Fußball

Ein Mail führte zu Pfeifenbergers Ende nach nur 97 Tagen

So kurz wie bei Litauens Meister Sudova Marijampole, nämlich nur zwei Spiele oder 97 Tage, dauerte noch kein Abschnitt in der Trainerkarriere von Heimo Pfeifenberger. Im Jänner präsentierte ihn millionenschwere Präsident Vidamantas Murauskas Österreichs Ex-Teamspieler (Bild oben), dann ein Trainingslager auf Zypern, zwei Spiele, ein 0:1 um den Supercup gegen Schalgiris Wilna, ein 1:0 in der Meisterschaft gegen Banga, dann folgte wegen Corona am 15. März die Rückkehr nach Salzburg. Wo Pfeifenberger in dieser Woche die Entlassung präsentiert bekam. Als Quittung für seine aufrechte, geradlinige, korrekte Art, für die er immer bekannt war.

Vor einem Monat quittierte der 30 jährige Sportchef Karolis Skinkys, der Pfeifenberger engagiert hatte, den Dienst, wechselt nach Indien zu den Kerala Blasters. Als Nachfolger  setzte der Präsident seinen Sohn Andrius ein. Der teilte dieser Tage jedem Spieler mit, dass bis auf weiteres nur 40 Prozent des vertraglich festgelegten Gehalts ausbezahlt werden. Der Rest werde folgen, sobald die  UEFA-Gelder für die Qualifikation zur Champions League, in der Sudova 2019 in der ersten Runde an Roter Stern Belgrad gescheitert war, fließen werden. Nur weiß derzeit keiner, wann heuer die Qualifikation beginnen wird.

Pfeifenberger fand in der kurzen Zeit bereits einen guten Draht zu den Spielern, zu denen mit Thomas Salomon, Daniel Offenbacher und Mihat Topcagic auch drei gehörten, die er bereits aus seiner Zeit bei Grödig, Wr. Neustadt und Wolfsberg kannte. Die Mannschaft informierte den Trainer, mit der Entscheidung des Präsidenten nicht gut leben zu können, nicht akzeptieren zu wollen. Daraufhin schrieb Pfeifenberger dem Präsidenten eine Mail, in der er ihm seine Sicht der Dinge darstellte. Dass man die Mannschaft nicht vor vollendete Tatsachen stellen kann, ohne vorher mit ihr darüber geredet zu haben. Der Trainer ergriff also Partei für seine Spieler, was dem Präsidenten überhaupt nicht gefiel, offenbar zornig machte. Prompt folgte die Entlassung, die ohne Begründung auf der Homepage des Klubs verkündet wurde. Kapitel beendet. In Litauen Prozess gegen Boss Murauskas zu führen, damit der bis November laufende Vertrag ausbezahlt wird,  kann man als sinnlos bezeichnen. Pfeifenberger wird nur via Weltverband FIFA zu seinem Recht kommen können.

Die Erfahrung, im Osten Europas den Launen der Präsidenten ausgeliefert zu sein, machte  Rapids letzter Meistertrainer Peter Pacult bereits in Slowenien, Serbien, Kroatien, Albanien und im Montenegro. Pfeifenberger bereits bei seiner ersten Auslandsstation als Trainer in Litauen.

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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