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Ein Tor wie Real Madrid: Warum ist Rapid nur international eine Heimmacht?

Die Hütteldorfer Heimfestspiele in der  Europa League bleiben prolongiert. Mit dem 2:0 (0:0) gegen Spartak Moskau vor 21.400 Zuschauern im Allianz-Stadion zeigte Rapid, dass international die Uhren anders gehen als in der heimischen Bundesliga. In der Europa League hält  Rapid anders als in der Zwölferliga mit Meister FC Salzburg mit, der in Leipzig den „El Dosico“ von der 22. bis zur 70.Minute 2:0 führte, die Führung aus der Hand gab, aber mit 3:2 noch einen historischen Sieg feierte. In Hütteldorf verkündete die Rapid-Stimme Andy Marek eine magischen Abend, sangen die Fans begeistert die Rapid-Hymne, feierten den „magischen SKR“, verzichteten diesmal sogar auf unangebrachte Rufe gegen Trainer Goran Djuricin. 4:0 gegen Slovan Bratislava, 3:1 gegen Steaua Bukarest,  2:0 gegen Spartak Moskau mit der gleichen Startelf wie vier Tage zuvor bei der Derby-Heimpleite. Drei Spiele, drei Siege, 9:1-Tore, Das ist die Bilanz einer Heimmacht. Aber warum ist Rapid das nur international und nicht auch gegen Altach, Wolfsberg und Austria, holet aus diesen drei Partien bei 1:2-Toren nur zwei Punkte? Eigentlich nicht zu begreifen.

Jetzt kann man den Faktor Spielglück in die Debatte werfen. Den hatte Rapid bei allen drei Siegen. Vor den Augen von Teamchef Franco Foda, Ex Spartak-Legionär Martin Stranzl, auf Einladung von Pressechef Peter Klinglmüller ebenso Gast in der Rapid-Loge wie der erfolgreiche Daviscupper Dennis Novak, Veli Kavlak, der nach der siebenten Schulteroperation vorerst endlich schmerzfrei ist und Martin Hiden  vergab Spartak durch Artem Timofeev die erste große Chance. Mit der Führung im Rücken spielt man sich es eben leichter. Das gelingt Rapid international. Aber führt Grün-Weiß nicht auch gegen Altach und schaffte nur ein 1:1?

Zur Pause fragte Ex-Rapid-Legionär Alexander Metlitski, was mit seinem frühern Klub los sei, weil es keine klare Torchance gab, aber viele technische Fehler im Aufbauspiel. Dann brach ausgerechnet einer, der wieder auf der falschen Position, nämlich rechter Verteidiger spielte und in der ersten Hälfte mitunter schlecht aussah, den Bann: Der 19jährige Mert Müldür mit einem Kopfball nach einer Ecke von Thomas Murg.  Tormann Alexander Maksimenko wehrte den Ball auf Timofeev ab, von dem der Ball ins Netz sprang. Pech für den jüngsten Rapidler, dass die UEFA ihm seinen ersten Treffer in einem Pflichtspiel wieder wegnahm das 1:0 offiziell als Eigentor führte. Er wird´s verkraften. Dann brauchte Rapid nochmals Glück, als Tormann Richard Strebinger, der sich erstmals in rosa Handschuhen als eine Art „pink panther“ präsentierte, an der richtigen Uhr drehte und einen Freistoß von Fernando ans Lattenkreuz  abwehrte. Und dann gelang  Rapid ein Treffer, der sogar an Real Madrid erinnerte. An das 2:0 vom Vorabend im Bernabeu-Stadion gegen AS Roma. Die beste Aktion von Kapitän Stefan Schwab, ein Pass zu Thomas Murg war ebenso Weltklasse wie der von Luka Modric am Mittwoch zu Gareth Bale. Der Waliser lief davon, traf mit links ins lange Eck. Murg lief davon, überspielte noch den Tormann und traf mit links ins leere Tor. Der einzige Unterschied bei einem Supertreffer, der Krönung eines Abends, gegen eine Mannschaft, die sich nicht als internationales Spitzenteam präsentierte, wie es sein 120 Millionen-Budget vermuten ließ.

Da Villarreal daheim gegen die Glasgow Rangers sein Tief bestätigte, trotz schneller Führung nur ein 2:2 schaffte, steht Rapid in einer Momentaufnahme auf Platz eins. Wie in dieser Saison auch  in der Bundesliga  nach der ersten Runde. Djuricin sprach von einer tollen Leistung ind er zweiten Hälfte: „Da haben wir richtig gut gespielt, gezeigt, welche Qualität in der Mannschaft steckt.“ Jetzt sollte das auch in der Bundesliga sehen. Am besten Sonntag im Schlager der Europa League-Tabellenführer beim Meister, der Leipzig in der ersten Hälfte in die Wand spielte, durch den Israeli Manus Dabbur nach Fehler vom Ex-Salzburger  Stefan Ilsanker und Leipzigs Wunschspieler Amadou Haidara 2:0 in Führung ging. Zur Pause tauschte Leipzigs Trainer Ralf Rangnick drei Mann. Das 2:0 hielt bis zum Patzer von Kapitän Andreas Ulmer, der dem Ex-Salzburger Konrad Laimer das Anschlusstor ermöglichte. Mit dem Ausgleich durch den Dänen Yussuf Poulsen schien der Sieg verspielt, aber in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit schlugen die Joker von Trainer Marco Rose zu: Zlatko Junuzovic leitete akrobatisch die Aktion mit der Ferse ein, die Fredrik Gulbrandsen vollendete. Zweites Tor im zweiten Spiel des Norwegers nach wochenlanger Verletzungspause. Nach St. Pölten auch in Leipzig. Ein Supercomeback, das nicht nur Salzburg, sondern wohl auch ganz Österreich glücklich machte. Jetzt könnte Sonntag der Schlager der Europa League-Sieger in Salzburg ausverkauft sein. Für die Bundesliga wurde der Fassungsraum im Stadion auf 17.500 Zuschauer reduziert.

Auch für  österreichische Legionäre gab es auswärts Erfolgserlebnisse: Trainer Adi Hütter gewann bei seinem Europa League-Debüt mit Eintracht Frankfurt das Geisterspiel bei Olympique Marseille, dem Finalisten der  letzten Saison, nach 0:1-Rückstand noch 2:1. Wobei Frankfurt in den letzten 33 Minuten nach Rot für den holländischen Verteidiger Jetro Willems mit zehn Mann spielen musste, in der 89. Minute durch den Serben Luka Jovic das Siegestor erzielte. Die Parallele zu Rapid: Auch Hütters Tormann Kevin Trapp spielte mit rosa Handschuhen. Aleksandar Dragovic lag mit Leverkusen bei Bulgariens Meister Ludogorez Rasgrad  vor der Pause 0:2 zurück, gewann aber noch 3:2. Das erste Erfolgserlebnis dieser Saison.

 

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