Ganze vier Stunden tagte Freitag das ÖFB-Präsidium, der Wahlausschuss dauerte danach nur 15 Minuten und wird am 9.April fortgesetzt. Am Tag, an dem im Viertelfinale der Champions League Paris St.Germain und Aston Villa sowie der FC Barcelona und Borussia Dortmund aufeinandertreffen werden. Es gibt daher noch keinen Kandidaten, der sich am 18. Mai in Bregenz auf der ÖFB-Hauptversammlung der Wahl zum Präsidenten stellen wird. Kärntens Verbandschef Michael Mutz, der Leiter im Wahlausschuss, begründete dies mit Rückmeldungen, auf die man von einigen Persönlichkeiten noch warten will. Eine teilte Mutz bereits Mittwoch mit, nicht als Kandidat zur Verfügung zu stehen: Kurt Svoboda, Präsident der Vienna und Vorstand von Uniqa. Ihn hielten viele für bestens qualifiziert. Aber er kann auch nicht viel mit der Strukturreform anfangen, die auf den Weg gebracht wurde. Damit wäre der Präsident nur noch Aufsichtsratsvorsitzender, hätte mit dem operativen Geschäft wenig bis nichts zu tun. Das passt nicht zur bisher erfolgreichen Art von Svoboda. Der sich in Sachen Fußball voll darauf konzentriert, Österreichs ältesten Fußballklub 2026 in die Bundesliga zurückzubringen, die Hohe Warte zu modernisieren.
Die verbalen Angriffe, die Interimspräsident Wolfgang Bartosch und Niederösterreich Boss Johann Gartner Donnerstag gegen Ralf Rangnick starteten, dienten Svoboda als Beweis, wie richtig sein Entschluss war, den er bereits vor den Attacken gegen den Teamchef fasste. Die verheerende Außendarstellung fand auch im Ausland Beachtung. „Bild“ sprach einem Rangnick-Beben und der beginnenden Endphase, der Schweizer „Blick“ fragte wegen des Ösi-Zoffs: „Kann das noch gut gehen?“ Fakt ist, dass Karl Sekanina der letzte ÖFB-Präsident war, der einen Teamchef ähnlich angriff wie jetzt Bartosch und der unsägliche Gartner. Das passierte Mitte der Siebzigerjahre, der in Zweifel gezogene Helmut Senekowitsch antwortete mit der ersten WM-Qualifikation seit 20 Jahren. Bei Rangnick müßte es aufgrund der günstigen Auslosung die erste seit 28 werden.
Die Strukturreform, die Kompetenzverlagerung Richtung Hauptamt, wonach nur Hauptamtliche von ÖFB, Landesverbänden und Liga operative Entscheidungen treffen, war eines der Themen im Präsidium. Aufregung gab es um die Reform der dritten Leistungsstufe, der Regionalligen. Künftig soll es statt bisher drei vier geben: Wie bisher Ost (Wien, Niederösterreich, Burgenland), dazu neu Nord (Oberösterreich, Salzburg), Süd (Kärnten, Steiermark) und West (Salzburg, Tirol). Es gab fünf Ja-Stimmen, zwei dagegen (aus Salzburg und Tirol) und sechs Enthaltungen. Nicht wirklich überzeugend.
Foto: ORF.sport.at.
