Es dauerte Donnerstag Abend bis 55 Minuten vor Mitternacht, bis Rapids Aufstieg gegen Neftci Baku feststand, der Schusspfiff vor 14.300 Zuschauern ertönte. Als Ruhmesblatt wird das 2:0 (1:0, 0:0) nach Verlängerung gegen den Vizemeister aus Aserbaidschan nicht in die grün-weiße Klubgeschichte eingehen, aber der Aufstieg ins Play-off der Qualifikation für die Conference League bringt Millionen. Denn die letzte Hürde vor der Gruppenphase heißt überraschend Vaduz. Der Meister aus Liechtenstein, der in der zweien Schweizer Liga spielt, eliminierte unerwartet Konyaspor, den Vierten aus der Türkei. Nach dem 1:1 im Hinspiel gewann Vaduz im Süden von Anatolien 4:2 (2:1) nach einem 0:1-Rückstand. Beachtlich. Die 2:1-Führung erzielte der Österreicher Manuel Sutter, Ex-Rapidler Kristjan Dobras kam nicht zum Einsatz. Trotzdem ist es etwas übertrieben, dass Rapid wegen der Duelle gegen Vaduz das Bundesliga-Heimspiel gegen Hartberg am 21. August in den Herbst verschieben lässt.
Rapid, von Beginn an mit dem 18 jährigen Nikolas Sattlberger im zentralen Mittelfeld, mit Rechtsfuß Martin Koscelnik als Linksverteidiger, was für die Offensive nicht gut war, hätte sich zwar bei besserer Chancenverwertung die Verlängerung ersparen können. Aber wenn man ehrlich ist, fehle auch nicht viel und Rapid hätte für eine negative Premiere gesorgt, für das erste Scheitern einer österreichischen Mannschaft im Europacup gegen eine aus Aserbaidschan. Denn Kenneth Saief, der beim 2:1-Heimsieg von Neftci das 2:0 erzielt hatte, ließ je zwei Möglichkeiten in der ersten und zweien Hälfte aus. Die ersten drei hätten einen Rückstand von Rapid bedeuten können, die vierte war ein Sitzer zum Ausgleich. In der Verlängerung traf Neftci-Kapitän Emin Mahmudov mit einem Freistoß die Innenstange. Das wäre auch das 1:1 gewesen. Dann hätte Rapid noch zwei Treffer gebraucht.
Niclas Kühn, der kreativste Rapidler an diesem Abend, schuf sich mit zwei perfekten Haken die Chance zur schnellen Führung, verpasste jedoch das lange Eck um Zentimeter. Denn stand die Latte dem 1:0 im Weg. Bei einem Kopfball von Kapitän Max Hofmann nach einem Eckball, bei einem raffinierten Heber von Kühn. Bei einer perfekten Chancenauswertung hätte es nach 31 Minuten 3:0 stehen können. Weil Kühn zu Beginn der zweiten Hälfte wieder nicht die Führung gelang, brachte Trainer Ferdinand Feldhofer nach 57 Minuten erstmals in dieser Saison Yusuf Demir. Er ersetzte Patrick Greil, ließ gleich in seiner ersten Aktion Saief laufen. Tormann Niklas Hedl verhinderte das 0:1. Neun Minuten später leitete Kühn mit einem perfekten Wechselpass von rechts in den Lauf von Marco Grüll, der weiter seiner Form der letzten Saison nachläuft, die wichtige Führung ein. Grüll übernahm mit links direkt, Neftics Tormann Ivan Brkic ließ den Ball, den man auch halten kann, über die Hände ins Netz gleiten.
Kurz danach kam Roman Kerschbaum zum ersten Einsatz (zuvor spielte er zweimal in der zweiten Mannschaft). Knapp vor Schuss der regulären Spielzeit wechselte Feldhofer erstmals Ferdy Druijf nach seiner Knieverletzung ein, zu Beginn der Verlängerung Jonas Auer, den linken Verteidiger mit dem starken linken Fuß. Beides sollte sich als Goldgriff erweisen. Weil nach 112 Minuten Auers Flanke von links mit links den Kopf des Holländers fand. Druijf ließ sich seine zweite Chance nicht entgehen (Bild oben), avancierte beim Comeback gleich zum Aufstiegshelden. „Ein Wahnsinn, das wird nicht schon nach 90 Minuten als Aufsteiger fest standen“, klagte Feldhofer. Den Sonntags-Gegner LASK mit seinem Vorgänger Didi Kühbauer wird es freuen.
Rapid hat mit Vaduz in den Play offs den leichtesten Gegner der österreichischen Klubs, auch wenn Feldhofer feststellte, es gäbe international keine Underdogs mehr. Austria trifft im Kampf0 um die Gruppenphase der Europa League auf Fenerbahce Istanbul. Das 1:1 des Türken beim tschechischen Cupsieger FC Slovacko beobachtete Trainer Manfred Schmid vor Ort, Wolfsberg bekommt es in der Conference Legue mit Norwegens Tabellenführer Molde zu tun. An die Quaitäten von Fenerbahce und Molde wird Vaduz nicht herankommen. Trotzdem nimmt Rapid als erster Bundesligaklub die Möglichkeit wahr, die es seit Juli 2021 gibt, zwischen Play-off-Spielen in einem internationalen Bewerb in der Bundesliga pausieren zu können, um zusätzliche Regenerationszeit zu haben. Sollte Rapid den Sprung in die Gruppenphase schaffen, fließen 1,5 Prozent des Startgeldes in einen Solidaritätstopf, von dem sämtliche Klubs der Liga profitieren, die in keiner Gruppenphase eines internationalen Bewerb spielen.
Die ersten Tore in einem Heimspiel am Letzigrund gelangen dem Schweizer Meister FC Zürich unter Österreichs Ex-Teamchef Franco Foda mit dem 3:0 (2:0) gegen Linfield Belfast. Die ersten zwei erzielte der aus Hartberg geholte Donis Avdijaj. Der FC Zürich spielt um die Gruppenphase der Europa League gegen Haerts of Midlothian aus Schottland.
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