchef Trifon Ivanov Schlagzeilen, weil er nur sechs Tage nach einer Arthroskopie im Knie wieder einsatzfähig war. Mit dem 0:2 war Rapid gut bedient, die allerwenigsten räumten Grün-Weiß danach Aufstiegschancen ein. Zum Retourspiel am Allerseelentag brachte Dokupil erstmals das Stürmerduo Christian Stumpf und Carsten Jancker. 25.000 Zuschauer kamen ins Happel-Stadion, Kühbauer sorgte nach 25 Minuten mit der Führung für neue Hoffnung.  Die nach der Pause Tormann Michael Konsel mit überragenden Reaktionen am Leben hielt. Im Finish spielte Ivanov nur noch im Angriff. Als keiner mehr damit rechnete, fiel Sekunden vor dem Abpfiff noch das 2:0. Nach Vorarbeit von Ivanov traf Stumpf. Der“Büffel“ brachte Rapid in die Verlängerung, behauptet noch heute so wie damals, dass er sich sein Leben lang an das Tor erinnern wird, auch wenn er um drei Uhr früh geweckt werden sollte. In der Verlängerung traf Stumpf nach 15 Minuten zum 3 :0, ehe Jancker, der zuvor ein Cut auf der Stirn erlitten hatte, für das umjubelte 4:0 sorgte.

Im Viertelfinale wartete Dynamo Moskau. Zunächst im Februar durch ein Tor von Stumpf ein 1:0-Auswärtssieg bei klirrender Kälte, die Rapid-Fans nicht davon abhielt, mit nacktem Oberkörper auf der Tribüne zu jubeln. Im Happel-Stadion dominierten zunächst die Russen, ehe vor 44.000 Zuschauern die große Zeit des blonden Hünen Jancker kam. Wieder rann bei ihm schon vor der Pause das Blut. Diesmal nicht wie gegen Sporting über dem linken Auge, sondern über dem rechten. Er brüllte vor Wut und Schmerzen, diesmal brauchte er einen Turbanverband. Mit dem erzielte er das 1.0, holte den Elfer heraus, den Stöger zum 2:0 verwandelte, schoss das 3:0. Der Turban-Bomber als neuer Liebling der Fans war geboren. Auch im Semifinale gegen Feyenoord Rotterdam mit dem späteren Austria-Sportchef Arie Haan als Trainer, dem jetzigen Leverkusen-Trainer Peter Bosz im Mittelfeld  und dem späteren Rapid-Legionär Gaston Taument im Angriff gingen die Jancker-Festspiele weiter. Im De Kuip von Rotterdam verhinderten zunächst Konsel und Ivanov einen weit klareren Rückstand als das 0:1, ehe Jancker den Ausgleich erzielte. Im wie gegen Dynamo ausverkauften Happel-Stadion gab es im Rapid-Fansektor Transparente mit der Aufschrift „Air Jancker“. Bereits in der ersten Minute bejubelten 48.000 Fans Janckers 1:0, noch vor der Pause sein 3:0, als er waagreceht in der Luft liegend eine Flanke von Andi Heraf verwandelte. Dazwischen traf Stumpf (Bild oben) zum 2:0. Damit stand Rapid als erster österreichischer Klub zum zweiten Mal im Finale des  Cupsiegerbewerbs. Als Jancker am Abend heimkam, traute er seinen Ohren nicht, als am Anrufbeantworter die Stimme von Bayern Münchens Präsident Franz Beckenbauer zu hören war, der höchstpersönlich sein Interesse deponierte. Fünf Jahre später gewann Jancker mit Bayern in Mailand die Champions League.

Corona führte dazu, dass Rapid diese magischen Abende noch einmal in den Mittelpunkt stellt. Der des Finales im Heysel-Stadion gehörte nicht mehr dazu. Zur Enttäuschung des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky, der auf der Tribüne saß,  und mehr als 15.000 Rapid-Fans. Das alles 24 Jahre später nochmals zu sehen, kann zum Erlebnis werden. Wer Rapid im Gegenzug finanziell unterstützen will, kann für den Kinoabend via Online-Shop Karten in drei Kategorien kaufen, sich dazu auch an einem virtuellen Buffet verköstigen.

Foto: SK Rapid.

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