Fußball

Erstmals Arnautovic: Warum keiner von Salzburg?

Marko Arnautovic hat es erstmals geschafft: Die Wahl zu Österreichs Fußballer des Jahres in der Umfrage der  Austria Presse Agentur unter den Trainern der Bundesligaklubs. Die Hälfte, also sechs, stimmten für ihn: Ranko Popovic von St.Pölten, Christian Ilzer, von Wolfsberg, Roman Mählich von Sturm Graz, Markus Schopp von Hartberg, Klaus Schmidt von Mattersburg und Karl Daxbacher von Wacker Innsbruck. Lobeshymnen von ÖFB-Präsident Leo Windtner und Teamchef Franco Foda folgten. Das Argument für den 29jährigen Offensivspieler in Diensten vom Londoner Traditionsklub West Ham: Ein Spieler, der den Unterschied ausmacht. Sowohl im Nationalteam, in dem er bei 77 Länderspielen 20 Tore erzielte, als auch in der starken Premier League.

Nach der Auszeichnung kann man davon ausgehen, dass der Bruder von Arnautovic als sein Manager demnächst Spekulationen, wonach Topklubs der Premier League Jagd auf ihn machen, befeuern wird. Das gehört inzwischen zum Geschäft. Wie seit sieben Jahren üblich, wählten die Bundesligatrainer einen Legionär zum Fußballer des Jahres.  Der letzte aus der heimischen Liga war 2010 Zlatko Junuzovic als Spieler der Wiener Austria. Danach folgte der Seriensieger David Alaba, was auf Grund der Erfolge mit Bayern München und seiner Rolle in dem Topklub durchaus nachvollziehbar war, den vor einem Jahr Marcel Sabitzer von RB Leipzig ablöste. Jetzt ist Arnautovic dran. Aber bei de herausragenden Rolle von Meister Red Bull Salzburg samt internationaler Erfolge muss man sich schon fragen: Warum kam keiner aus der Erfolgstruppe auf Platz eins? Das dachten sich aber nur drei der zwölf Trainer: Oliver Glasner vom LASK entschied sich für Stefan Lainer (Bild oben), Thomas Letsch und Didi Kühbauer stimmten für Xaver Schlager, der sich auch in er Nationalmannschaft als kommende Zentralfigur im Mittelfeld profilierte. Da gab es eine seltene Einigkeit zwischen Austria und Rapid, wozu die Wiener Klubs auf allen anderen Ebenen nicht fähig sind.

Salzburg-Trainer Marco Rose konnte keinen seiner Schützlinge wählen, nannte den Ex-Salzburger Valentino Lazaro auf Grund seiner Entwicklung bei Hertha BSC Berlin. Arnautovic kam bei Rose nicht unter die ersten drei. Kann man bei einem Trainer, bei dem Teamwork viel mehr als Individualismus und Künstler zählt, er damit Erfolg hat, schon verstehen. Lainer, ein Muster an Verlässlichkeit, auch im Teamdress, sowie Schlager wären eine sehr gute Wahl gewesen. Sie stehen für Dynamik und Erfolge. Dass Lainer auch international auf sich aufmerksam machte, sah man am Interesse von Napolis Trainerstar Carlo Ancelotti im Sommer. Aber Salzburg gab ihn nicht frei. Trotzdem ließ er sich nicht hängen, was für die Einstellung spricht. Lainer und Schlager kamen im Frühjahr bis ins Semifinale der Europa League, gewannen im Herbst alle sechs Gruppenspiele.

Damit kann Arnautovic nicht aufwarten. Er macht auf sich aufmerksam, aber damit hat es sich. Beim Argument vom Unterschied machen ist sein Goldtor gegen Nordirland im Happel-Stadion und der starke Auftritt als Joker beim 2:1 in Belfast mit Assist zum Siegestreffer in Erinnerung. Aber generell darf man schon einmal nachdenken: Welche Mannschaften, in denen Arnautovic spielte, erreichten ihre Ziele? Das Nationalteam mit der Qualifikation zur EURO 2016, aber danach nicht mehr. Auch im Jahr seiner ersten Wahl nicht in der Nations League. Und die Klubs? Bei Inter Mailands großer Saison 2009/10 war Arnautovic bei Trainer Jose Mourinho außen vor, stand nur beim Jubel nach dem gewonnenen Finale der Champions League gegen Bayern München im Madrider Bernabeu-Stadion in Reihe eins, ohne eine Minute in dem Bewerb gespielt zu haben. Werder Bremen, Stoke und bisher auch West Ham erreichten mit Arnautovic nicht unbedingt das, was sie erhofften. West Ham ließ sich Arnautovic 22,3 Millionen kosten ließ, kam letzte Saison mit elf Arnautovic-Toren nur auf Platz 13, schwebte einige Zeit in Abstiegsgefahr. Derzeit liegt West Ham nach vier Siegen hintereinander, wobei Arnautovic bei drei verletzt fehlte, auf Rang neun.

Mag sein, dass er mehr Glanz und Glamour verbreitet als Lainer oder Schlager. Aber das sind ja nicht die Kritierien bei dieser Wahl, bei der es auch nicht um Popularität geht. Der Einfluss seiner Frau und der Agentur „Next Sports Marketing“ von Leonhard Pranter, die sich seit Jahren um ihn kümmert,  wirkten sich durchaus positiv auf das Bild, das Arnautovic nach außen hin abgibt, auf. Jetzt ist er froh, so zu sein, wie er ist. Das bleibt ihm als Fußballer des Jahres unbenommen.

 

 

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