Fußball

Für Irland braucht Koller andere Spieler und neue Ideen

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Irgendwann  während der vielen Interviews, die auf den erzitterten 2:0 (0:0)-Arbeitssieg über Moldawien folgten, rutschte Marcel Koller das Wort „super“ über die Lippen. Was war an diesem Freitag bei Österreichs Team wirklich super? Die Unterstützung der 21.000 Fans von den Rängen. Die drei Punkte kamen erwartet, verdienen nicht das Prädikat „super“. Das hätte alles werden können, wäre eine der drei Chancen in den ersten zehn Minuten, alle über die starke linke Seite, über Marko Arnautovic und Kapitän David Alaba kreiert, zur Führung genützt werden. Beim Lattenknaller von Alaba  fehlten nur Zentimeter. So wurde  es  immer mehr Krampf, bis die Erlösung in der 75. Minute durch den bis dahin wenig auffälligen Marcel Sabitzer kam. Der irgendwie die Flanke von Arnautovic,  die er aus dem Stand machte, touchierte, wie es der Steirer ausdrückte. Irgendwie mit Kopf  Schulter, möglicherweise auch mit beidem. Die Frage, ob es sein fünftes Tor für Österreich oder ein Treffer von Arnautovic war, beantwortete er vor den ORF-Kameras  erfrischend natürlich und ehrlich: „Scheiss drauf, die drei Punkte zählen“.

Aber haben die wirklich geholfen? Der Rückstand auf Platz eins, den neuen Tabellenführer Serbien, der in Tiflis Georgien 3:1 in die Knie zwang, schrumpfte zwar von sechs auf vier Punkte. Aber der auf Platz zwei blieb durch die Nullnummer zwischen Irland und Wales gleich groß- ebenfalls vier Punkte. Und so gibt es viele, die bereits behaupten, dass Österreich am 11. Juni im Aviva-Stadion von Dublin ein Punkt nicht reichen wird, um seine Chancen zu verbessern. Sondern, dass dies nur mit einem Sieg gelingen kann. Aber um das zu schaffen, muss die Leistung besser sein als gegen  die extrem defensiven Moldawier. Die aber in der 80. Minute bei ihrer einzigen Chance den Sitzer zum 1:1  ausließen. Das wäre ein Schock gewesen.

Aber so konnte ÖFB-Präsident Leo Windtner nach Schlusspfiff jubelnd Richtung Betreuerbank und Spielfeld stürmen, wo er dann wie bestellt und nicht abgeholt wirkte,  genoss das Team auf einer Ehrenrunde den Applaus. Aber wenn man alles  ehrlich analysiert, muss man doch feststellen: Der Sieg steigerte nicht das Vertrauen, die Aufholjagd  zum WM-Ticket zu schaffen. Man sollte nicht vergessen, dass der Konter zum 2:0 erst durch einen Ausrutscher eines Moldawiers in Österreichs Hälfte möglich wurde. Da muss am 11. Juni  schon vieles besser klappen.  Etwa die Chancenauswertung.  Österreich braucht mehr Effizienz, da darf es nicht passieren, sechs Sitzer auszulassen, bevor die erlösende Führung gelingt. Dann benötigt  Österreich nicht nur eine starke linke Seite, auf der Alaba  besser zur Geltung kam als in allen Spielen des Vorjahrs im Zentrum, sondern auch eine bessere rechte. Speziell bei Valentino Lazaro, der seine Schnelligkeit nur in wenigen Szenen nach der Pause nützte,  kamen Zweifel, ob er robust und defensiv stark genug gegen die Iren sein wird. Und  man sollte vielleicht auch Zlatko Junuzovic mehr suchen, als er beim 2:0 passierte. Dann käme in der Mitte auch Rückkehrer Guido Burgstaller besser zur Geltung. Zu seiner einzigen Chance kam er nach einem Tormannfehler, da rettete ein Verteidiger vor der Linie.

Zwei, die  in Dublin sicher wichtig und  wertvoll gewesen wären, muss Koller aber vorgeben: Arnautovic und der zweikampfstarke, taktisch disziplinierte Stefan Ilsanker fehlen wegen Gelbsperren. Arnautovic erfuhr davon erst nach dem Match von ORF-Analytiker Herbert Prohaska, kommentierte es mit „das ist Fußball“.  Ilsanker wusste es bereits am Rasen, als er Gelb sah. Die Flüche, die ihm danach über die Lippen kamen, werden garantiert nicht druckreif gewesen sein. Also braucht Koller andere Lösungen, andere Ideen, andere Spieler.  Julian Baumgartlinger und Alessandro Schöpf stünden nach ihren Sperren wieder zur Verfügung, Martin Harnik ist nach seinem Jokertor sicher ein Thema. Aber vor allem wird sich die Frage stellen, ob Koller beim neu praktizierten 3-4-2-1 auch in Dublin bleibt oder vielleicht doch wieder zur Viererabwehr zurückkehrt. Durch Ilsankers Ausfall könnte es durchaus passieren, dass Alaba  wie vor dem  Pflichtsieg über Moldawien eigentlich wie immer oder  sehr oft eine zentrale Rolle erhält.  Neben Baumgartlinger. Vielleicht probt ja Koller Dienstag in Innsbruck gegen Finnland schon etwas für Dublin.

 

Foto: peterlinden.live.

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