Wenn Raul Florucz (im Blind links) Samstag im ausverkauften Linzer Stadion in der WM-Qualifikation gegen Zypern bei seinem zweiten Einsatz im Teamdress den erstmals von Beginn an tragen sollte, wofür vier Tore in sechs Runden bei Belgien Meister Union St. Gilloise ein gutes Argument sind, dann könnte er mit 24 der jüngste Spieler in Ralf Rangnicks Startelf sein. Gemeinsam mit Patrick Wimmer, denn der Wolfsburg-Legionär ist erst 24. Jüngere Spieler in Rangnicks Aufgebot sind die Innenverteidiger Leopold Querfeld und Samson Baidoo (jeweils 21) und Teamneuling Nikolaus Wurmbrand (19). Florucz ist zugleich ein Beispiel dafür, dass der ÖFB auch schon den Kampf um Doppelstaatsbürger gewonnen hat. Um ihn bemühte sich auch Rumäniens Teamchef Mircea Lucescu, die Eltern von Florucz sind Rumänen, er wurde bereits in Oberösterreich geboren. Sebastian Prödl, der Leiter der Nachwuchsteams, konnte gemeinsam mit Rangnick auch den derzeit verletzten Wolfsberg-Stürmer Erik Kojzek von der besseren österreichischen Perspektive im Vergleich zur slowenischen überzeugen, nicht jedoch Leon Grgic von Meister Sturm Graz. Weil der ÖFB an die Öffentlichkeit ging, bekanntgab, dass Grgic im Juni eine Nominierung für das Nationalteam und auch für die U 21 ablehnte, lieber für Kroatien spielen will, wurde der Verband zu Unrecht als schlechter Verlierer kritisiert, zugleich für einen „Shitstorm“ gegen Grgic in den sozialen Medien verantwortlich gemacht.
Noch viel größere Aufregung als um Grgic gab es in der Schweiz. Dafür war Rangnicks Vorgänger Franco Foda verantwortlich. Als Teamchef des Kosovo überzeugte er einen Schweizer: Den 21 jährigen Mittelfeldspieler Leon Avdullahu, seit Sommer Legionär bei Hoffenheim, damit bei Ex-Sturm-Trainer Christian Ilzer. Sportchef Andreas Schicker kaufte ihn nach dem Double mit dem FC Basel um stolze acht Millionen Euro. In den ersten zwei Runden spielte Avdullahu jeweils von Beginn an. Er bestritt 23 Spiele in den Schweizer Nachwuchs von U 15 bis U 21, doch als es jetzt um das Teamdebüt ging, entschied er sich für den Kosovo und seine familiäre Identität. Die mediale Kritik in der Schweiz richtete sich gegen Teammanager Pierluigi Tami, weil er das nicht verhindern konnte. Das gelang auch Verbandspräsident Peter Knäbel nicht, der sich einschaltete. Besonders pikant: Avdullah wird sein Teamdebüt für den Kosovo am Freitag in der WM-Qualifikation gegen die Schweiz im St. Jakob-Stadion von Basel feiern
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.