Fußball

Einen 32 jährigen Debütanten wie Joselu würde es bei Rangnick nicht geben

Belgiens neuer Teamchef Domenico Tedesco will immer die aus seiner Sicht besten Spieler aufbieten: „Und wenn auf gewissen Position der Beste ist, dann muss er auch spielen. Du kannst gestandene Leute nicht einfach austauschen, damit du Aktionismus betreibst!“ Daher spielte der 35 jährige Jan Vertonghen Freitag beim 3:0 gegen Schweden in Stockholm wieder im Abwehrzentrum. Das Durchschnittsalter der belgischen Mannschaft betrug 27,3 Jahre, um 4,1 weniger als dem WM-Scheitern gegen Kroatien unter Tedescos Vorgänger Roberto Martinez. Nur zum Vergleich: Österreichs Startelf gegen Aserbaidschan hatte ein Durchschnittsalter von 25,8 Jahre, Tormann Heinz Lindner war mit 32 der älteste. Ein 35 jähriger bei Rangnick? Kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Vor allem, wenn man noch im Hinterkopf hat, wie kalt er einen verdienten Spieler mit 100 Teameinsätzen abservierte. Ohne ihm eine Chance zu geben, sich nochmals zu zeigen. Gemeint ist Aleksandar Dragovic.

Man kann sich auch einen 32 jährigen Debütanten bei Österreichs Teamchef nicht vorstellen. In Spanien gab es Samstag einen, der stürmisch umjubelt wurde. Kein Wunder, Espanyol-Stürmer Joselu (Bild oben) sorgte als Joker drei Minuten nach der Einwechslung beim 3:0 (1:0) gegen Norwegen in Malaga für das zweite und dritte Tor. Innerhalb von einer Minute. Ein Goldgriff des neuen Teamchefs Luis de la Fuente, der nach der WM auf Luis Enrique folgte. Der 61 jährige machte Alvaro Morata zum neuen Kapitän, veränderte den Kader gegenüber der Weltmeisterschaft, bei der Spanien im Achtelfinale durch eine Niederlage im Elferschießenen gegen Marokko ausschied, auf nicht weniger als 15 Positionen. Neu dabei waren etwa Chelseas Torhüter Kepa, der beim Stand von 1:0 den Ausgleich verhinderte oder Real Madrids Abwehrroutinier Nacho. Nicht gefragt waren vom WM-Kader von Barcelona Jordi Alaba, Innenverteidiger Eric Garcia, die Stürmer Fernan Torres und Fati oder Routiniers wie Koke und Marco Asensio. Fünf, die nicht bei der WM waren, gehörten Samstag zur Startelf: Kepa, Nacho, Dani Olmo von RB Leipzig, deer bei der WM verletzt war, Mikel Merino (jetzt Real Sociedad), der als Legionär bei Dortmund und Newcastle ein Flop war, und Celta da Vigo-Stürmer Iago Aspes.

Am Ende redeten alle über Joselu, feierten ihn 40.000 Zuschauer im La Rosaleda. 2012 wechselte er von der Real Madrid-Filiale Castilla zu Hoffenheim. Eintracht Frankfurt, Hannover 96, La Coruna, Stoke, Newcastle und Alaves waren die weiteren Stationen, bis er letztes Jahr bei Espanyol in Barcelona landete. Dieser Saison in 23 Runden der La Liga zwölf Tore erzielte. Und zwei beim Debüt für Spanien. Alter schützt eben vor Toren nicht. Das gilt auch für den 31 jährigen Schweizer Renato Steffen, der im Herbst seiner Karriere bei Lugano gelandet ist. Ein Tor erzielte er in 29 Länderspielen. Im 30. gelang ihm Samstag beim 5:0 (3:0) gegen Weißrussland auf neutralem Boden im serbischen Novisad unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Hattrick innerhalb von nur 29 Minuten. Es gibt Teamchefs, die nicht mehr auf einen Offensivspieler setzen würden, der bei 29 Einsätzen nur einmal getroffen hat. Rangnick könnte dazu gehören.

 

Foto: UEFA.

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