Fußball

Ein Foda-Spion in der Südstadt bei Herzog

Mittwoch hatte Andi Herzog klaren Rückstand auf Franco Foda: Achteinhalb Stunden bei der Pressekonferenz im Happel-Stadion, 195 Minuten beim Abschlusstraining. Herzog stand erst ab 20 Uhr Rede und Antwort, das Training begann erst 45 Minuten später. Alles geschuldet dem Jom Kippur-Feiertag, bei dem die Speiler tagsüber zum Fasten und Gebet in der Synagoge „verpflichtet“ waren. Darauf waren  die drei Österreicher bei Israels Team, Sportchef Andi Herzog, Willi Ruttensteiner und Klaus Lindenberger, eingestellt. Sie haben auch mit der extremen Bewachung, unter der Israels Team stets steht, zu leben gelernt: „Diesen Aufwand hatten wir bisher nur bei unserem Match in Albanien“, erinnert sich Ruttensteiner an den Beginn ihrer Ära bei Israels Team zurück. In Wien waren Einheiten von Kobra und Wega im Einsatz, dazu zehn Mann vom israelischen Sicherheitsdienst. Sechs flogen mit der Mannschaft nach Wien, vier bildeten bereit die Vorhut. Wenn die Israelis ihr Tor so gut bewachen können wie sie vor dem Match bewacht wurden, wird es Österreich sehr schwer haben. In Wien bezog Israel das Hotel, in dem Jogi Löw mit Deutschland vor dem letzten Qualifikationsspiel in Wien vor sieben Jahren abgestiegen war. Deutschland gewann damals mit etwas Glück 2:1.

Als die Israelis Dienstag zum Training in das abgesperrte Südstadt-Stadion fuhren, blockierte die Polizei sogar die Tangente, damit der Bus freie Fahrt hatte. Ähnlich war es Mittwoch auf der Fahrt in den Prater, wird es Donnerstag bei der zum Spiel sein. Dennoch sah bei Israels Training am Hauptspielfeld der Südstadt ein Spion von Franco Foda zu. Admira-Trainer Klaus Schmidt und sein Assistent Joachim Standfest waren mit einer Ausnahemegenehmigung vom ersten Stock des Kabinengebäudes Augenzeugen. Für Ruttensteiner war klar, dass Standfest Foda informieren wird, was bei den Israelis so geschah: „Das hatten wir einkalkuliert. Aber es hat nicht gestört.“ Standfest gehörte zu der Mannschaft, mit der Foda vor acht Jahren bei Sturm den Meistertitel geholt hatte. Das verbindet. Ebenso „logisch“ war, dass Mittwoch einer aus Fodas Trainerteam im Happel-Stadion „versteckt“ Israels Training beobachtete.

So wie Foda macht auch Herzog ein Geheimnis um seine Aufstellung. Das gehört zum täglichen Trainer-Handwerk. Der von Adi Hütter bei Eintracht Frankfurt nicht mehr benötigte Linksverteidiger Taleb Tawatha fand als vertragsloser Spieler inzwischen mit Bulgariens Meister Ludogorez Rasgrad einen neuen Klub, kehrte in den Kader zurück. Rechtsverteidiger Eli Dasa kam als vertragsloser Spieler inzwischen in Holland bei Vitesse Arnheim unter. Auch das stimmte Herzog positiv. Eine Variante für den Fall, dass totales Risiko gefragt war, um zu gewinnen, spielt auch eine Rolle in seinen Überlegungen. Ernst Happel, in dessen letztem Spiel als Teamchef Herzog beim 5:2 gegen Israel das 1:0 und 2:0 erzielt hatte, wäre zu der legendäre Satz „dann spiel´n ma Hollywood“ eingefallen. Herzogs Hollywood-Variante: Vorne Wolfsbergers Torjäger Shon Weissman und Ex-Salzburg-Goalgetter Munas Dabbur, dahinter Eran Zahavi, der Führende in der Schützenliste der EM-Qualifikation.

Der Schiedsrichter der Partie kommt aus Schottland: Teamkapitän Julian Baumgartlinger hat an den 40 jährigen Lehrer William Collum keine guten Erinnerungen. Denn er pfiff letzte Woche bei Leverkusens 0:3 in der Champions League in Turin gegen Juventus. In Wien war Collum vor 14 Monaten im Einsatz: Beim 3:1 von Rapid in der Qualifikation zur Europa League gegen FCS Bukarest. Im März 2018 hatte Collum Red Bull Salzburg im Semifinale der Europa League beim 0:2 in Marseille geärgert, als er nach einem Foul an Stefan Lainer einen Elfer für Österreichs Meister übersehen hatte. Herzog hoffte Mittwoch Abend bei der Pressekonferenz auf einen „big, big day“ einen „ganz großen Tag“ für Israel: „Österreich hat die kreativste Mannschaft der Gruppe. Ich wünsche ihr alles Gute, aber meinem Team mehr Glück!“

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