Eishockey

Eishockeyliga als Erfolgsprodukt? Eigenlob bringt keinen neuen Sponsor

In der stärksten Eishockeyliga der Welt, der NHL, sorgen zwei Spieler und der Trainer mit Österreich-Bezug für positive Akzente. Michael Grabner mit den Arizona Coyotes vier Spiele hintereinander unbesiegt, darunter im Madison Square Garden bei seinem Ex-Klub New York Rangers. Michael Raffl war zweifacher Torschütze beim 6:2 der Philadelphia Flyers gegen die Vegas Golden Knights, dem ersten Sieg nach vier Niederlagen. Ex-Feldkirch-Trainer Ralph Krueger hat beim Comeback hinter der Bande mit  Buffalo von den ersten zehn Spielen acht gewonnen. 60 Jahre und kein bisschen müde.

In der Schweizer Liga, vom Niveau her sicher über der Erste Bank Liga, gibt´s Lob für die Legionäre aus Österreich. Einer, der sich auskennt, der ehemalige Teamspieler Dino Kessler, lobte sie in seiner Kolumne im“Blick“ die Österreicher sogar als Import-Schlager. Besonders „Magic“ Dominic Zwerger bei Ambri, Peter Schneider bei Biel. Fabio Hofer erhielt nach starken Leistungen bei Ambri bereits für die nächsten zwei Saisonen einen besser dotierten Vertrag bei Biel. In Österreich müssen hingegen die Alarmglocken läuten. Sowohl Verband als auch die Liga wissen seit September davon, dass die Erste Bank den Sponsorvertrag nach 17 Jahren nicht mehr verlängert, auch Servus TV als Partner nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Das sickerte erst am letzten Wochenende an die Öffentlichkeit durch. In der Saison wird daher nicht mehr Erste Bank auf den Dressen der elf Mannschaften der EBEL-Liga stehen. Damit fehlen zwei Millionen Euro. Dadurch kann man sich einen anderen Reim auf Dinge machen, die in letzter Zeit passierten. Etwa auf den überraschenden Rückzug von Peter Mennel als Präsident der Liga. Viele bezeichnen ihn jetzt als Flucht aus der Verantwortung.

Sicher hat der Rückzug des Hauptsponsors etwas mit dem von Andreas Treichl als Generaldirektor der Erste Bank zu tun. Verbandschef Gernot Mittendorfer gehört nicht mehr dem Vorstand an, verließ die Bank. Deswegen musste man ja eigentlich schon im Frühjahr etwas hellhörig werden. Mittendorfer, derzeit auf Hochzeitsreise, und der Verband reagierten vor der Liga auf die Entwicklung. Mit einer Aussendung am vergangenen Sonntag, in der betont wurde, man müsse deswegen jetzt nicht Schuhe und Schläger in die Ecke stellen. Der Kooperations-Vertrag mit der Liga laufe bis 2021, mit der Ersten Bank werde man im Gespräch bleiben. Jetzt sei die Zeit für neue Ideen. Am wichtigsten sei ein gemeinsames Marketing-Konzept mit der Liga, über das – streng geheim- bereits im Frühjahr diskutiert wurde. Dabei sollte Salzburgs Sponsor Red Bull eine tragende Rolle spielen. Konkretes entstand daraus aber nicht. Die Frage wird sein, ob Mittendorfer so gute Kontakte hat, um neue Geldquellen für den Verband zu lukrieren. Damit nicht vorhandene sportliche Konzepte in den Schreibtischladen verkümmern. Sonst bekommt der Verband mit dem Sponsorrückzug  enorme Probleme. Viel größere als die Spitzenvereine wie Meister KAC, Vienna Capitals, Red Bull Salzburg. Manche glauben, dass mit dem Ausstieg der Erste Bank die Ära Mittendorfer bald zu Ende gehen wird. Karl Safron, der interimistische Nachfolger von Mennel als Liga-Präsident, wurde als neuer Verbandschef bereits in Stellung gebracht. Das kann man nur als eine Art Drohung verstehen. Wenn man will, sogar als eine gefährliche. Ebenso skurril die Attacke aus Klagenfurt von KAC-Aufsichtsrat Hellmut Reichel. Mit dem Inhalt, der Verband habe zu viel Geld aus dem Sponsorvertrag mit dem Ersten bekommen, die Vereine zu wenig.

Die Reaktionen des Liga-Managements? Am Montag trafen sich die acht österreichischen Klubs. Da soll es Kritik von den Vienna Capitals an Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger gegeben haben. Am Mittwoch folgte auf eine offizielle Liga-Sitzung in Salzburg eine Aussendung, in der sie  Feichtinger und Safron wieder einmal als ein internationales Topprodukt feierten, das sie ja wirklich nicht ist. Sondern eine Liga mit viel zu vielen drittklassigen Legionären, die nichts positives für die Entwicklung von Österreichs Eishockey bringt. Vielleicht  hat sich diese Ansicht in der neuen  Chefetage der Erste Bank durchgesetzt. Feichtinger und Safron kündigten aber eine Weiterführung des bisherigen Kurses an, für den sich auch die Klubs aussprachen, wollen künftig ein breiteres Vermarktungspotenzial ausschöpfen und behaupten, dass sich neue potentielle Partner bereits  seit dem Wochenende meldeten. Das klingt alles sehr nach Eigenlob, das ja stinken soll, und Selbstbeweihräucherung, die nicht helfen wird, einen neuen Sponsor von der Größenordnung der Erste Bank zu finden. Von allem, wenn man auch keinen TV-Partner an der Hand hat. Servus TV wird ja sicher nicht wegen zu großem Zuseherinteresse aussteigen.

Foto: Erste Bank Liga.

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