PETERLINDEN.LIVE

Es gibt noch keinen Grund für großen Austria-Jubel!

Hartberg steht nach einer starken Saison mit leeren Händen da, die Wiener Austria rettete eine durchwachsene, bei der laut Kapitän Manfred Fischer auch intern einige Geschichten nicht okay waren, mit einem Platz in der Qualifikation zur Conference League. Das ist das Fazit der zwei Siege in den Play-off-Finals. Freitag in Violett dank enger VAR-Entscheidungen daheim 2:1, Montag in den weißen Auswärtstrikots in Hartberg mit Glück 1:0 (0:0). Beide Male spielte James Holland in den letzten zwei Partien seiner Profikarriere eine entscheidende Rolle: Freitag als Schütz des Führungstreffers, Montag sogar als der des goldenen Tors. Das Abschiedgeschenk des umjubelten 35 jährigen Australiers (Bild), der damit in zwei Partien mehr leistete als zuvor in 27 zusammen. Das erinnert fast an eine Hollywood-Story. Ebenso die von Interimstrainer Christian Wegleitner: Vier Spiele in vier Siegen. Damit tritt er als erster und einziger Trainer der Klubgeschichte mit einem Punktschnitt von 3,0 ab.

Glück hatte Austria, als Hartbergs Teamstürmer Max Entrup nach 25 Minuten nur die Stange traf. Dabei hatte er Torhüter Christian Früchtl schon überspielt, rutschte aber vor dem Schuss aus spitzem Winkel beim letzten Schritt aus. Nach dem Spiel entschuldigte er sich in seiner riesigen Enttäuschung beim gesamten Verein. Auch Ex-Austrianer Dominik Prokop traf nach 59 Minuten nur die Stange. Früchtl wäre chancenlos gewesen. Dazwischen lag nach 39 Minuten der große Holland-Auftritt: Nach einem schlecht abgewehrten Eckball von Dominik Fitz legte er den Ball mit der Brust an Hartbergs Kapitän Jürgen Heil vorbei, traf genau ins lange Eck. Ein perfektes Abschiedsgeschenk an die Fans. „Die Austria war einen Tick besser“, zeigte sich Hartbergs Trainer Markus Schopp im Sky-Interview als fairer Verlierer, „weil sie in beiden Partien über längere Zeit uns mehr ihr Spiel aufdrücken konnte als umgekehrt wir unseres ihnen.“

Bei allem Verständnis für Austrias großen Jubel, speziell für den von Fischer, weil er jetzt sozusagen „unbelastet“ heiraten kann: Mit dem Einzug in die zweite Runde der Qualifikation der Conference League, die am 25. Juli beginnen wird, ist noch nichts gewonnen. Erst wenn das gelingt, woran die Austria vor einem Jahr etwas leichtsinnig scheiterte, das den Grundstein zur durchwachsenen Saison legte: den Einzug in die Gruppenphase. Zudem sind noch heikle Themen zu bewältigen: Die Finanzen mit der besonderen Variante des Stadionverkaufs, die Trainersuche (Sportvorstand Jürgen Werner behauptete, mit Schopp noch nicht geredet zu haben) und auch die Personalpolitik. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Frücht auf einen Transfer in eine Topliga hofft. Der von Austria bereits vor einem Jahr als Früchtl-Nachfolger verpflichtete, aber in Holland bei Almere geparkte Samuel Sahin Radlinger, kam beim 13. der Eredivisie nur zu acht Einsätzen. Ein „Knipser“ im Angriff wäre notwendig. Ein eigenes Kapitel ist Moritz Wels: Bei elf Bundesligaspielen zweimal die gelb-rote Karte. Das spricht für noch viel Lernbedarf. In Hartberg sah er als Joker, der nach 38 Minuten für den verletzten Andreas Gruber kam, zweimal gelb innerhalb von nur vier Minuten. Wie auch zwei Monate zuvor gegen Blau Weiß Linz. Fix ist eines:Wegleitner wird beim neuen Trainer wieder Assistent sein.

Foto: APA/Erwin Scheriau.

Die mobile Version verlassen