Vier Jahre ist er jetzt schon von Rapid weg. Aber immer, wenn Stefan Kulovits in Hütteldorf zu Besuch ist, sich ein Heimspiel im Allianz-Stadion mitten unter den Fans ansieht, sieht man, wie hoch die ehemalige „Kampfgelse“ dort noch im Kurs steht, wie beliebt er ist. Nach 202 Bundesligaspielen, 26 im Cup und 22 im Europacup, in denen der 1,78 Meter große und 70 Kilo schwere Mittelfeldabräumer für mehr als hundertprozentigen Einsatz stand, kein Wunder. Die elf Jahre seit seinem Debüt am 24.August 2002 unter Josef Hickersberger mit einem 3:0 in Klagenfurt beim FC Kärnten, als Andi Herzog, Roman Wallner und Andi Ivanschitz für die grün-weißen Tore sorgten, standen auch für viele Verletzungen. Die verhinderten, dass es mehr als fünf Länderspiele für Österreich wurden. Der mittlerweile 34jährige fiel 2013 der grün-weißen Finanzkrise zum Opfer, die Mannschaft musste billiger werden. Daher Wechsel in die zweite deutsche Liga zu Sandhausen auf der schwäbischen Alp. Dort wird er ähnlich geschätzt wie bei Rapid, ist bereits seit seiner zweiten Saison Kapitän. Bei einer Mannschaft, die zu Saisonbeginn stets als Abstiegskandidat gehandelt wird, dies dann immer widerlegt, mitunter sogar in Aufstiegsnähe kommt, wozu es am Ende doch nicht reicht. In den vier Saisonen mit Kulovits belegte Sandhausen zweimal Platz zwölf, einmal Rang 13, wurde zuletzt sogar Zehnter, ist derzeit Siebenter. Obwohl auf Kulovits verzichtet werden muss.
Wegen des 13. Knochenbruchs in seiner Karriere. Für so viele bekam er als Bruchpilot, als größter Pechvogel der Liga, sogar eine ganze Seite (siehe oben) in „FussballBild“. Unter dem Motto: Jetzt schlägt´s 13. Als Profi hat er in Sachen Knochenbrüche von der Nase bis zur Zehe fast nichts ausgelassen. Am schwersten erwischte es den Vater von zwei Töchtern vor zwölf Jahren, vor dem ersten seiner zwei Meistertitel mit Rapid. Im letzten Match der Saison in Graz beim GAK. Da brachen die Kniescheibe und der Oberschenkelknochen, dazu passierte ein knöcherner Knorpelausriss im linken Knie. Daher verpasste er die Champions League. Denn nach dem zweiten Meistertitel drei Jahre darauf scheiterte Rapid in der Qualifikation völlig unerwartet an Anorthosis Famagusta aus Zypern.
Bei Sandhausen erlitt Kulovits in fünf Saisonen „nur“ zwei seiner 13 Brüche. 2015 brach eine Rippe, Mitte November gegen Darmstadt der Unterarm. Im Duell mit einem ehemaligen Mitspieler bei Rapid, mit dem Amerikaner Terrence Boyd. Danach Operation, bei der wegen der mehrfach gebrochenen Elle eine Platte eingesetzt wurde. Auch in Deutschland blieb das Verletzungspech ein treuer Begleiter: Durch insgesamt sieben Ausfälle fehlte er 146 Tage, verpasste 21 Partien. Aber was Kulovits so auszeichnet, weshalb ihn auch sein Trainer Kenan Kocak, der bei Hoffenheim zu den Nachfolgekandidaten von Julian Nagelsmann zählen soll, so schätzt: Er läßt sich nicht unterkriegen, wird seinen für die Mannschaft so wertvollen, aggressiven Spielstil nicht ändern, weiter die Zweikämpfe suchen. Denn er weiß: „Sobald ich einmal Angst habe, wäre es Zeit, meine Karriere zu beenden.“ Aber ans Aufhören verschwendet er keinen Gedanken.