Eishockey

Ein offener Brief: Gratulation zum Tausender, Thomas Vanek!

Hallo Thomas! Als ich Dich im Dezember 2001 bei der U20-WM in Kapfenberg erstmals spielen sah, konnte keiner ahnen, dass Du 16 Jahre und zwei Monate später der erste Österreicher mit 1000 Spielen in der besten Eishockey-Liga der Welt, in der NHL, sein wirst. Du warst damals 17 Jahre jung, aber schon drei Jahre in Nordamerika. Es war eine riskante Privatinitiative, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Du bist der beste Eishockeyspieler geworden, den Österreich je hervorgebracht hat. Und ich weiß nicht, ob die anderen NHL-Legionäre aus der Alpenrepublik, Michael Grabner und Michael Raffl, Deine Marken erreichen werden, die Du in 13 Jahren NHL, seit dem Debüt am 5. Oktober 2005 für die Buffalo Sabres gegen die New York Islanders geschafft hast. Zwei Jahre zuvor hatte Buffalo Dich gedraftet.

In Nordamerika zählt man ja die NHL-Spiele etwas anders, Grunddurchgang und Play-off nicht zusammen. Das Heimspiel mit den Vancouver Canucks gegen Tampa Bay Lightning, dem derzeit besten Team der NHL,  Samstag Abend in der Rogers Arena war Dein 937. im Grunddurchgang. Dazu kommen noch 63 im Play-Off. Dabei hast Du für Buffalo, danach für die New York Islanders, die Montreal Canadiens, Minnesota Wild, die Detroit Red Wings und jetzt Vancouver 348 Tore erzielt und  386 Assists geleistet. Im Play-off gelangen 20 Tore und 14 Assists. Zahlen, auf die Du sehr stolz sein kannst. Es passte zu Deiner Karriere, dass Du im 1000.Spiel ein stürmisch umjubeltes Tor erzielt hast. Nicht das erte mit dem spektakulären „Bauerntrick“. Das Tor umkurvt, so den russischen Goalie Andrei Vasileskiy ausmanövriert, dann vor das  leere Tor gefahren, getroffen. Michael Grabner, mit 30 Jahren um vier jünger als Du, hält derzeit bei 548 NHL-Spielen,  Raffl mit 29 bei 334. Da fehlen noch einige Jahre zum Tausender.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in absehbarer Zeit nochmals ein Eishockeyspieler zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt wird wie Du als bisher einziger 2007. Du hast eigentlich überall Spuren hinterlassen. Auch bei einer A-WM. 2004 in Prag war es, als Du nach Deiner Zeit auf der University Minnesota Österreich gegen Kanada 2:0 in Führung geschossen hast. Auch wenn es kein Sieg wurde, auch das 2:2 ist historisch. Am Beginn Deiner Buffalo-Zeit  hab ich auf eine Initiative von Sporthilfe-Chef Toni Schutti mit Dir in der „Krone“ Deine Kolumne „Grüsse aus der NHL“ erfunden. Kamen sehr gut an, Deine  Insidergrüsse. Ich war 2007 gerade mit Österreich U20-Fußballern bei der WM in Edmonton, als Dir die Edmonton Oilers einen Supervertrag geboten hatten. Irgendwie machten einen Österreicher auf Kurzbesuch in Kanada die Schlagzeilen über einen Landsmann stolz. Aber Buffalo bot damals mit, also bliebst Du in den USA. Warst mit dem Sechsjahresvertrag einer der Topverdiener in der Eliteliga. Ich habe Dich im Niagara Center von Buffalo spielen gesehen, mit den Sabres im Madison Square Garden von New York. Vor dem Match nahmst Du Dir geduldig Zeit für österreichische Fans, die wegen Dir über den großen Teich gejettet waren, Zeit, um ihre Fragen zu beantworten, geduldig Autogramme zu schreiben. Anders war es auch nicht während deiner Zeit bei den Islanders  im Nassau Coliseum auf Long Island. Noch immer  geh ich am Morgen nach Deinen Spielen zum Computer. Via nhl.com kann man ja alle Deine Tore und Assists sehen. Immer ein Beweis, dass Du noch immer voll im Saft bist. Als Österreichs Teamchef von dem Treff mit Dir vor zwei Monaten aus New York zurückkam, frage ich ihn nach seinen Eindrücken von Dir. Er fand das Gespräch mit Dir sehr gut und interessant, meinte, vor dem Tor noch immer Weltklasse.

Du warst einmal beim All-Star-Game dabei, hast in Deinen 13 Jahren mit Stanley-Cup-Siegern wie Henrik Zetterberg und Brian Campbell zusammen gespielt, mit Olympiasiegern, Weltmeistern, Toptorhütern wie Corey Price in Montreal oder Ryan Miller in Buffalo. Letztes Jahr auch mit Deinem Jugendidol: Mit Jaromir Jagr, Olympiasieger, Weltmeister und Stanley-Cup-Gewinner in einer Person, 20 Partien für die Florida Panthers. Da ging in Sunrise für Dich noch einmal die Sonne auf, auch wenn der große Erfolg nicht gelang. Letzte Woche haben die Calgary Flames den 45jährigen Jagr wegen vieler Verletzungen auf die Transferliste gesetzt,  seine glanzvolle  NHL-Karriere beendet. Auf 1941 NHL-Spiele mit 844 Toren und 1278 Assists wie er wirst Du nicht mehr kommen. Du wirst aber auch nicht wie Jagr danach in Deine Heimat zurückkehren und dort einem Klub, der Dir gehört, versuchen, in die höchste Liga zu schießen. Jagr versucht es in Kladno. Du besitzt keinen Verein in Österreich, obwohl Du Dir jederzeit einen leisten könntest. Wäre aber gar keine schlechte Idee. Denn bei einem Klub mit dem Besitzer Vanek würde sicher mehr Wert auf einheimische Talente gelegt werden als auf drittklassige Legionäre.

Dein Traum, als erster Österreicher den Stanley Cup zu gewinnen, lebt noch immer. Als Realist weißt du aber auch, dass mit fortschreitendem Alter die Chancen darauf immer geringer werden. Aber weiß, vielleicht holt Dich bis zum 26. Februar, bis zum Transferende, nach Deiner guten Saison in Vancouver noch ein Verein mit Stanley-Cup-Ambitionen. Egal, was Deine Karriere noch bringt, es war schon jetzt eine große. In der Du es jetzt einmal auf Dich genommen hast, eine ganze Saison getrennt von Deiner Frau Ashley und Deinem „privaten Sturm“, den drei Söhnen, getrennt zu leben. In diesem Sinne alles Gute zum Tausender und ein Kompliment: Du bist nie abgehoben, warst Dir schon als NHL-Star nicht zu schade, für Österreich in Innsbruck bei einer B-WM zu spielen. Du bist immer der sympathische, nette Mensch geblieben. Zum Abschluss noch ein  egoistischer Wunsch: Wenn Du nicht im NHL-Play-off stehst, spiel bitte noch einmal für Österreich bei der WM, hilft mit, den fast schon üblichen Abstieg eines Aufsteigers zu verhindern. Wenn Du Dich dazu entschliesst, dann wäre Kopenhagen im Mai sicher eine Reise wert.

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