Fußball

Foda und sein Spielmacher: Ist Zulj der richtige?

Martin Hinteregger stellte bereits vor seinem 34. Länderspiel, in dem sich der Kärntner in Diensten des FC Augsburg wieder als sicherer Wert im Abwehrzentrum erwies, fest: „Nach der verpassten Qualifikation für die Weltmeisterschaft ist es Pflicht, dass wir zur Europameisterschaft kommen. In der Nations League müssen wir zeigen, dass wir das nötige Potenzial dazu haben.“ Hinteregger hat völlig recht, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Ausser, dass Österreich das Potenzial leider bisher nicht zeigte. Weder beim 0:1 in Bosnien noch Freitag beim 1:0 (0:0) gegen Nordirland bei der Heimpremiere. Die meisten, die von einem verdienten Sieg redeten, vergaßen rasch, dass nur Zentimeter zu einem 1:1 fehlten. Dann hätte es auch keine medialen Huldigungen des Goldschützen Marko Arnautovic gegeben. Schon verwunderlich, wie sich Samstag einige Medien verhielten, diejenigen fast als „Gotteslästerer“ anprangerten, denen das Arnautovic-Verhalten als Kapitän rund um das Bosnien-Speil nicht gefiel. Aber warum soll es nicht auch in die Medien begnadete Wendehälse geben.

Arnautovic sorgte mit seiner Reaktion auf das Siegestor, mit dem er natürlich wie es im Fußball so üblich ist, alle Rechte hatte, dafür, dass die Kapitänsdiskussion oder der Binden-Wirbel nicht beendet war. Teamchef Franco Foda fand es nicht so tragisch, meinte im ORF-Studio lächelnd, Arnautovic habe die Kapitänsschleife  wahrscheinlich deshalb in die Höhe gehalten, damit alle sehen konnten, dass sie an diesem Abend gelb war. Wenn man es im Spaß so interpretieren will, dann bitte. Aber man kann dies auch so deuten, dass der Teamchef größere Baustellen als diese hat. Wie sich zuvor in den 93 Minuten am etwas holprigen Rasen des Happel-Stadions zeigte. Etwa die Frage des Mittelfelds oder genauer gesagt des kreativen Spielmachers. Der muss die Mittlerrolle zwischen Defensive und Offensive übernehmen, die Initiative in schwierigen Situationen an sich reißen und die Bälle verteilen. Auch das Toreschießen soll zu den Eigenheiten gehören. Dieses „Pflichtenheft“ für einen Regisseur stammt vom Teamchef höchst persönlich.

Aber dem kamen seine zentralen Mittelfeldspieler nicht nach. Stefan Ilsanker war dafür nicht eingeplant, er sollte vor der Abwehr abräumen. Worauf er sich beschränkte. Was in diesem Match  einfach zu wenig war. Bleibt Peter Zulj. Bis zur 71. Minute war von ihm auch nichts zu sehen. Fodas ehemaliger Schützling aus Sturm-Zeiten rettete sich mit dem Pass zum Goldtor, nach dem er gemeinsam mit Sabitzer der erste Gratulant des Kapitäns war (Bild oben). Mit dem Assist zur Chance von Arnautovic in der Nachspielzeit zeigte Zulj nochmals auf. Aber das kann nicht die Frage beseitigen, ob Foda damit richtig liegt, auf Zulj zu setzen. Seit er am 30.Mai 2018 gegen Russland erstmals von Beginn an spielte und dabei das bisher beste seiner sieben Länderspiele ablieferte, war er mit Ausnahme des 0:3 gegen Brasilien immer in der Startformation. Ein Vertrauensvorschuss für einen, der auch mit Arnautovic gut kann. Allerdings nährten die letzten zwei Partien die Zweifel, ob Zulj das erfüllen kann, was Foda von einem Spielmacher sehen will. Abwarten, ob Foda Dienstag in Herning gegen Dänemark eine andere Variante probiert. Mit Alessandro Schöpf oder Xaver Schlager.

Arnautovic sagte nach dem Match in der Mixed-Zone noch einen interessanten Satz: „Wenn ich spielen will, dann spiele ich.“ Das lässt andererseits den Schluss zu, dass er gegen die Dänen nicht spielen wollte. Denn Foda verzichtet wie man schon vor dem Sieg über Nordirland erwarten durfte auf den Kapitän  wegen latenter Knieprobleme ebenso wie auf Salzburg-Verteidiger Stefan Lainer. Wobei wieder geraten darf, wer nach Julian Baumgartlinger, David Alaba und Arnautovic der vierte Kapitän der Ära Foda sein wird. Max Wöber und Konrad Laimer dürfen in St.Pölten mit der U21 gegen Russland um den Aufstieg ins Play-off kämpfen. Somit ist zu Tormann Richard Strebinger ein zweiter Rapidler im Teamkader: Der nachnominierte Verteidiger Marvin Potzmann.

Foto: © ÖFB.

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