Fußball

Früher oder später bekommt Österreich seinen Meister 2020

Dienstag gab es Gespräche zwischen Vizekanzler Werner Kogler und Vertretern des ÖFB, Mittwoch wird man mehr über die Pläne wissen, wie es mit dem Fußball weiter gehen soll. Dass Kogler Geisterspiele in der  Bundesliga für möglich hält, ist seit Ostersamstag kein Geheimnis mehr. Die Frage ist nur, ab wann. Wenn das ÖFB-Präsidium Mittwoch via Videokonferenz nicht nur zu diesem Thema tagt, sondern auch zu Frage, wie es unterhalb der Bundesliga weiter geht, dann haben ÖFB-Präsident Leo Windtner, die neun Landesverbandschefs und die drei stimmberechtigten Vertreter der Bundesliga sowie die vier des ÖFB ohne Stimmrecht ein vom Verband in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten von Martin Karollus, Professor für Unternehmensrecht an der Universität Linz als Grundlage für ihre Entscheidungen. Das wird bis knapp vor der Sitzung unter Verschluss gehalten. Bei Karollus geht es sicher nicht um sportliche Themen, sondern um juristische. Was passieren könnte, wenn es einen Abbruch der Saison gibt, danach der Meister oder Absteiger bestimmt werden sollte.

Die Devise, die Bundesliga nach Möglichkeit auf jeden Fall zu Ende zu spielen, liegt auf der Hand. Denn es gibt außer dem Karollus-Gutachten auch noch andere Fakten, die dazu führen werden. Einerseits das zweiseitige Schreiben von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin vom 2. April an alle europäischen Ligen, Klubs und Nationalverbände. Das nicht nur der Slowene, sondern auch Andrea Agnelli als Chef von Europas Klub-Verband ECA und der Schwede Lars-Christer Olsen als Präsident der Vereinigung der Europäischen Liga, zu der auch Österreichs Bundesliga gehört, unterschrieben. Darin steht unter anderem: „Es ist von größer Bedeutung, dass selbst diese Epidemie nicht verhindert, dass unsere Wettbewerbe gemäß ihrer Regeln auf dem Spielfeld entschieden werden und dass alle sportlichen Titel auf Grundlage vergeben werden“. Und weiters: „Jede Entscheidung, nationale Wettbewerbe abzubrechen, ist derzeit verfrüht und nicht gerechtfertigt“. Das Schreiben erging unmittelbar nach dem Abbruch in Belgien. Zum Abschluss folgt die Warnung, die LASK-Präsident Siegmund Gruber in Wallung brachte: „Da die Teilnahme an UEFA-Klubbbewerben vom sportlichen Ergebnis abhängt,  das am Ende des vollständigen nationalen Wettbewerbs erzielt wird, würde eine vorzeitige Beendigung Zweifel an der Erfüllung dieser Bedingung aufkommen lassen. Die UEFA behält sich das Recht vor, den Anspruch von Vereinen zu den Klubbewerben 2020/21 gemäß den Wettbewerbsbestimmungen zu beurteilen“. Heißt so viel wie: Wer abbricht, dem droht der Rauswurf.

Dazu gab es letzte Woche von der FIFA das Rundschreiben 1714 an die Verbände. In dem der Weltverband bestimmt, dass jede Liga weltweit ihre Meisterschaft notfalls bis Ende Oktober (!) spielen kann. Und dass die Transferperioden angepasst werden. Kein Spieler kann vor Saisonende weg, egal wann das ist. Da akzeptiert die UEFA auch einseitige Entscheidungen, sprich ohne Einverständnis der Spieler. Die Botschaft aus Zürich kann man auch so interpretieren: Früher oder später bekommt Österreicher sicher seinen Meister 2020. Vielleicht sogar aus der Not so spät wie nie, erst im Oktober.

Sowohl der ÖFB als auch die Bundesliga taten bisher gut daran, keine Extrawurst für den Fußball zu verlangen. Nur wenn Geisterspiele aus medizinischer Sicht möglich sind, darf es sie geben. Offenbar muss das so sein, sonst hätte Kogler nicht bereits Geisterspiele prophezeit. Anderseits muss der Spitzenfußball aber auch darauf dringen, nicht gegenüber anderen Wirtschaftszweigen benachteiligt zu werden. Das scheint auch nicht zu passieren: Einige Klubs sollen bereits positive Nachrichten vom Arbeitsmarktservice bezüglich Kurzarbeit erhalten haben. Auf jeden Fall wird Donnerstag die Telefonkonferenz der Bundesligaklubs nicht umhin können, sich mit den Lizenzbestimmungen  für nächste Saison zu befassen. Diese auf Grund der Corona-Pause zu verändern, sprich zu erleichtern, bedeutet eine Satzungsänderung und bedarf einer Zweidrittelmehrheit. Wenn einmal feststeht, wer für 2020/21 die Lizenz bekommt und wer nicht, erspart das wahrscheinlich Debatten und möglichen Klagen zur Frage des Ab- und Aufsteigers. Die deutsche Liga verschob die Entscheidung über die Fortsetzung mit Geisterspielen von Freitag um sechs Tage auf 23. April. Die Begründung von Präsident Christian Seifert: Man wartet auf die Beschlüsse von Bund und Ländern, um darauf rasch und entsprechend reagieren zu können.

Foto: Bundesliga.

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