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Fast ein EM-Vorspiel gegen die Türkei: Bei Emotionen wird „ein bisschen etwas“ aufgehoben

Samstag gelang in Bratislava der erste Sieg gegen die Slowakei seit 20 Jahren. Dienstagabend geht es im Wiener Happel-Stadion um den ersten gegen die Türkei seit zwölf Jahren. Damals gewann Österreichs Team am gleichen Ort in der Ära von Marcel Koller 2:0 (2:0), wobei Veli Kavlak und Andreas Ivanschitz schon in den ersten sechs Minuten für die Tore sorgten. Vier Jahre später, im März 2016, folgte ebenfalls unter Koller hingegen hier eine 1:2-Pleite. Das war damals ebenso das zweite Spiel im Jahr der Europameisterschaft wie diesmal. Schon damals bei der Türkei im Einsatz: Hakan Calhanoglu, jetzt mit 30 Dreh-und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld. Der Star und Mitspieler von Marko Arnautovic bei Italiens Fast-Meister Inter Mailand sieht sich als einer der besten Sechser der Welt. 2016 gab er noch in seiner Offensivrolle Österreich einiges aufzulösen.

Österreichs Teamchef Ralf Rangnick traf Calhanoglu vor zehn Tagen in Inters Trainingszentrum, als es dort in einer Art „Fitness-Gipfel“ mit Inters medizinischer Abteilung um Arnautovic ging. Rangnick wollte Calhanoglu einmal verpflichten. Ob für Hoffenheim oder RB Leipzig wusste Rangnick nicht mehr genau. Unbestreitbar sind Calhanoglus Qualitäten. Der Sportchef im türkischen Verband, Hamit Altintop, war einer von Rangnicks Spielern in dessen Trainerzeit bei Schalke 04. Einer der türkischen Spieler kennt auch Weltrekordler Christoph Baumgartner sehr gut: Innenverteidiger Ozan Kabak,der Montag seinen 24. Geburtstag feierte, aus gemeinsamen Hoffenheim-Jahren. Baumgartner wusste, was auf ihn als Offensivspieler zukommen wird: „Kabak spielt sehr hart, das kann und wird wohl auch weh tun!“

Die Türkei kann Österreich mehr weh tun als letzten Samstag die Slowakei. Weil sie bessere Individualisten hat, was nicht nur auf Calhanoglu zutrifft, sondern auch auf Benfica-Mittelfeldstar Orkun Kökcü, dazu schnellere Spieler wie Juventus-Talent Kenan Yildiz und einen Knipser wie Enes Ünal von Bournemouth. Auf der Bank wartet der 19 jährige Arda Güler, der bei Real Madrid nach einem Kreuzbandriss bisher zu Kurzeinsätzen kam, auf seine Chance.  Kein Zufall, dass die Türkei unter Teamchef Vincenzo Montella in Kroatien 2:1 gewann und Deutschland in Berlin 3:2 schlug. Mit dem 49 jährigen Italiener, der vor fünf Monaten statt des Deutschen Stefan Kuntz Teamchef wurde, zuvor Adana Demispor, in Italien Fiorentina und Milan, in Spanien den FC Sevilla trainierte, verlor die Türkei von fünf Spielen nur eines. Samstag in Budapest gegen Ungarn als bessere Mannschaft 0:1.

Rangnick erwartet ein Gegner, der für Kreativität steht, das Spiel bestimmen will. Das passt genau in die Vorbereitung auf die EM-Gruppengegner wie Frankreich und Holland, wird eine Art „EM-Vorspiel“. Auch bei der Kulisse: 35.000 Karten waren Montag verkauft. Wahrscheinlich die Hälfte der Zuschauer wird die Türkei lautstark anfeuern. Auch in Düsseldorf und Berlin werden nicht nur Österreich-Fans auf der Tribüne sitzen. Punkto Emotionen in der Kabine, wie bei Rangnicks letzter Rede vor dem Anpfiff (Bild), wird es schon Unterschiede geben. Da wird noch „ein bisschen etwas“ für die Europameisterschaft aufgehoben. Nichts spricht laut Rangnick dagegen, die stärkste Mannschaft beginnen zu lassen, die derzeit verfügbar ist. Also mit Max Wöber und Xaver Schlager. Die Möglichkeit dafür schätzte Rangnick ebenso als gr0ß ein wie bei Tormann Alexander Schlager. Nicht dazu gehören könnte Marcel Sabitzer. Er spürte die im Herbst verletzten Adduktoren, pausierte Montag im Training. Da wird auch auf seinen am Samstag bevorstehenden Schlager mit Borussia Dortmund bei Bayern München Rücksicht genommen. Die Alternativen auf Sabitzers Mittelfeldposition sind  Patrick Wimmer oder Romano Schmid, als Kapitän würde ihn Konrad Laimer „ersetzen“.

Foto: Canal+.

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