Fußball

Fünf Stunden mit Mike Büskens: Ein Fan von „Schöpfi“

Wiedersehen nach dreieinhalb Monaten mit dem am 7.November beurlaubten Rapid-Trainer Mike Büskens. Sogar fünf Stunden lang. Wenn auch nur am TV-Schirm. Die Sky-Konferenz von Champions und Europa League macht´s möglich. Angefangen mit Schalke, dann zu Leicester nach Sevilla und Juventus nach Porto. Büskens als ehemaliger UEFA-Cup-Sieger mit Schalke 1997 im Studio mit Deutschlands Rekordspieler Lothar Matthäus und dem holländischen Ex-Torjäger Erik Meijer. Rapid war nie das Thema bei diesem Marathon von  Kommentaren und Analysen. Kein Sager, dass nach seiner Zeit nichts besser wurde, Rapids Spiele nicht attraktiver oder erfolgreicher waren. Eher im Gegenteil. Aber wenn Büskens redete, fühlte man sich rasch an seine grün-weißen Zeiten erinnerte. Speziell, weil er sich den Hang, bei Spielern, die er lobt, ein i  an den Namen anzuhängen, bewahrt hat. Waren es bei Rapid der „Schwabi“ (Stefan Schwab) oder der „Schössi“ (Christoph Schösswendter), so ist der aktuelle Büskens-Favorit  der „Schöpfi“.

Der Tiroler Alessandro Schöpf, weil er so viel läuft, technisch  gut ist, eine bemerkenswerte Spielintelligenz hat und  auch Tore erzielt. Er sorgte ja dafür, dass die Devise kein Schalke-Spiel ohne Österreicher-Tor zum fünften Mal hintereinander stimmte: Beim Cupaufstieg gegen  Sandhausen traf Schöpf, danach in der Bundesliga gegen Hertha BSC Berlin Guido Burgstaller,  ebenso in der Europa League auswärts gegen Paok Saloniki. In Köln und beim 1:1 im Retourspiel gegen die Griechen folgte wieder  Schöpf. Dass Schalke wie mit angezogener Handbremse agierte, fand Büskens verständlich: „Wenn man auswärts mit drei Toren Differenz gewinnt, weiss jeder , dass eigentlich alles gelaufen ist. Das riskiert man nicht mehr das letzte Hemd.“ Vielleicht erinnerte sich Büskens an seine kurze Rapid-Zeit. Auf das 4:0 in der Qualifikation zur Europa League beim slowakischen Meister AS Trencin im August folgte sieben Tage später die erste Heimniederlage im neuen Allianz-Stadion. Nach dem 0:2 sprach Büskens damals vom „Griff in die Toilette“.

Jetzt gefiel ihm, dass Schalke mit Typen wie „Schöpfi“ wieder mehr auf Ballbesitz aus ist, nicht mehr  so oft mit langen Bällen agiert und was „Schöpfi“ nachher  zur Auslosung des Achtelfinales am Freitag in die Sky-Mikrofone sagte: „Es war immer schon mein Traum, einmal gegen Manchester United zu spielen. Aber das wünsche ich mir erst im Endspiel. “ Das wünscht sich auch Büskens, sehnt der Großteil von Fußball-Deutschland herbei.  Dann wäre  Schalke die erste deutsche Mannschaft, die das Finale der Europa League erreicht. Seit Schalke mit Büskens 1997 – damals hieß es UEFA-Cup.

„Schöpfis“ Devise „das Los abwarten und dann sehen, wie weit Schalkes Reise gehen kann“, teilte Büskens. Sehr erregte er sich kurz darauf, weil  bei Leicester infolge der dramatischen Talfahrt auch Meistertrainer Claudio Ranieri zur Diskussion stand: „Das kann doch nicht sein, dass man solche Sachen immer zunächst auf den Trainer abwälzt. Ranieri ist sicher nicht schuld, dass  Jamie Vardy plötzlich nicht mehr trifft.“ Offenbar hatte er dabei sein Wiener Schicksal im Hinterkopf, weil er sich nicht als Schuldigen dafür  sieht, dass es bei Rapid nicht mehr klappte.

Ranieris Wunsch, in Sevilla Soldaten und Gladiatoren zu haben, erfüllte sich wohl nur in Person von Torhüter Kaspar Schmeichel und Vardy, weil der erstmals in der Champions League traf, erstmals in diesem Jahr. Aber obwohl Sevilla daher nur 2:1 gewann, waren sich Büskens und Matthäus einig, dass Sevilla auch in Leicester  Favorit ist, den Aufstieg schaffen wird. Wie Österreichs Ex-Temkapitän Christian Fuchs wenig später im ORF die Lage einschätzte, hörten sie nicht: „Wir sind immer Aussenseiter. In der Rolle fühlen wir uns wohl.“ Aber die letzten Leistungen und Resultate (Ausnahme Sevilla) sprechen eher nicht dafür. Favorit war Leicester  schon lange nicht mehr. Einen Tag nach Sevilla wird sich der Ärger von Büskens noch gesteigert haben: Ranieri musste trotz der Treueschwüre des thailändischen Klubbesitzers Vichaj Srivaddhanaprabha in den letzten Wochen gehen. Einen Nachfolger gibt´s noch nicht. Für das Montag-Spiel in der Premier League gegen FC Liverpool übernimmt sein Assistent mit einem klingenden Namen aus der Weltliteratur: Craig Shakespeare.

 

 

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