Fußball

Etwas mehr Kritik wäre kein Fehler, Herr Rangnick!

Eine Woche vor dem ersten WM-Spiel gegen Japan gewann Deutschland seine Generalprobe in Maskat gegen Oman, die Nummer 75 der Weltrangliste,  1:0 (0:0). Für das Tor sorgte Debütant Niclas Füllkrug von Werder Bremen in seinen ersten 35 Minuten im deutschen Teamdress. „Bild“ kritisierte nach dem „Dusel-Sieg“ eine Art von „Oma-Fußball“.  Zur gleichen Zeit gewann Österreich im Rahmen des Trainingslager in Marbella gegen Andorra, die Nummer 151 der Weltrangliste, im La Rosaleda-Stadion von Malaga vor nur 100 Zuschauern ebenfalls 1:0 (0:0). Das einzige Tor gelang erst sieben Minuten später als bei Deutschland, nach 87. Erzielt von keinem Debütanten, sondern vom ältesten Spieler mit den meisten Länderspielen. Der 33 jährige Marko Arnautovic übernahm in seinem 105. Einsatz im Teamdress eine Flanke von Marcel Sabitzer spektakulär mit links direkt. Sein 34. Treffer für Österreich, so viele wie Jahrzehnte vor ihm Hans Krankl. Viel mehr sehenswerte Aktionen gab es nicht. Treffender Kommentar von Herbert Prohaska im ORF-Studio: „Das Tor entschädigt für alles andere, verhinderte eine Blamage!“

Teamchef Ralf Rangnick bot zu Beginn mit Stephan Posch, Gernot Trauner und Max Wöber drei Innenverteidiger auf, auf den Außenbahnen spielten rechts Philipp Mwene und links abwechselnd Florian Kainz und Debütant Alexander Prass, der nicht so zur Geltung kam wie in der Raute von Sturm Graz, in der er mehr im Zentrum agiert. In dem begannen Xaver Schlager, der blasse Florian Grillitsch und Marcel Sabitzer. Die Spitze hieß Michael Gregoritsch, der einmal die Latte traf. Zur Pause brachte Rangnick einen zweiten Debütanten, Niklas Hedl für Alexander Schlager ins Tor, Andreas Weimann an der rechten Flanke für Mwene, Christoph Baumgartner für Prass, Arnautovic für Gregoritsch und Junior Adamu für Xaver Schlager. Das sollte mehr Offensivpower bringen, mit Arnautović und Junior Adamu waren zwei Spitzen im Einsatz.

Der Salzburg-Stürmer traf die Latte, aber am Match änderte sich nicht viel. Nie in Gefahr, ein Tor zu kassieren, 70 Prozent Ballbesitz, aber gegen die Andorra-Menschenmauer am eigenen Strafraum fehlten Tempo, Ideen. Daher kam nach 67 Minuten David Alaba für Wöber. 20 Minuten später fiel endlich das Tor. Zuvor ging ein Freistoß von Kainz an die Latte. Trotzdem wollte nachher keiner von einer schwachen Leistung reden. „Es ist nicht einfach, wenn sich das Tor nicht öffnet“, meinte Arnautovic, „aber wir haben ja immer dominiert“. Rangnick sprach von einem speziellen Match, „weil der Gegner schon nach fünf Minuten damit begann, auf Zeit zu spielen. Wir trafen dreimal Aluminium, ließen klarere Chancen als beim Tor ungenützt, haben es eigentlich ganz ordentlich gemacht. Wir brauchten gute Nerven. Dass wir verdient gewonnen haben, steht außer Frage.“ Etwas mehr Kritik wäre sicher kein Fehler, Herr Rangnick. Hoffentlich äußert sie der Teamchef wenigstens intern. Bei allem Verständnis für eine „lästige“ Verpflichtung nach kräftezehrenden Wochen vor einer stimmungslosen Kulisse. Die sicher kein Animo bedeutete, noch einen Zahn zuzulegen. Das wird aber Sonntag im Happel-Stadion gegen Europameister Italien unbedingt nötig sein. Italien schlug Mittwoch in Tirana Albanien nach einem 0:1-Rückstand 3:1 (2:1). Die Tore erzielten Napoli-Verteidiger Giovanni di Lorenzo und zweimal Vincenzo Grifo, der Mitspieler von Philipp Lienhart und Michael Gregoritsch bei  Freiburg.

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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