Fußball

Falscher Elfmeter keine Ausrede: Zu wenig für Rapid!

Kein zweites Erfolgserlebnis für Rapid in Wolfsberg innerhalb von zwei Wochen, sondern erstmals nach sieben Pflichtspielen gegen die Kärntner mit 1:3 (1:1) wieder eine Niederlage. Auch weil Andrija Pavlovic (Bild oben) anders nicht für Tore sorgen konnte, sondern kaum auffiel. Es stand zwar bis zur 93. Minute 1:1, ehe Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca bei seinem sechsten Einsatz in der Bundesliga einen falschen Elfmeter für Wolfsberg gab, ein Foul von Marvin Potzmann an Manfred Ritzmaier im Strafraum sah, das einen Meter außerhalb war. In früheren Zeiten hätte Didi Kühbauer darüber vielleicht getobt wie Rumpelstilzchen, diesmal gab der Trainer aber zu: „Nicht schön, wie diese Niederlage am Ende zu Stande kam. Aber wir haben verdient verloren, hätten uns wahrscheinlich auch einen Punkt gar nicht verdient“.

Kühbauer scheute sich auch nicht, die Schwächen anzusprechen. Physisch nicht präsent genug, um bei Wolfsbergs Spiels mit hohen Bällen dagegen zu halten. Zu langsam, zu ungenau im Passspiel, daher auch kaum Torchancen. Völlig gegen den Spielverlauf kam Rapid ohne den verkühlten Mario Sonnleitner in der ersten Hälfte durch Thomas Murg zur Führung, aber auch das half nichts. Wie verärgert der Torschütze in der zweiten Hälfte auf seinen Austausch gegen Philipp Schobesberger reagierte, sagte auch genug über die grün-weiße Gemütslage an diesem Sonntag. Dass Wolfsbergs Ausgleich erst 23 Sekunden nach der Pause fiel, war ebenso reines Glück wie die Tatsache, dass bis zur 93. Minute 1:1 stand, ehe Wolfsbergs Regisseur Michael Liendl zweimal zuschlug, die Kärntner auf Platz drei brachte, ihnen  acht Punkte Vorsprung auf Rapid verschaffte. Grün-Weiße Chancen bei 1:1? Nur eine. Bei der zeigte Veton Berisha einmal mehr, dass Tore schießen nicht seine Stärke ist. Dafür hatte ihn Sportchef Fredy Bickel aber eigentlich vor eineinhalb Jahren aus der zweiten deutschen Liga von Fürth um einen ansehnlichen Betrag geholt.

Am meisten zum Denken gab aber die körperliche Verfassung Rapids. Der Hinweis auf die Dreifachbelastung mit den englischen Wochen kann nicht als Entschuldigung gelten. Auch Red Bull Salzburg spielte  am Donnerstag, hatte dazu noch eine Reise nach Norwegen in den Knochen, wirkte aber drei Tage danach beim späten 2:0 (0:0)-Auswärtssieg über die Austria um Welten frischer als  Rapid in Wolfsberg. Sicher gibt es dafür das Argument, dass Marco Rose einen größeren und qualitativ besseren Kader als Kühbauer zur Verfügung, daher mit Marin Pongracic, Hannes Wolf, Smail Prevljak und Zlatko Junuzovic gegenüber der Europa League vier „Neue“ statt Jerome Onguene, Amadou Haidara, Takumi Minamino und Fredrik Gulbrandsen bringen konnte, die in Hütteldorf einen Stammplatz hätten. Aber das ist nicht das schlüssige Argument. Denn auch die Salzburger, die in Trondheim 90 Minuten spielten, bewegten sich viel, viel besser als die Rapidler, die gegen Villarreal im Einsatz waren. Man muss nur an den Vergleich zwischen Rapids Kapitän Stefan Schwab, der in Wolfsberg wieder einmal viele Bälle unnötig verlor, Fehlpasses lieferte, sich schwerfällig über den Platz schleppte und Salzburgs Kampfmaschine  Stefan Lainer denken. Dem Teamverteidiger unterliefen auch ungewohnt viele Fehler, mitunter wirkte er unkonzentriert. Aber er marschierte 95 Minuten lang mit Vollgas.

Das ist kein Vorwurf Richtung Kühbauer, aber an die Verantwortlichen in der Zeit vor ihm. Daran kommt Goran Djuricin nicht vorbei. Denn es liegt in der Kompetenz eines Cheftrainers, dass der Fitnesscoach nur nach seinen Vorstellungen arbeiten darf und kann. Offenbar meldete Djuricin zu spät seine Bedenken an. Jetzt stimmt zwar Kühbauers Satz, dass jammern Rapid nicht weiter hilft. Die einzige Devise: Das Herz in beide Hände zu nehmen. Denn die Situation in der Bundesliga ist acht Runden vor Ende des Grunddurchgangs besorgniserregend: Acht Punkte Rückstand auf Wolfsberg, sieben auf Kühbauers Ex-Klub St.Pölten, der vielleicht deshalb schwächelt, weil Nachfolger Ranko Popovic auf mehr spielerische Akzente Wert legen will, fünf auf Hartberg, zwei auf die Austria auf Platz sechs. Auf Grund der schlechteren Tordifferenz fiel Rapid Sonntag hinter Sturm Graz auf Rang acht zurück. Die Länderspielpause wird nicht reichen, um am Fitnessproblem etwas zu ändern. Das kann nur in der Wintervorbereitung gelingen. Keine guten Aussichten.

Foto: © red_ring_shots.

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