Neues Jahr, neues Kapitel in der erfolgreichen Karriere von Andreas Ivanschitz. Aber in vertrauter Umgebung. Seit 2020 war er Nachwuchsmanager bei der Vienna, das ist Vergangenheit. Die neue Herausforderung heißt, Österreichs ältesten Fußballklub nach Jahrzehnten zurück in die Bundesliga zu führen und dort zu etablieren. Der 39 jährige sieht es für sich als Chance, die man nützen muss, als spannende Aufgabe. Darum musste er nicht lange überlegen, als Präsident Kurt Svodoba und Vize Roland Schmid ihm anboten, auf den zu Rapid gewechselten Markus Katzer zu folgen. Der Ivanschitz vor drei Jahren auf die Hohe Warte gelotst hatte. Auch wenn für den 69 fachen Teamspieler, Österreichs Kapitän bei der Heim-Europameisterschaft 2008, alles schnell und überraschend, früher als gedacht, kam.
Viel Spaß habe es ihm gemacht, beim Nachwuchs neue Strukturen zu schaffen. Wenn er das im „Fairplay“, dem Vienna-Tennisstüberl, Revue passieren lässt, gibt er zu, dass er noch einiges vorhatte. Was er jetzt nicht mehr erledigen kann. Er hat bereits alle Nachwuchsagenden an seinen Nachfolger Mehmet Sütcu übergeben, der dies in seinem Sinne weiter führen wird. Genauso wie Ivanschitz das fortsetzen wird, was Katzer begonnen hat: „Ich denke, ich hab ein ganz gutes Auge“, meint er, weiss, dass er in der neuen Aufgabe auch dazulernen wird. Jetzt ist er näher bei der Mannschaft und beim Trainerteam um Alexander Zellhofer und Martin Lang, beobachtet die Vorbereitungsspiele (Bild oben), denkt schon nach, wie der Kader nächste Saison aussehen könnte, sondiert den Markt, ob es sich lohnt, noch im Winter in Sachen Transfers aktiv zu werden. Nach zwei Langzeit-Ausfällen könnte ein neuer Stürmer blau-gelb durchaus guttun.
Ivanschitz hat viele Erfahrungen aus seiner Legionärszeit bei Panathinaikos in Athen, Mainz, Levante in Spanien, den Seattle Sounders, mit denen er Meister wurde, und bei Viktoria Pilsen. Die Frage, ob er aus dieser Zeit ein Vorbild als Sportdirektor hat, traf ihn unvorbereitet. Darüber machte er sich noch gar keine Gedanken. Wenn er die Vienna so etablieren und entwickeln könne, wie etwa damals und aktuell Christian Heidel als Geschäftsführer Mainz, dann wäre das durchaus erfolgreich. Als Ivanschitz Mainz kennenlernte, war der Klub bereits in der Bundesliga. Dort muss die Vienna erst hin. Offiziell soll das bis 2026 geschehen, aber es dürfte schon kommende Saison ein Thema werden, auch wenn das offiziell keiner ausspricht. Dazu hat die Vienna andere Projekt: Eine eigene Akademie, den weiteren Ausbau des Trainingszentrums in der Brigittenau, die Kooperation mit Red Bull Salzburg, die für Talente zwischen 11 und14 gilt, fortsetzen. Der Sohn von Ivanschitz spielt in Salzburgs U 16. Gemeinsam mit dem Sohn von Salzburgs Sportchef Christoph Freund und dem von Ex-Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer. Der so wie Ivanschitz zur Rapids Meistertruppe von 2005 gehört hatte.
Tolle Lösungen müsste man gemeinsam finden, meint Ivanschitz, sich als Ausbildungsverein, bei dem Großklub ihre Talente bedenkenlos parken können, profilieren. Sein Rezept: „Schritt für Schritt machen, nicht ungeduldig, sondern nachhaltig werden!“ Dass er mehr Aufwand als bisher betreiben muss und wird, er erstmals seit dem Ende der Spielerkarriere vor fünf Jahren wieder unter Druck stehen wird, ist ihm durchaus bewusst. Ebenso, dass ihm aufreibende Gespräche mit Spielerberatern nicht erspart bleiben werden.
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