Fußball

Fünferkette und falsche Neun: Tipps für Marcel Koller

Christian Fuchs hätte sich eine größere Kulisse als die am Dienstag gegen die Slowakei für seinen offiziellen Abschied von Österreichs Team verdient als die  maximal 15.000 Zuschauer, die im Happel-Stadion sein werden. Sie wurde ihm auch  angeboten, aber er Flug zum Irland-Spiel hätte seinen Aufenthalt bei der Familie in New York abgekürzt. Der Ex-Teamkapitän hat eine Abmachung mit Leicesters Trainer Claudio Ranieri: Bei allen Terminen für Nationalteams darf er zu Frau und Söhnen an den Big Apple. Die Botschaft von Fuchs nach 78 Länderspielen und zwei EURO-Endrunden: Man solle jetzt wegen der misslichen Lage in der WM-Qualifikation nicht zu schwarz malen. Das Potenzial wäre da, um noch das Ruder herumzureißen.

Das könnte auch gelingen, wenn sich der Teamchef etwas Neues einfallen läßt. Etwas, worauf sich die Gegner nicht so einstellen können wie auf das fünf Jahre lang praktizierte 4-3-2. Dazu müßte  Marcel Koller  die nächsten drei Heimspiele verwenden. Gegen die Slowakei, bei der Rapid-Keeper Jan Novota im Tor beginnt und dann im März 2017 gegen Moldawien (auch wenn es da um einen Pflichtsieg in der WM-Qualifikation geht) und Finnland. Aber Marcel Koller   dürfte dazu nicht bereit sein. Darauf läßt sein Sager, es werde nicht funktionieren, locker-flockig alles zu ändern, auch  das System, zu schließen. Aber das kann es nicht sein. Da ist jetzt Sportchef Willi Ruttensteiner gefordert, Koller zum  Gegenteil zu überreden. Selbst wenn man Kollers Evangelium zu David Alaba wider bessere Überzeugung akzeptiert, ihn im zentralen Mittelfeld beläßt, weil er dort angeblich mehr Einfluss auf das Spiel nehmen kann wie als Offensivverteidiger an der linken Flanke, bleibt noch immer genug Spielraum, um etwas neues zu probieren.

Etwa eine Variante, die Koller zur unpassenden Zeit, im letzten Spiel der Euro gegen Island in Paris, aus heiterem Himmel versuchte. Mit einer Dreier-Abwehrkette, die nach Ballverlust in der Defensive zur Fünferkette wird, wenn sich die Außenspieler zurückziehen. Der Vorteil: im Offensivspiel ein Mann mehr im Mittelfeld, in der Defensive für die Abwehr. Das würde Kollers Team schwerer ausrechenbar machen. Auch nach dem Ausfall von Prödl gibt´s  personelle Möglichkeiten zur Dreierkette. Etwa mit Ilsanker, einem Allrounder für fast alle Defensivpositionen. Beim letzten Leipzig-Sieg spielte er übrigens rechter Verteidiger.

Das wäre etwas Neues für Defensive und Spielöffnung. Auch für die Offensive bietet sich etwas anderes an. Nach weltmeisterlichem Vorbild. Bei Deutschland versuchte es Jogi Löw bereits öfters ohne Stürmer. So wie das auch Pep Guardiola mitunter praktiziert. Die Alternative dazu heißt die falsche Neun. Bewegliche Offensivspieler, die vorne mit Dribblings Räume öffnen, auf die sich Abwehrriesen schwerer einstellen können. Wie Sabitzer oder Harnik. Als sich Janko gegen Irland zwischen Duffy und Clark aufrieb, kam die Theorie des legendären Ernst Happel in Erinnerung: Gegen große Abwehrspieler ist es besser, mit kleinen, wendigen Stürmern zu agieren. Gegen kleinere Abwehrspieler sind dann große Angreifer gefragt. Und keiner kann bestreiten, dass Happel sehr viel vom Fußball verstand, seine Methoden für Erfolge standen. Koller versuchte es ja schon zweimal mit einer ähnlichen Variante. Auch bei der EURO: Über die volle Spielzeit gegen Portugal, gegen Island in der ersten Hälfte. Jetzt kann man einwenden, dass in dieser Zeit kein Tor gelang, aber das passierte  auch schon öfters im 4-2-3-1. Leider zuletzt gegen Irland.

 

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