Fußball

Ein Mobbingopfer am Weg zum Stammspieler: Teigl

Vor vier Monaten forderten die Augsburg-Fans in einem Transparent „Winterpause nützen-Teigl abschieben. Letzten Freitag skandierten sie aber seinen Namen, als der Platzsprecher erstmals den Namen von Gernot Teigl in der Startaufstellung nannte. Das 26jährige Mobbingopfer unterwegs zum zweiten österreichischen Stammspieler in Augsburg nach Martin Hinteregger? „Ich bin es noch nicht gewohnt, von Anfang an zu spielen. Aber ich kann darauf aufbauen, mich Schritt um Schritt verbessern. Mit mehr Spielen krieg´ ich auch mehr Selbstvertrauen“, prophezeite der gebürtige Wiener, dessen Markwert laut  „Transfermarkt“ derzeit bei 750.000 Euro liegt.

Vor acht Jahren wechselte er mit 18 aus der St. Pöltener Akademie zu den Red Bull Juniors und Trainer Niko Kovac, später Kroatiens Teamchef, jetzt  bei Eintracht Frankfurt. Der erkannte schon damals: „Seine Schnelligkeit ist eine Waffe, die man nützen muss“ Mitunter  wurde der Flügelflitzer, der auch schon als Offensiv-Verteidiger eingesetzt wurde, mit 34,7 Stundenkilometern „gestoppt“. Damit läßt sich schon etwas anfangen. Drei Jahre lang gehörte Teigl ab 2011 in Salzburg zum Aufgebot der Kampfmannschaft, gewann das Double, erzielte in 70 Spielen sieben Tore, ehe ihn Sportchef  Ralf Rangnick 2014 nach Deutschland zu RB Leipzig schickte, damals in der dritten Liga.  Teigls liebste Erinnerung an Salzburg ist in seiner Nähe: Karin Kaswurm, lange Zeit Platzsprecherin  im Stadion. 2016 verlobten sie sich in New York, heuer wird geheiratet. Gemeinsam betreiben sie eine Internetagentur: Karin interviewt interessante Persönlichkeiten, Georg fotografiert.

Mit Leipzig marschierte Teigl zunächst in die zweite Liga. Als es  im Frühjahr 2016 um den Aufstieg ging,  setzte Rangnick, inzwischen auch Trainer,  nicht mehr auf den von ihm zuvor protegierten Teigl. Der zog mit Hilfe seines Berates Andreas Sadlo von der Agentur Arena 11 die Konsequenzen: Ablösefrei Wechsel nach Augsburg, am 28. Mai unterschrieb er einen Vierjahresvertrag. Unter Ralph Hasenhüttl hat Teigl daher nie trainiert. Zu seinen ersten Bundesligaminuten beim neuen Klub kam er ausgerechnet in Leipzig. Da brachte ihn Trainer Dirk Schuster im Finish als Joker.

Weil ihn die Leipzig-Fans wegen seiner Vergangenheit noch mit Sprechchören feierten, ging Teigl trotz 1:2-Niederlage mit den Leipziger Siegern in die Fankurve und feierte mit ihnen. Eine emotionelle Angelegenheit. Die in einigen Kreisen der Augsburg-Anhänger gar nicht gut ankam. Transparente beim nächsten Heimspiel, die seinen Verkauf forderten. Aber Manager Stefan Reuter, die Mitspieler standen zum Mobbingopfer. Teigl entschuldigte sich via Facebook: „Die ungute Situation von damals spielt keine Rolle mehr. Ich bin darüber hinweg.“

Denn seit  dem Trainerwechsel von Schuster zu Manuel Baum Anfang Dezember ist er mehr gefragt. Zwei Einsätze zu Beginn, der erste vier Tage vor Weihnachten in Dortmund beim 1:1, der zweite letzten Freitag beim 1:3 gegen Leverkusen. Beide Male gute Ansätze. Samstag wird Teigl beim Letzten in Darmstadt Wiedersehen mit einem Freund aus Leipziger Zeiten feiern, den er auch zu seiner Hochzeit einladen wird: Ex-Rapidler Terrence Boyd. Aber das ist erst nach dem Spiel wieder ein Gesprächsthema: „Wir stehen nur sechs Punkte vor einem Abstiegsplatz“, schätzt Teigl Augsburgs Situation sehr realistisch ein.

 

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