Wenn es darum ging, die Erwartungen für die Europameisterschaft nicht zu groß werden zu lassen, sondern sie auf Sparflamme zu halten, dann ist dies Österreichs Fußballteam voll und ganz gelungen. Drei Tage nach dem Jubel über das EM-Ticket folgte die kalte Dusche in Form einer schlimme Blamage. Durch das gar nicht so unverdiente 0:1 (0:0) beim bisher punktelosen Schlusslicht Lettland, das seinen ersten Sieg nach 19 Spielen feierte! Somit endete das Länderspieljahr eigentlich resultatmäßig schlimmer als es begann. Denn für ein 0:1 gegen Polen kann man mehr Verständnis finden als für die Pleite in Riga gegen eine Mannschaft, die zuvor ein Torverhältnis von 2:28 hatte. Die radikale Umstellung von Franco Foda (Bild oben) mit neun Umstellungen gegenüber der Startelf vom Samstag beim 2:1 gegen Nordmazedonien dürfen da nicht als Entschuldigung herhalten. Auch diese nicht zusammengespielte Mannschaft, die erstmals in dieser Besetzung begann, hätte nicht verlieren dürfen. Wie es auch einige, die neu zum Zug kamen, eingestanden.
„Wir sind wieder am Boden der Realität geahndet“, sagte mit Aleksandar Dragovic der Spieler, der als einziger in allen zehn Spielen zum Einsatz kam, „das war zu wenig“. Für den Teamchef von der 1. bis zur 80. Minute. Aber das Aufbäumen in den verbleibenden 14 war zu wenig. Er setzte mit Pavao Pervan den schsten Tormann in seinen 22 Länderspielen ein, mit Ausnahme von Heinz Lindner gehören die anderen fünf zu den 15 Neulingen seiner Ära. In Riga waren dies Thomas Goiginger und im Finish Reinhold Ranftl, beide vom Vizemeister LASK. Für Christopher Trimmel war sein siebentens Länderspiel mit 32 Jahren seine erstes von Beginn an und über 90 Minuten. Es wäre jetzt aber völlig falsch, über in Riga eingesetzten zwölf „Neuen“ den Stab zu brechen. Die meisten können schon mit der Stammformation mithalten, wenn das Mannschaftsgefüge, das es Dienstag nicht gab, stimmt. Dazu kann man Max Wöber, Louis Schaub, Stefan Posch, oder Florian Grillitsch zählen, auch wenn wenig Impulse von ihnen kamen. In den 94 Minuten gab es nur zwei Torchancen. Die erste vergab Michael Gregoritsch vor der Pause nach Assist von Schaub, bei der zweiten traf er im Finis die Latte. Österreich kassierte das Tor nach einem Eckball durch den lettischen, 1,91 Meter großen Abwehrriesen Marcis Oss, einem Legionär beim Schweizer Vorletzten Xamax Neuchatel, der schon vor der Pause per Kopf nur die Latte getroffen hatte.“Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, von Beginn an mental nicht bereit gewesen zu sein“, gestand Torhüter Pervan. Foda ließ nur die Leistungen von Dragovic, Posch, Pervan sowie der Joker Karim Onisiwo und Ranftl gelten: „Es gab doch einige wichtige Erkenntisse für mich. Einige werden sich schon sehr steigern müssen, wenn sie zur Europameisterschaft fahren wollen“, kommentierte er die erste Niederlage nach sieben Spielen. Wöber richtige Feststellung hieß: „Die Frage, ob sich einer für die Europameisterschaft aufgedrängt hat, ist völlig überflüssig!“
Ähnlich frustriert wie Foda in Riga redete Andi Herzog in Skopje. nach Israels 0:1 (0:1) gegen Nordmazedonien. Mit dem Resultat waren Herzogs Israelis noch gut bedient, sie bezogen in den letzten sieben Spielen fünf Niederlagen, belegten am Ende nur Platz fünf hinter Polen, Österreich, Nordmazedonien und Slowenien. Herzig sagte die Wahrheit, auch wenn die in Israel vermutlich keiner gerne hören will: „Mit solchen Leistungen brauchen wir über das Play-off im März gar nicht reden!“ Egal, was die Auslosung am Freitag bringt. Für Österreich oder besser gesagt seine Fans, sofern sie zur Euro fahren wollen, gab es Dienstag doch einen positiven Aspekt: Ungarn verspielte mit dem 19jährigen Salzburg-Legionär Dominik Szoboszlai in Cardiff durch ein 0:2 (0:1) gegen Wales das letzte fixe EM-Ticket, das die Mannschaft um die Legionäre von Real Madrid und Juventus Turin, Gareth Bale und Aaron Ramsey, eroberte. Wales zum zweiten Mal hintereinander bei der Europameisterschaft dabei, die Ungarn spielen im Play-off. gegen Andi Herzog und Israel. Freitag wird nur noch gelost, ob das Semifinale in Haifa oder im Puskas-Stadion von Budapest stattfindet.
Das heißt für Österreich: Die Chancen auf die „Wunschgruppe“ mit München und Budapest als Spielorten sind gestiegen. Da ist nur noch Deutschland, das nach einem 0:1 gegen Nordirland mit 6:1 in Frankfurt den Gruppensieg fixierte, als Veranstalter gesetzt. Österreich könnte mit Losglück aus dem dritten Topf dazukommen. Wenn eine Mannschaft, die im Nations League-Play-off spielt, in die Österreich-Gruppe gelost wird, heißt es, dass Franco Foda erst am 31.März 2020 alle Gegner kennen wird. Die Gruppe mit St. Petersburg und Kopenhagen als Spielorten scheint gegeben. Durch Russland und Dänemark als Veranstaltungsländer, Belgien aus Topf eins und Finnland aus Topf vier. Denn die Ukraine (Topf eins) und der Kosovo (Topf vier) soll aus politischen Gründen nicht mit Russland in einer Gruppe spielen.