Fußball

Ein Österreicher-Rekordtor reichte gegen Stöger nicht

Derzeit kein Schalke-Spiel ohne Österreicher-Tor. In Köln traf aber nicht Guido Burgstaller, sondern Alessandro Schöpf bereits nach 65 Sekunden. Der erste Schock für Peter Stöger durch den Tiroler, dem bald ein zweiter hätte folgen können. Denn da blieb Kölns  Torjäger Anthony Modeste nach einem Duell mit Schöpf liegen, hielt sich die linke Schulter. Wirkte danach gehandikapt, was den Franzosen nicht hinderte, knapp vor der Pause mit seinem 17. Saisontor, das ihn auf Platz eins der Schützenliste brachte, für den Ausgleich zu sorgen, als er mit einem Fuß im Abseits stand. Aber das reklamierte Schalkes Torschütze, der in dieser Situation einen Schritt zu spät kam, nicht: „Wir haben zu früh aufgehört, Fußball zu spielen, sondern begonnen, das Ergebnis zu verwalten. Darum  kassierten wir den Ausgleich“, ärgerte sich  Schöpf, der aber für zwei Rekorde sorgte: Für das schnellste Schalke-Tor seit Dezember 2014 und die beste Laufleistung eines Schalke-Spielers in dieser Saison. 13,44 Kilometer können sich sehen lassen.

Vor den Augen von Marcels Kollers Assistenten Thomas Janeschitz blieb es bis zum  Ende beim 1:1. Auch weil der dritte „Burgknaller“ in Folge bei Schalke ausblieb.  Guido Burgstaller vergab die Chance dazu, als in der 77. Minute allein auf Kölns Tor lief, den Ball über Keeper Kessler hob, aber auch knapp am langen Eck dabei: „Das muss ich eigentlich machen“, gestand  der selbstkritische Kärntner. Seine letzte Aktion vor dem Austausch. Sein Trainer Markus Weinzierl: „Wir hatten keinen Knipser wie Modeste, das war der Unterschied in Sachen Effizienz.“  Das kann man auch als erste leise Kritik an seinem Winterkauf werten.

Nach Schlusspfiff gab´s am Rasen ein Shakehands von Burgstaller  mit Stögers Assistent Manfred Schmid, der ihn vor Jahren bei Wr. Neustadt trainiert hatte. Danach begann für Schöpf und ihn der Interviewmarathon. Stöger sah es anders als Burgstaller: „Zwei Österreicher-Tore gegen einen Landsmann , das wäre gar nicht gegangen“, meinte er lächelnd. Mit dem Punkt konnte er mit Blickpunkt Europacup-Qualifikation leichter leben als Schalke: „Ich bin mit unserer Leistung einverstanden. Gegen eine Mannschaft, die so gut unterwegs ist wie derzeit Schalke, macht es die Sache nicht leichter, so schnell in Rückstand zu geraten. Aber wir sind nicht umgefallen, sondern kamen  zurück.“   Auf Kölns Europacupchancen sowie die nächsten Gegner Leipzig und Bayern angesprochen, meinte er mit todernster Miene: „Wer nach Europa will, der muss Leipzig und Bayern weghauen.“ Es dauerte doch  einige  Sekunden, bis alle im Presseraum des Kölner Stadions begriffen, wie ironisch Stöger das meinte. Ernst redete er, als man ihn auf den Eklat  um Bayern-Trainer Carlo Ancelotti am Samstag in Berlin ansprach, der beim Abgang in die Kabine bespuckt wurde, worauf er mit dem Stinkefinger antwortete: „Ich bin auch schon beflegelt worden“,  bezog Stöger klar Stellung, „in Österreich noch mehr als in Deutschland. Aber wenn man nur als Aushängeschild dasteht, das keine Reaktion zeigen darf, wird´s auf Dauer nicht lustig.“

Auch Ralph Hasenhüttl  verteidigte nach Leipzigs 2:1  in Mönchengladbach, bei dem Marcel Koller wegen Stefan Ilsanker und Marcel Sabitzer auf der Tribüne sass (Samstag hatte er  in Mainz bei Bremens erstem Sieg in diesem Jahr Zlatko Junuzovic beobachtet),  Ancelotti. Aber mehr beschäftigte ihn schon Leipzigs gelungene Reaktion auf die erste Heimpleite eine Woche zuvor nach  drei Auswärtsspielen hintereinander ohne Sieg: „Die drei Punkte machen mich richtig stolz. Wir haben uns das Quentchen Glück erarbeitet.“ Etwa durch Ex-Salzburg-Torhüter Gulasci, der mit einem gehaltenen Hazard-Elfer den Ausgleich zum 1:1 verhinderte: „Hier werden noch einige  Mannschaften Punkte lassen“, prophezeite Hasenhüttl, „wir haben gezeigt, das wir noch heiß sind.“  Weil es gelang, den Rückstand zu Bayern von sieben auf fünf Punkte zu reduzieren. Der Kurs Richtung Champions League stimmt vor dem Trainerduell gegen Landsmann Stöger, gegen den Hasenhüttl  noch nie verloren hat.

Österreichische Erfolgserlebnisse in Deutschland  gab´s Sonntag auch in der zweiten Liga: Martin Harnik sorgte bei Hannovers 2:1 in Dresden mit seinem 11.Saisontor für die Führung, Christopher Trimmel erobert mit Union  Berlin durch ein 2:1 in Karlsruhe beim Duell der Ex-Rapidler gegen Jimmy Hoffer Platz drei hinter VfB Stuttgart und Hannover. Derzeit würde  Union Berlin Relegation um den Aufstieg gegen Werder Bremen spielen.

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