Fußball

Für 50.000 Köln-Fans lernte Schaub die Höhner-Hymne: „Mer stonn zo Dir FC Kölle“

In keiner anderen Liga in Europa stehen so viele Österreicher unter Vertrag wie in der zweiten deutschen, die Freitag beginnt. Es sind nicht weniger als 18! Nur fünf der 18 Vereine, der Hamburger SV, St. Pauli, Jahn Regensburg, Darmstadt und Aufsteiger Magdeburg verzichten auf einen „Ösi“. Einige spielen schon seit einigen Jahren in der boomenden Liga, mit der Österreichs Bundesliga wirtschaftlich nicht mithalten kann.  Wie die Ex-Rapidler Stefan Kulovits bei Sandhausen und Christopher Trimmel bei den „Eisernen“ von Union Berlin, andere wieder neu: Louis Schaub, bei einen der zwei großen Aufstiegsfavoriten, dem Absteiger 1.FC Köln, Thorsten Röcher in Ingolstadt, Mathias Honsak, der „Blitz aus Stadlau“ als Leihgabe  von Red Bull Salzburg bei Holstein Kiel, der zur Eröffnung Freitag beim Hamburger SV, dem zweien Absteiger und Favoriten. Vor 57.000 Zuschauern. Vor einer so großen Kulisse hat Österreichs U21-Flügelflitzer, der letzte Saison bei Altach war, die Vorbereitung noch in Salzburg begann, noch nie gespielt.

Die meisten Österreicher hat Ingolstadt in seinem Kader. Gleich drei mit Marco Knaller, der Nummer zwei in der Tormannhierarchie, den aus England von Bradford geholten Konstantin Kerschbaumer, der letzte Saison an Arminia Bielefeld verliehen war und den von Sturm Graz um eine siebenstellige Summe gekauften Röcher. Je zwei sind bei Union Berlin (Trimmel, Christoph Schösswendter), Dynamo Dresden (Sascha Horvath, Patrick Möschl), Sandhausen (Kulovits und der als Backup geplante 20jährige Tormann Valentino Jovic, der aus Salzburgs Akademie stammt, dann bei RB Leipzig war). Jeweils ein Österreicher spielt für Bochum (der Tiroler Torjäger Lukas Hinterseer), Heidenheim (Nikola Dovedan),  Bielefeld (Ex-Mattersburg-Mittelfeldspieler Manuel Prietl), Erzgebirge Aue (Ex-Rapidler Dominik Wydra), MSV Duisburg (Christian Gartner), bei Ex-Admira-Trainer Damir Buric in Fürth (Lukas Gugganig) und bei Aufsteiger Paderborn (der 24jährige Innenverteidiger Sebastian Wimmer, zuletzt in der zweiten Mannschaft von Wolfsburg).

Um den Aufstieg mitspielen muss Schaub in seiner Premierensaison als Legionär. Die Begeisterung der Fans übersteigt in Köln die von Rapid, das bekam Schaub nochmals Sonntag am Tag der offenen Tür mit. Zu dem 50.000 kamen (Bild oben). Da hörte er forsche Töne von Präsident Werner Spinner („wir sind top aufgestellt, nur leider in der falschen Liga“) und von Vize Toni Schumacher, den ehemaligen Weltklassetorhüter: „Wir haben einen Pakt mit den Hamburgern geschlossen, uns die anderen vom Leib zu halten.“ Schaub hat Sportchef Armin Veh und Trainer Markus Anfang mit seinem technischen Rüstzeug und seiner Einstellung überzeugt, er bekommt im 4-1-4-1 einer der zwei zentralen Offensivrollen hinter der einzigen Spitze. Die erste große Bewährungsprobe: Samstag ab 13 Uhr in Bochum mit dem Österreicher-Duell gegen Hinterseer. Schaub hat rasch mitbekommen, was in Köln für die Spieler opportun ist, sich total mit dem Verein zu identifizieren: Er lernte vor der Präsentation die Klubhymne der Kölner Kultband „De Höhner“ auswendig, konnte so vor den 50.000 Fans mitsingen: „Mer stonn zo Dir FC Kölle“.  Klappte gut. Wenn er die vor dem ersten Heimspiel am 13.  August gegen Union Berlin und Trimmel am Rasen hören wird, sorgt das garantiert für Gänsehautgefühl.

Die Erwartungen bei den anderen drei Österreicher-Klubs? In Richtung Platz drei und vorne mitspielen gehen die sicher in Ingolstadt auch dank des Ex-Rapidler Lucas Galvao in der Abwehr, bei Union Berlin, wo trotz der enttäuschenden letzten Saison 11.000 Dauerkarten verkauften wurden und Trimmel Felix Kroos, den Bruder des vierfachen Champions League-Siegers Toni, vermutlich als Kapitän ablösen wird, und in Bochum. Bei Holstein Kiel, Sandhausen, Bielefeld und  Dresden heißt die Zielsetzung einstelliger Tabellenplatz, bei Heidenheim, Duisburg, Fürth, Erzgebirge Aue und Paderborn nicht in Abstiegsgefahr kommen: „Es wird eine extrem interessante und attraktive Liga, schon allein durch die prominenten Absteiger Hamburg und Köln“ prophezeit Kulovits, bereits im fünften Jahr Sandhausens Kapitän, „der HSV hat noch nie in dieser Liga gespielt.“ Sandhausen hat das erste Heimspiel gegen Hamburg, die 15.000 Karten waren in Rekordzeit weg.Nicht so recht abfinden konnte sich Kulovits mit der Ansage von Trainer Kenan Kocak,  ihn nicht so oft wie letzte Saison einzusetzen, ihn schon mehr ins Trainerteam zu integrieren: „Er will mich an seiner Seite haben, ich will spielen“, sagte der 35jährige zu seiner besonderen Motivation. Sandhausen hat zudem Medieninteresse wie bisher noch selten durch den Isländer Rurik Gislason. Seit seinem WM-Einsatz hat er den Status eines Frauenlieblings und Sex-Symbols. Aber Kapitän Kulovits ermahnt: „Er muss sich bald wieder auf das wesentliche konzentrieren.“

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