Fußball

Friesenbichler oder Monschein: Die Austria sucht ihren Immobile! Steffen Hofmann in den Rekordlisten

Vorhang auf für die violette Premiere: Zweimal hintereinander in der Gruppenphase der Europa League gab es bei Austria zuvor noch nie.  Und der Start bei der  insgesamt dritten Teilnahme  kann Donnerstag nicht attraktiver sein: Mit dem AC Milan gastiert der Favorit des Bewerbs mit 48 Startern aus 29 Nationen (so viele Länder waren nie zuvor in der Gruppenphase dabei) im Happel-Stadion. Mit 6,00 liegt Milan bei den tipp 3-Quoten vor Arsenal (7,00) in Führung. Die Austria wird als 500,00-Außenseiter  für den Triumph in der Europa League geführt. Mehr wird  Meister Red Bull Salzburg vor seiner siebenten Teilnahme in der Gruppenphase, die  zwei Sunden nach dem Austria-Schlager beim Siebenten der portugiesischen Liga Vitoria Guimaraes im Estadio Dom Afonso Henriques beginnt, zugetraut: Nur 40,00-Außenseiter. Übrigens genauso wie Salzburgs Ex-Meistertrainer Adi Hütter mit Young Boys Bern. Salzburg liegt in der ewigen Tabelle der Europa League  mit 81 Punkten aus 50 Spielen in sechs Jahren hinter Villarreal, FC Sevilla, PSV Eindhoven, Benfica Lissabon, Athletic Bilbao, Tottenham und Anderlecht noch vor Atletico Madrid auf Rang acht. In den Rekordlisten ist auch einer zu finden, der diese Saison nicht mitspielt: Der bei Rapid pietätlos aufs Abstellgleis geschobene Steffen Hofmann.  Nur ein Deutscher absolvierte mehr Spiele als Hofmann, der 25mal in der  Europa League für Grün-Weiß aktiv war. Nämlich Marko Marin. 31 für Werder Bremen, Chelsea, Sevilla, Florenz und Olympiakos.  Gemeinsam mit VfB Stuttgart-Kapitön Christian Gentner und dem deutschen Teamstürmer  Lars Stindl ist der 37jährige Hofmann derzeit der deutsche Rekordtorjäger in diesem Bewerb. Mit sechs Treffern.

Austrias Gruppe mit Favorit Milan, Kroatiens Meister HNK Rijeka, der in der Qualifikation zur Chamions League Salzburg ohne Sieg eliminierte und AEK Athen ist zweifelsohne attraktiver als die von Salzburg gegen Vitoria Guimaraes. Olympique Marseille und Türkeis Cupsieger Konyaspor. Aber sicher auch schwerer. Letzte Saison wäre es für die Mannschaft von  Trainer Thorsten Fink leichter gewesen, in Europa zu überwintern als diesmal. Wenn die Austria beim sechsten und letzten Gruppenspiel im Prater gegen AEK Athen am 7. Dezember noch so im Aufstiegsrennen ist wie vor einem Jahr, als bei Viktoria Pilsen nach einer 2:0-Führung die Runde der letzten 32 verschenkt wurde, wäre das schon eine  gewaltige Leistung. Ob aber die Kulisse  Donnerstag so groß sein wird wie vier Jahre zuvor in der Champions League? Da kamen zum ersten Gruppenspiel gegen den FC Porto 37.500 Zuschauer. Bisher gingen knapp 25.000 Tickets für das Milan-Spiel weg.

Fink steht wieder vor der Entscheidung, welchen Stürmer er bringen soll,  Kevin Friesenbichler oder Christoph Monschein. Da es Austria eher auf Konter anlegen wird, spricht fast mehr für Monschein. Man könnte die Frage auch unter die Devise die Austria sucht ihren Immobile stellen. Sie  braucht einen Vollstrecker wie Italiens Teamstürmer, der vor den Augen von Fink Sonntag im Olympiastadion von Rom beim 4:1 von Lazio gegen Milan drei Tore erzielt hatte, aufzeigte, dass es in Milans neuformierter Abwehr noch  Abstimmungsprobleme gibt. Trotz eines Defensivstrategen wie Leonardo Bonucci. Viele Chancen wird Austria trotzdem nicht bekommen. Also wird Effizienz gefragt sein. Sonst sind alle Hoffnungen, die Europa League mit einer Sensation zu beginnen, hinfällig. Eine Sensation wäre bereits ein Unentschieden.

Bei Austria stellt sich die Stürmerfrage, für Salzburgs Trainer Marco Rose die der Innenverteidiger. Fällt der Brasilianer Paolo Miranda auch gegen Guimaraes wegen einer Knieverletzung aus, muss wohl einer ran, der  sein Debüt im Red Bull-Dress feiern wird: Der 19jährige Franzsoe Jerome Onguene, als letzte Neuerwerbung vom deutschen Aufsteiger VfB Stuttgart, bei dem er nicht zum Zug gekommen war, geholt. Der Brasilianer Igor aus dem Youth League-Siegerteam, der mit dem Kroaten Duke Caleta-Car  beim 2:2 gegen Rapid im Abwehrzentrum spielte, wurde nicht für die Europa League gemeldet. Hingegen schon der 18jährige Salzburger  Luca Meisl, der im Frühjahr zu Roses Erfolgstruppe beim Triumph in Nyon gehört hatte, jetzt bei Liefering spielt. Er wäre bei Mirandas Ausfall die Alternative zu Onguene. Guimaraes hat nach fünf Runden der portugiesischen Meisterschaft  schon acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Porto und mit minus sechs auch eine negative Tordifferenz. Weil die Mannschaft von Trainer Pedro Martins  daheim gegen Sporting Lissabon ein 0:5-Debakel bezog, gegen Estoril 0:3 verlor.

Weitere Österreicher in der Champions League? Zwei Trainer. Adi Hütter mit Young Boys Bern gegen Partizan Belgrad, Dynamo Kiew und Skenderbeu Korce aus Albanien. Kiew konnten die Young Boys heuer in der Qualifikation zur Champions League eliminieren.  Peter Stöger führte den 1.FC Köln nach 25 Jahren zurück in den Europacup, beginnt gleich mit dem Schlager gegen Arsenal in London, bei dem  10.000 Kölner Fans, darunter Stögers Freundin Uli, ihre Mannschaft unterstützen werden. Ob im Emirates Stadium  nach dem verpatzten Start in die Bundesliga mit drei Niederlagen, die große Wende kommt? Vizepräsident Toni Schumacher, der ehemalige Weltklassetorhüter, prophezeite das selbstbewusst. Hoffentlich ergeht´s dem Trainer Stöger gegen Arsenal besser als dem Austria-Spieler Stöger, der 1991 im Europacup der Meister noch im altehrwürdigen Highbury-Stadion gegen  Arsenal ein 1:6-Debakel bezog. Gemeinsam mit Arsenal aufzusteigen ist Stögers Ziel, das  gegen Roter Stern Belgrad  und Bate Baryssau aus Weißrussland machbar sein müsste.

Mit dabei ist auch Andi Ivanschitz mit Viktoria Pilsen gegen den FC Lugano aus der Schweiz, Hapoel Beer Sheva aus Israel und FCSB Bukarest. Allerdings sitzt Österreichs Ex-Teamkapitän bei Trainer Pavel Vrba meist nur auf der Ersatzbank. Abwarten, ob der ehemalige tschechische Teamchef vielleicht auf die internationale Erfahrung  des Routiniers, letztes Jahr noch mit den Seattle Sounders als bisher einziger Österreicher Meister in der nordamerikanischen Major Soccer League, setzt.

 

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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