Fußball

Erinnerungen an den 11.Juni 1995 in Dublin: Jetzt fehlt ein Otto Baric

Wiederholt sich der 11.Juni 1995 ab 11. Juni 2017? Das wird man schon Freitag wissen. Nimmt Dominic Thiem wie in Rom auch im Semifinale von Paris die Hürde Rafael Nadal, dann ist es möglich, dass wie  vor 22 Jahren am gleichen Sonntag ein Österreicher die French Open in Roland Garros (damals Thomas Muster  gegen den Amerikaner Michael Chang) g gewinnt und Österreichs Fußballteam in Irland einen Auswärtssieg feiert. Das damals ähnlich unter Druck stand wie diesmal.

1995 ging es um die Chance auf das EM-Ticket, die nach der Heimniederlage gegen Norirland und einem 0:1 in Portugal nicht mehr sehr groß war. Das weitere Schicksal von Teamchef Herbert Prohaska stand auch zur Diskussion. Ein runder Tisch war nach dem Spiel schon angesetzt, als Co-Kommentator der Partie fungierte  auf Initiative von ORF-Sportchef Elmar Oberhauser Otto Baric. Mit Austria Salzburg auf der Erfolgswelle und klarer Favorit für die Prohaska-Nachfolge, zu der es allerdings erst mit Verspätung, nämlich 1999, kam. Denn Österreich siegte in Dublin unerwartet 3:1. Diesmal ist es etwas anders: Zwar auch Druck wegen des WM-Tickets für Russland 2018, aber kein runder Tisch, kein so klarer Kandidat für die Zeit nach Marcel Koller, die mit einer Niederlage wohl abgelaufen wäre. Entweder  im Sommer oder später nach dem Ende der verpassten Qualifikation im Oktober. Gegen den logischen Kandidaten, Andreas Herzog, wird irgendwer sicher wieder Einwände finden. ÖFB-Sportchef Willi Ruttensteiner ist ein heißer Tipp dafür.

1995 ärgerte sich Prohaska über den späteren Teamrekordspieler Herzog. Damals gab es keine von der FIFA geschützten Termine für die Qualifikation. Daher war am 10. Juni 1995 eine Runde in der deutschen Bundesliga angesetzt. In der Herzog mit Werder Bremen daheim gegen Karlsruhe im Weser-Stadion spielen und danach sofort nach Dublin fliegen wollte.  Das lehnte Prohaska ab. Herzog entschied sich für Bremen, avancierte daher zum Buhmann, speziell des damaligen ÖFB-Präsidenten Beppo Mauhart. Am Tag vor Dublin verteidigte er mit Bremen zwar durch ein 2:1 Platz eins, verspielte aber eine Woche später durch ein 1:3 in München gegen Bayern den Titel. Der ging an Borussia Dortmund.

Österreich rettete damals die Chance auf das EM-Ticket gegen die von Englands Weltmeister von 1966, Jackie Charlton, gecoachten Iren mit ihrem  Abwehrriesen Paul McGrath und Mittelfeldstartegen Ray Houghton.  Es war sogar ein historischer Sieg, der erste Österreichs in einem Bewerbsspiel auf der britischen Insel. Den sollte bis jetzt nur ein zweiter folgen – 2:0 acht Jahre später unter Hans Krankl im Millenium-Stadium von Cardiff, wo Real Madrid letzten Samstag erstmals erfolgreich den Titel in der Champions League verteidigte, gegen Wales.

Im Abschlusstraining in Dublin verletzte sich Otto Konrad am Rücken, also stand Michael Konsel im Tor. Der half mit, bis zur 67. Minute das 0:0 zu halten.  Prohaska bot schon  damals drei Innenverteidiger auf, die Vorgänger von Aleksandr Dragovic, Sebastian Prödl und Martin Hinteregger hießen Christian Fürstaller, Peter Schöttel und Toni Pfeffer. Die verteidigten die vielen hohen Bälle der Iren hervorragend, vor ihnen rackerte der langhaarige Hans Kogler von Admira Wacker  beeindruckend. Als Houghton dennoch die Iren in Führung brachte, kam eine beeidnruckende Reaktion in Rot-weiß-Rot: Drei Tore in sieben Minuten, von der 70. bis zur 77.. Toni Polster, damals mit Haarzopf, traf per Superfeistoss zum Ausgleich, Andi Ogris zwei Minuten nach der Einwechslung für Dieter Ramusch zur Führung und  nochmals Polster.

„Unser größtes Glück war der Schiedsrichter“, erinnert sich Prohaska. Nämlich Doktor Markus Merk, der deutsche Zahnarzt. Denn die Iren hatten vorne „Ochsen“, wie es Prohaska 22 Jahre später sagt, aufgeboten. Zunächst Nial Quinn von Manchester City, dann Tony Cascarino. Die setzten ihren Körper ein, speziell ihre Ellbogen: „Merk pfiff das alles konsequent ab, sah darin Fouls. Bei einem Referee aus dem Norden Europas wäre viel mehr durchgegangen, was für uns fatal hätte enden können.“

Sonntag pfeift ein Referee aus dem Süden Europas, der Spanier David Fernandez Borbalan. Teamkapitän Julian Baumgartlinger müsste den 44jährigen Andalusier aus der Champions League, vom 1:1 Leverkusens in Monaco kennen. Kein Referee aus dem Norden – ein gutes Omen, dass sich 1995 22 Jahre später 2017 wiederholt?

 

Thiem holt die French Open und das Team gewinnt in Dublin am 11.6. à Quote 22,0

Nadal gegen Thiem  1,20 – 3,60

Thiem gewinnt die French Open – 6,00

Irland gegen Österreich à 2,00 3,30 3,50

 

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