Freitag sprach Rapid-Präsident Michael Krammer von einem guten Tag für Rapid, als er Zoran Barisic als neuen Geschäftsführer Sport präsentierte. Der Samstag, das 0:1 (0:1) in Mattersburg, war für Rapid ein Tag zum Nachdenken, der zumindest Bedenken für den Start ins Play Off um den letzten Europa League-Platz am 28. Mai im Hütteldorfer Allianz-Stadion nährte. Da gibt es wieder das grün-weiße Duell zwischen Wien und dem Burgenland. Barisic war bei der zweiten Rapid-Niederlage im Pappel-Stadion in diesem Jahr nicht vor Ort. Bei der sich zeigte, dass aus dem 1:2 am 10. März, das die Meistergruppe gekostet hatte, wenig gelernt wurde: „Es ist immer das gleiche Theater“, ärgerte sich Thomas Murg. Zwar die überlegene Mannschaft, die ihre Chancen nicht verwertet, optische Überlegenheit nicht in Tore umsetzen kann und daher verliert wenn ein Treffer kassiert wird. Mattersburgs Trainer Klaus Schmidt gestand, dass die Mannschaft, die dominiert hat, verlor: „Aber Rapid hat keine zwingenden Chancen herausgespielt. Und damit kann man unseren Sieg auch als verdient sehen.“
Zwingend war sicher die erste Chance im ganzen Spiel, die Christoph Knasmüllner nicht nützte. Mattersburg machte es wenig später durch Martin Pusic besser, Andreas Gruber hatte danach sogar das 2:0 am Fuß. Das auffälligste bei Rapid: Dass Tormann Richard Strebinger, den Trainer Didi Kühbauer wieder aufstellte, um eine Tormanndiskussion vor dem Play-off zu eröffnen, im Finish seinen „Helm“ ablegte. Vielleicht weil er plante, bei Eckbällen nach vorne in den Mattersburger Strafraum zu gehen und Kopfbälle ohne Helm leichter sind als mit. Aber es kam nicht dazu. Die unnötige Niederlage nervte Kühbauer zumindest im „Sky“-Interview ziemlich. Die Antworten auf normale Fragen waren nicht gerade prickelnd. Eine hieß „weil sie ein Tor geschossen haben“, als man von ihm wissen wollte, warum Mattersburg gewann. Und lautete „weil wir kein Tor geschossen haben“, als es darum ging, warum Rapid verlor. Sauer war Rapids Trainer, weil seiner Ansicht nicht lange genug nachgespielt wurde, weil Mattersburg-Spieler im Finish öfters zu Boden gingen und damit Unterbrechungen erzwangen.
Gegenüber dem ORF und auf der Pressekonferenz war Kühbauer nicht mehr so wortkarg. Wer will, könnte jetzt recherchieren, ob er ein gestörtes „Verhältnis“ zum Interviewer hat. Aber das wäre in etwa genauso mühsam wie es für Rapid war, die Mattersburger Abwehrmauer auszuspielen: „Wir haben keinen Messi oder Ronaldo. Wenn ein Gegner mit zehn Mann hinten steht, wird´s schwer“. Mattersburg wird auch am 28.Mai in Hütteldorf mit zehn Mann hinten stehen. Vielleicht gibt der Heimvorteil Rapid mehr Power und Durchschlagskraft. Aber die zwei Heimsiege dieser Saison gegen die Burgenländer gelangen auch nur mit einem Tor Differenz. Ein Selbstläufer wird das sicher nicht, die verpatzte Saison zu einem versöhnlichen Ende zu bringen.
Drei Tage, bevor Rapid und Mattersburg inklusive Cup zum sechsten Mal in dieser Saison aufeinandertreffen, spielt Rapid noch daheim gegen Altach, Mattersburg beim Letzten Wacker Innsbruck. Für Kühbauer ist dabei alles „erlaubt“, weil es auch für Altach um nichts mehr geht, Mattersburg ist hingegen noch in den Abstiegskampf involviert. Der wird zwischen den Tirolern, die Samstag in der Südstadt mit dem 2:3 bei der Admira das rettende Ufer verpassten und Hartberg entschieden. Somit muss erstmals seit 1999 ein Aufsteiger gleich wieder absteigen. Hartberg hat zwei Punkte mehr und damit die bessere Ausgangsposition, empfängt die gerettete Admira. Die Südstädter schafften den Klassenerhalt auch dank eines Supertors von Rapids Wunschstürmer Sasa Kalajdzic. Jetzt kann man darüber diskutieren, ob Barisic-Vorgänger Fredy Bickel im Jänner nicht vielleicht doch den zugegeben überzogenen Forderungen von Admiras Manager Amir Shapourzadeh nach vielen, vielen Bonizahlungen für Kalajdzic zusätzlich zur 1,5 Millionen-Ablöse nachgeben hätte sollen. Kalajdzic erzielte in diesem Jahr sieben Tore. Das schaffte kein Rapidler.