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Ein schweres Foul der Politik an der Bundesliga

Gesundheitsminister Rudi Anschober versichert stets, ein Fußballfan zu sein. Am Tag der Eröffnung der Bundesliga-Saison 2020/21 war davon nichts zu merken. Da beging er im Namen der ganzen Politik ein schweres Foul, das am grünen Rasen  wohl mindestens mit einer gelben Karte geahndet werden würde, sogar als reif für rot gelten würde. Siebeneinhalb Stunden vor dem  Anpfiff zu Rapid gegen Admira in Hütteldorf verkündete Anschober, dass wegen steigender  Corona-Infektionszahlen ab Montag nicht mehr höchstens 10.000 Zuschauer in die Stadien dürfen, sondern nur noch 3000. Auch wenn Anschobers Corona-Ampel auf grün steht. Wie im Fall von Salzburg. Diesen speziellen Fall kann man sogar als Gemeinheit bezeichnen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz ließ zugleich durchblicken, es werde bis Jahresende bei dieser Regelung bleiben. Die Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler zwar bedauerte. Aber mit der Bemerkung, im internationalen Vergleich lasse man ohnehin noch viel  zu, den Klubs durch die Blume mitteilte, sie sollten froh sein, dass nicht wieder Geisterspiele befohlen wurden. Da ist Kogler in Sachen Sport wieder einmal nicht gut informiert: In Deutschland dürfen nächsten Samstag zu RB Leipzig gegen Mainz 8000 Zuschauer in die Red Bull Arena. Das sind 5000 mehr als in Salzburg. Bei Eintracht Frankfurts Start gegen Arminia Bielefeld sind 6500 Fans erlaubt. Die dürfen auch singen.

Meister Salzburg wurde von der Politik am übelsten mitgespielt. In einer Stadt, in der es rund um die durchgeführten Festspiele keinerlei Corona-Probleme auftraten, in der es ein Stadien für 30.000 Zuschauer gibt, bei dem sowohl Ober-als auch Unterrang geöffnet werden, alle Eingänge, Kioske und WC-Anlagen. Es gab im August kein Fußballspiel mit Publikum, bei dem nachher  Covid 19-Fällen unter den Zuschauern vermeldet wurden. Darum gab es keinen Grund, den Sport für die steigenden Infektionszahlen zu bestrafen. Da ging es doch nur darum, am Rücken des Sports zu zeigen, dass man ohnehin sehr wachsam ist. Die Vermutungen, dass sich die ach so unvernünftigen Fußballfans nicht an vorgeschriebene Abstände, die Hygiene-Empfehlungen halten werden, wurden bisher durch nichts bewiesen. Es gab noch kein Spiel mit 10.000 Zuschauern, bevor die wieder untersagt wurden. Für Rapid-Admira war es dafür schon zu spät ebenso wie für die anderen Spielen der ersten Runde, zu denen nur bei LASK gegen Austria entscheidend mehr als 3000 Zuschauer zu erwarten waren. Die Präventionskonzepte der zwölf Klubs müssen in Ordnung gewesen sein, sonst wären sie ja behördlich nicht genehmigt wurden.

Ausser von Hans Niessl, dem Präsidenten der Bundessportorganisation, hörte man aus der Sportszene keine Stimme, die sich gegen diese politische Willkür aussprach. Kein ÖFB-Präsident, der behauptet, sehr gute Kontakte zu Anschober zu haben, kein Protest aus der Bundesliga. Nur die berechtigte Befürchtung von Ligavorstand Christian Ebenbauer, die neuen Verordnungen können sich zu einem existenzbedrohenden Szenario für manche Klubs entwickeln. Die Politiker werden glauben, sie haben mit der willkürlichen Beschränkung der Zuschauerzahlen alles richtig gemacht. Salzburgs Führungsetage sprach von einer kurzfristigen und fragwürdigen Kommunikation der Bundesregierung, drückte sich damit noch sehr höflich aus. Der Meister setzte so wie Rapid bisher 10.000 Dauerkarten ab. Jetzt müssen beide Lösungen finden, welche Abonnenten nach einem „Wechselsystem“ wann ins Stadion dürfen. Da werden Rückzahlungsforderungen der Fans garantiert nicht ausbleiben. Zu Sturm Graz gegen Rapid dürfen in der zweiten Runde nur 3000 Zuschauer statt knapp 9000 in die Merkur-Arena, zu Austrias Heimspiel gegen Ried viertausend weniger als bisher erlaubt. Planungen sind nach dem schweren Foul der Politik so gut wie unmöglich.

Die im Frühjahr von der Politik angekündigten Schadenersatz-Zahlungen an die Klubs für die belegten Einnahmenverluste von März bis Ende Juni blieben bisher übrigens aus.

 

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