Fußball

Es wird schwer etwas besonderes gegen Schottland zu finden

Dienstag Abend wird in Porto zwischen Portugal und Nordmazedonien, in Chorzow zwischen Polen und Schweden um ein WM-Ticket gekämpft. Im Wiener Happel-Stadion zwischen Österreich und Schottland um etwas Prestige. „Jedes Länderspiel ist etwas besonderes“, stellte Teamverteidiger Stefan Lainer fest. Aber es wird schwer, in der derzeit herrschenden Fruststimmung etwas besonderes zu finden. Eigentlich hofften bis letzten Donnerstag alle, dass dieses Match erst im Juni stattfinden und die Chance auf Österreichs erste WM-Teilnahme seit 1998 bedeuten wird. Jetzt bringt es nur Ärger im Rückblick auf die WM-Qualifikation. In Glasgow führte Österreich durch die ersten zwei Tore von Sasa Kalajdzic im Teamdress bei seinem zweiten Länderspiel bis zur 85. Minute 2:1, ehe John McGinn spektakulär den Ausgleich erzielte. In Wien gab es nach einem von Martin Hinteregger verschuldete Elfmeter ein 0:1, weil Österreich nicht imstande war, klare Chancen zu kreieren. Das ist auch Dienstag nicht auszuschließen. Auch wenn von der damaligen Startelf nur Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger, Konrad Laimer, Christoph Baumgartner und Marko Arnautovic beginnen dürften. Köln-Legionär Louis Schaub ist seit Samstagabend der erste positive Corona-Fall im Team, musste in Quarantäne.

Keine Chancen kreieren, das hängt sicher auch damit zusammen, dass Österreich zum Unterschied von der letzten WM-Qualifikation vor 25 Jahren keinen Spielmacher hat, keine klassische Nummer zehn. Damals standen mit den aktuellen Teamchefkandidaten Andreas Herzog und Peter Stöger noch zwei zur Verfügung, Herzog sorgte mit individueller Klasse für die goldene Tore zu den entscheidenden 1:0-Siegen gegen Schweden. Zlatko Junuzovic war in späteren Jahren noch der Ansatz zu einer Nummer zehn, aktuell hätte Christoph Baumgartner die Anlagen, in diese Rolle wachsen. Das braucht noch Zeit. Das ist sicher das größere Problem als es die Unterschiede zwischen den Spielern aus der Pressing-Schule der Red Bull-Mannschaften und den anderen, die mehr Ballbesitz gewohnt sind, darstellen. So sahen es auch zwei dieser „Red Bull-Spieler“, nämlich Konrad Laimer und Lainer, der Österreichs Team weiter als eine „sehr geile Truppe“ sieht.

Die Diskussionen gehen derzeit ohnehin auch in die falsche Richtung. Etwa mit der Behauptung im Sport am Sonntag des ORF, der Misserfolg habe etwas mit dem Wechsel des Sportchefs vor fünf Jahren zu tun. Man kann Peter Schöttel durchaus kritisch gegenüberstehen, ihm einiges vorwerfen. Aber Vorgänger Willi Ruttensteiner war 16 Jahre im Amt. In der Zeit fielen die Qualifikation für eine EM-Endrunde 2016, aber in vier Anläufen keine für die WM. Das passierte Schöttel vorerst nur bei einem. Auf die EM-Qualifikation kann er nach nicht ganz fünf Jahren schon verweisen. Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Auch in der Ära von Marcel Koller gab es ähnlich große Frusterlebnisse wie derzeit, bei denen alles angezweifelt wurde.

Teamchef Franco Foda kam vor dem wahrscheinlich letzten Spiel seiner Ära, für das am Sonntag 4500 Karten verkauft waren, der Einladung ins ORF-Studio nicht nach. Die Begründung: Konzentration auf die Vorbereitung zum Schottland-Spiel.  Es gibt aber nichts viel Neues über die Schotten, was er nicht schon weiß. Beim 1:1 (0:0) gegen Polen am Donnerstag im Hampden-Park von Glasgow führte Schottland durch ein Kopftor von Innenverteidiger Kieran Tierney bis zur 94. Minute 1:0. Teamchef Steve Clarke ließ sein Team im 3-4-2-1 mit Che Adams (Bild oben) von Ralph Hasenhüttls FC Southampton als einziger Spitze agieren. Wie beim 1:0 vor sechs Monaten. Der Kapitän, Liverpools Linksverteidiger Andy Robertson, fehlt. In der Premier League sind sieben Spieler engagiert: Scott McTominay, Donnerstag als Innenverteidiger aufgeboten, bei Manchester United, Tierney bei Arsenal, Innenverteidiger Grant Hanley und Mittelfeldspieler Billy Gilmour beim Letzten Norwich, Nathan Petterson bei Everton, McGinn, statt Robertson Kapitän, bei Aston Villa und Adams. Auf der Homepage des schottischen Verbands wurde Sonntag Abend als nächstes Spiel das gegen Armenien in der Nations League am 4. Juni angekündigt. Das sagt auch etwas.

 

 

 

 

Foto: FotobyHofer/Diener, Philipp Schalber.

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