Fußball

Ein Lebenszeichen von Dragovic

Euphorischer wird Pep Guardiola kaum jubeln können, wenn er mit Manchester City am 26.Mai 2018 in Kiew die Champions League gewinnen sollte. So feierte er Dienstag Abend im King Power Stadium von Leicester  vor 31.652 Zuschauern den Aufstieg ins Semifinale des League Cups. Durch ein 4:3 im Elfmeterschießen nach einem 1:1 über 120 Minuten.  Bei den Verlieren gab es einen österreichischen Sieger: Aleksandar Dragovic nutzte das Match, um ein kräftiges Lebenszeichen abzugeben. Auch wenn er nach 111 Minuten mit Krämpfen ausgetauscht werden musste. Aber der quirlige, laufstarke, 20jährige City-Stürmer aus Brasilien, Gabriel Jesus, forderte ihm alles ab.

Von der Mannschaft, die am Wochenende zuvor Tottenham 4:1 abgefertigt hatte, standen beim überlegenen Tabellenführer der Premier League nur der frazösische Innenverteidiger Eliaquim Mangala und der deutsche Teamspieler Ilkay Gündogan in der Startelf. Aber von einer B-Elf zu reden, das wäre vermessen.  Da spielten der chilenische Teamkeeper Claudio Bravo, der von Real Madrid gekommene brasilianische Verteidiger Danilo, der von Monaco um 50 Millionen Euro gekaufte Portugiese Bernardo Silva, der vor der Pause Manchester City in Führung brachte, mit dem 17jährigen Phil Foden der beste Spieler der letzten U17-WM in Indien, bei der er mit England den Titel gewann, Routinier Yaya Toure, der ukrainische Jungstar Oleksandr Zinchenko. Eine Mannschaft, die in Österreich der heißeste Titelkandidat wäre.

Bei Leicester ließ Trainer Claude Puel  seine besten Offensivspieler, Torjäger Jamie Vardy und Riyad Mahrez, bis zur 57. Minute draussen. Vardy verwandelte in der achtminütigen Nachspielzeit einen umstrittenen Elfer zum Ausgleich, in der Verlängerung passierte nichts. Daher Entscheidung im Penaltyschießen, das Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs eröffnete, Leicester in Führung brachte. Danach kamen anders als gewohnt jeweils zwei Schützen einer Mannschaft. Gündogan und Toure sorgten für die City-Führung, Englands Teamstopper Harry Maguire und der Spanier Vicente Iborra brachten wieder Leicester in Front, ehe der in Hamburg geborene Lukas Nmecha und Jesus Leicesters letzte Schützen, Vardy und Mahrez unter Druck setzten. Beide versagten. Eigentlich paradox.

Dragovic wollte, wie es seine ruhige Art ist, nachher nicht viel reden: „Es war eine extreme Herausforderung, voll da zu sein, wenn man gebraucht wird.“ Das schaffte er. In seinem dritten Match bei Leicester. Auch die ersten zwei bestritt er im Ligacup. Am 19. September (2:0 über Liverpool) und am 24. Oktober (3:1 gegen Leeds). Das letzte ernste Match, das der Innenverteidiger vor Diensta spielte, war das 2:1 mit Österreich gegen Uruguay zum Debüt des neuen Teamcshfs Franco Foda fünf Wochen zuvor am 14. November im Happel-Stadion.  Dazwischen sammelte er nur einmal in Leicesters B-Elf etwas  Spielpraxis. Sein Lebenszeichen war auch für Puel nicht zu übersehen, aber für Dragovic zählt nur die Premier League. Und er weiß, dass dieses Lebenszeichen wenig verändert hat: Maguire spielt eine sehr gute Saison, der 33jährige Jamaikaner Wes Morgan, den er  im League Cup ersetzte, ist Kapitän. Der wird Samstag in der Premier League gegen Manchester United wieder erste Wahl sein. Aber das dichte Programm rund um die Weihnachtszeit, am Boxing Day in London gegen Watford, am 30. Dezember in Liverpool und am Neujahrstag daheim gegen Huddersfield könnte Dragovic zu seinem ersten Match in der Premier League verhelfen. Gerüstet wäre er dafür. Auch wenn er darüber nichts sagt: Man sah gegen Manchester City, dass er körperlich zugelegt hat. Das Training in England machte ihn robuster.

Marko Arnautovic spielte Dienstag beim 0:1 von West Ham bei Arsenal rund 100 Minuten kürzer als Dragovic, kam erst im Finish, um das Ausscheiden zu verhindern. Gelang nicht. Das zeigte aber auch, dass Trainer David Moyes ihn zu den Stützen zählt, die er für die vier wichtigen Spiele um Punkte innerhalb von zehn Tagen schonte: Das Kellerduell gegen Newcastle, dann auswärts Tabellennachbar Bournemouth, das Londoner Derby gegen Tottenham und in Birmingham West Bromwich. Das Programm für Sebastian Prödl und Watford: Auswärts Brighton und ein Wiedersehen mit Markus Suttner,  vielleicht Österreicher-Duell gegen Leicester, Schlusslicht Swansea und in Manchester Tabellenführer City. Kevin Wimmer und Stoke stehen gegen West Bromwich, in Huddersfield,  an der Stamford Bridge gegen Chelsea und gegen Newcastle unter Zugzwang. Also wirklich nichts mit ruhgier Weihnachtszeit.

Foto: FC Leicester City.

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