Fußball

Ein historischer Abend, der Hoffnung macht und Fragen offen lässt

Den regierenden Europameister verdient besiegt, den ersten Sieg über Italien seit 1960, dem 2:1 in der Regenschkacht von Neapel,  gefeiert, erstmals unter Ralf Rangnick im Happel-Spiel gewonnen. Das 2:0 (2:0) gegen die Squadra Azzura verdient das Prädikat historischer Abend, den 18.000 Zuschauer bejubelten. Und der  auch eigenartig, fast komisch war. Wer konnte erwarten, dass Österreich zu mehr Torchancen kam, mehr Torschüsse hatte als vier Tage vorher beim1:0 gegen Andorra? Die erste Stunde war im achten Spiel der Ära von Rangnick sicher die beste. Mit viel Mut zum frühen Attackieren, dadurch vielen Ballgewinnen, starken Aktionen in Ballbesitz, vielen Chancen. Da waren mehr als zwei Tore möglich. Aber zugleich gab es auch keine neuen Erkenntnisse über die Besetzung der Außenpositionen im Mittelfeld. Das bleibt weiterhin ein offenes Thema.

Rangnick entschloss sich zu einem 4-4-2 mit vier zentralen Mittelfeldspielern (Christoph Baumgartner, Nicolas Seiwald, Xaver Schlager, Marcel Sabitzer) und Salzburgs Junior Adamu, der erstmals zur Startelf gehörte, als zweite Spitze zu Marko Arnautovic, dessen beste Szene, eine spektakuläre Ballmitnahme, schon den Besuch des Spiels wert war. In der Viererabwehr begannen vier gelernte Innenverteidiger. Das ist aktuell zu vertreten, da sowohl Stefan Posch bei Bologna als auch Max Wöber in Salzburg auf den Außenpositionen eingesetzt waren. Im Mittelfeld sollten  Baumgartner und Sabitzer über außen kommen. Ihre Stärken liegen im Zentrum. Durch ihre Ballsicherheit machten sie gute Figur. Die Variante funktionierte gegen das 3-4-2-1  von Italiens Teamchef Robert Mancini, da die Italiener selbst dominieren wollten, was ihnen erst nach 65 Minuten gelang. Aber gegen Mannschaften, die tief verteidigen, wie es im März zum Start der EM-Qualifikation von Aserbaidschan und Estland zu erwarten ist, werden schnelle Spieler, die über außen Druck machen, die auf diesen Positionen auch bei ihrem Klub eingesetzt werden, notwendig sein.

Der Abend hatte zwei herausragende Spieler: Schlager und der vor Anpfiff als Österreichs Sportler des Jahres geehrte David Alaba. Dass sie die Torschützen waren, passte zu ihren Leistungen. Schlager machte die Führung nach sechs Minuten durch einen resoluten, grenzwertigen Ballgewinn gegen Paris-Legionär Marco Verratti möglich, wodurch Arnautović ins Spiel kam, der den Ball dem Leipzig-Legionär in den Lauf spielte und der seinen dritten Treffer im Team erzielte. Wäre der VAR im Einsatz gewesen, hätte es zumindest einen On Field-Review des deutschen Referees Christian Dingert gegeben. Alaba, dem bei Italiens erstem Angriff bei seiner Rettung in letzter Sekunde fast ein Eigentor passiert wäre, bezwang nach 35 Minuten mit einem Freistoßhammer aus 25 Metern unter die Latte Gianluigi Donnarumma. An einem sehr guten Tag hätte Italiens Tormann den Treffer vermutlich nicht kassiert. Alabas 15. Treffer im Teamdress war der erste seit 25 Spielen, seit dem 2:1 gegen Nordmazedonien im Happel-Stadion, mit dem am 16. November 2019 das EM-Ticket fixiert wurde. Kurz nach der Pause verhinderte Donnarumma hingegen bei einem Posch-Kopfball nach perfekter Vorarbeit von Sabitzer Österreichs 3:0-Führung.

Mancini tauschte mit Beginn der zweiten Hälfte vier Spieler ein, darunter die Torschützen vom 2:1 gegen Österreich im EM-Achtelfinale, Federico Chiesa und Matteo Pessina. Napoli-Star Giacomo Raspadori zwang Österreichs Tormann Heinz Lindner nach 70 Minuten zu einer Glanztat, vor der Pause bekam der Sion-Legionär erst nach 42 Minuten einen gefährlichen Schuss zu halten. Er schaffte sein zweites „zu null“ in der Rangnick-Ära. Das erste gelang Lindner beim 3:0 in Kroatien im Juni. Chiesas Chance war gleichzeitig das Zeichen für Rangnick, auf drei Innenverteidiger (Posch, Philipp Lienhart, der das Freiburg-Duell gegen den zur Pause ausgewechselten Vincenzo Grifo klar gewann und Alaba) und Fünferabwehr (mit Joker Philipp Mwene und Sabitzer als Außenverteidiger) umzuschalten. Es gelang, das 2:0 zu halten. Somit konnte Rangnick zufrieden Bilanz ziehen: „Mit solchen Leistungen schaffen wir auch die EM-Qualifikation!“ Da hat er recht. Montag übersiedelt Rangnick nach Pula zum „Perspektivlehrgang“. Wird auch den Jahresabschluss der U 21 gegen Kroatien sehen. Zugleich für Werner Gregoritsch sein 100. Länderspiel als Teamchef. Eine beachtliche Marke.

 

Foto: PhotobyHofer/Christian Hofer.

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