Fußball

Endlich spielte auch Rapid für Rapid: Ein kräftiges Lebenszeichen in Grün-Weiß

Schon vor dem Anpfiff im Hütteldorfer Allianz-Stadion vor 19.500 Zuschauern stand fest: Es kann eine Runde für Rapid werden, wenn Rapid im ersten der vier Finalspiele um den Sprung unter die ersten sechs selbst für Rapid spielt. Weil keiner der Konkurrenten um einen Platz in der Meisterrunde gewann: St.Pölten spielte zuvor in Hartberg 1:1, Sturm Graz kassierte in Mattersburg beim fünfen Spiel unter Roman Mählich das erste Tor, rettete aber durch den Georgier Otar Kiteishvili ein 1:1. Schon Samstag ließ Wolfsberg daheim gegen Altach mit dem 0:0 zwei Punkte liegen, Freitag Abend verlor die Austria beim LASK. Mit dem Wissen schaffte es Rapid endlich  für Rapid zu spielen. Mit einem 2:0 (0:0) über Meister Red Bull Salzburg, der damit in der 19. Runde die erste Niederlage kassierte: „Das hätten uns nur die wenigsten zugetraut“, konstatierte der zufriedene Didi Kühbauer nachher zurecht. Die Situation vor den letzten drei Runden: Rapid blieb trotz Überraschung und kräftigem Lebenszeichen, dem ersten Sieg über Salzburg seit vier Jahren, in Hütteldorf sogar seit fünf, weiter Achter, liegt aber nur noch einen Punkt hinter Hartberg, je vier hinter Austria und Sturm, fünf hinter  Wolfsberg, sieben hinter St.Pölten. Gut sieht das noch immer nicht aus, zumal Austria, Sturm, Wolfsberg und St. Pölten vor den letzten drei Runden die wesentliche bessere Tordifferenz als Grün-Weiß haben.

Alles, was Raid wagte, ging an diesem Sonntag auf. Es wirkte irgendwie eigenartig, dass gegen die schnellste Mannschaft der Liga Rapid zu Kapitän Stefan Schwab, zu dessen Stärken nicht gerade die Schnelligkeit zählt, mit Manuel Martic seinen langsamsten Mittelfeldspieler aufbot. Aber das wirkte sich nicht aus. Salzburg musste dem  großen Aufwand, der beim 4:0 gegen den FC Brügge tempomäßig betrieben wurde, mehr Tribut zollen als Rapid dem geringeren beim 0:4 gegen Inter in Mailand.  Salzburg hatte zwar mehr Ballbesitz (58 %), gewann aber nur 44 Prozent der Zweikämpfte. Wirkte nicht so aggressiv und schnell wie gewohnt. Leistete sich den „Luxus“, mit Munas Dabbur und Smail Prevljak die Führenden der Torschützenliste im Talon zu lassen. So sah auch der Spion von Napolis Trainerstar Carlo Ancelotti nicht das wahre Gesicht von Österreichs Meister. Dabbur blieb überhaupt auf der Bank, Hannes Wolf fiel kaum auf, Xaver Schlager unterliefen ungewohnt viele Fehler. Rapid hätte die vielen Ballverluste Salzburgs im Spielaufbau schon vor der Pause zu gefährlichen Kontern nützen können. Doch da unterliefen Martic und Schwab zu viele Fehlpasses, machte Veton Berisha fast alles falsch, was man falsch machen konnte. Salzburg schien alles zu kontrollieren, vergab aber die Chancen zur Führung.

Die Partie kippte nach 54 Minuten. Mit der gelb-roten Karte für Salzburgs Innenverteidiger Andre Ramalho. Knapp zuvor sah der Brasilianer Gelb für ein taktisches Foul an Philipp Schobesberger, kurt darauf ließ er sich nach einem Gerangel im Rapid-Strafraum zwischen Martic und, Jerome Onguene, bei dem der Franzose zu Boden ging, auf Diskussionen mit  Referee Robert Schörgenhofer ein. Als er sich dabei mit den Fingern an die Stirn tippte, zeigte ihm der Vorarlberger Gelb-Rot. Da kennt er keinen Spaß. Ramalho beteuerte, in Brasilien seien Referees bei solchen Diskussionen toleranter. Aber er spielt jetzt in Österreich. Sein Trainer Marco Rose hielt sich diplomatisch zurück: „Einerseits bin ich dafür, dass man kommunikativ bleibt, andererseits gibt es ein Regelwerk.“ Dass es nicht so leicht ist, mit Schörgenhofer zu kommunizieren, weiß er aus eigener Erfahrung. Aus der letzten Saison bei den Niederlagen in Garz gegen Sturm und Pasching gegen LASK. Jeweils durch ein Tor aus Abseitsposition.

Mit einem Mann mehr wagte Kühbauer mehr Offensive., Mit Dejan Ljubicic statt Martic.  Nach 65 Minuten erbebte die Fantribüne, als der in Mailand gesperrte gewesene Berisha jubelte konnte (Bild oben), weil er eine Flanke von Boli Bolingboli perfekt ins Eck köpfelte. Vorher schien es mitunter, als könnte der Norweger nicht einmal einen Obstbaum überspielen. Rose gab nicht auf, brachte zunächst den Norweger Erling Haaland, dann noch Smail Prevljak. Als der Bosnier nach 83 Minuten kam und danach die letzte Chance de Spiels vergab, stand es aber schon 2:0. Zwei Minuten zuvor traf der in der zweiten Hälfte viel bessere Schwab nach schöner Kombination über Bolingboli  und dem ansonst blassen Christoph Knasmüllner fast aus dem Stand, ließ Cican Stankovic keine Chance. Da ertönten sofort die Sprechchöre vom „magischen SCR“. Nach langer Zeit redete man nach einem Rapid-Heimspiel wieder mehr über das erfreuliche Resultat als über eine gelungene Choregraphie quer über die ganze Fantribüne. Die in den letzten fünf Minuen auch den neuen Senegal-Stürmer Aliou Badji bejubeln konnte. Der zeigte sich in der kurzen Zeit sehr aktiv.

„Die Niederlage war unnötig, wirft uns aber nicht um, wird die Sinne schärften“, sagte Rose. Zur gleichen Zeit gewann Europa League-Gegner Napoli in der Serie A auswärts gegen Parma 4:0 (1:0) mit drei polnischen Toren.  Zunächst Piotr Zielinski, dann zweimal Arkadius Milik. Zum Abschluss traf der Algerier Adam Ounas.

Foto: © red_ring_shots.

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