Zwei Unentschieden zum Auftakt des Viertelfinales der Champions League und eine Wiedergeburt von Bayern München, wie sie Sportchef Christoph Freund vor dem 2:2 (2:1) im Emirates Stadium gegen Englands Tabellenführer Arsenal. Damit leben die Chancen auf das Semifinale, in dem vermutlich Titelverteidiger Manchester City der Gegner sein wird, der in einem mitreißendem Spiel bei Real Madrid zweimal führte, am Ende ein 3:3 (1:2) schaffte. In London zeigte sich wieder einmal: In großen Spielen, wenn es darauf ankommt, haut Bayern nochmals alles raus, zeigt Einsatz, Intensität und Leidenschaft, die zuletzt fehlten.
Trotz des frühen Rückstands durch Bukayo Saka (12.) drehte Bayern bis zur 32. Minute das Spiel. Ein unmotiv ierter Ausflug von Arsenals spanischem Tormann David Raya führte zu einem schlimmen Fehlpass von Innenverteidiger Gabriel. Der starke Leroy Sane leitete die Aktion über Leon Goretzka ein, die mit dem Ausgleich durch Serge Gnabry endete. Sane holteden Elfmeter heraus, den Harry Kane im Pfeifkonzert von 60.000 Zuschauern zur Führung verwandelte. Zwei Chancen, zwei Tore. Die ersten, die Arsenal in den Champions League-Heimspielen dieser Saison bekam. Dazu auch gut verteidigt, Eric Dier hatte den deutschen Teamstürmer Kai Havertz meist im Griff (Bild). Auf der Tribüne saß auch Oliver Glasner, der österreichische Trainer von Crystal Palace.
Mikel Arteta, Arsenals Trainer, reagierte, wechselte zur Pause offensiv. Der Ukrainer Oleksandr Zinchenko war eher Mittelfeldspieler als linker Verteidiger, später kam mit dem Brasilianer Gabriel Jesus und dem Belgier Leonardo Trossard Qualität von der Bank. Trossards Ausgleich nach 76. Minute fiel aus dem Nichts. Im Finish hätte Bayerns Joker Kingsley Coman fast noch den Siegestreffer zeielt, traf nach Pass von Jamal Musiala die Stange. Österreichs Teamspieler Konrad Laimer bot gegen Arsenals norwegischen Kapitän Martin Ödegaard eine starke Leistung. Was das Retourspiel in München spannend macht: Bayern kann nicht mehr viel besser spielen, Arsenal eigentlich nicht schlechter. Bezeichnend für Arsenals gebrauchten Abend eine Szene der zweiten Hälfte: Einen Abstoß von Raya nahm Gabriel mit den Händen auf. Der schwedische Referee Glen Nyberg gab nicht den fälligen Elfmeter, der VAR reagierte nicht. Rätselhaft. Nybergs Begründung zu den Bayern-Spielern, die Trainer Thomas Tuchel im „Sky“-Interview verriet: „Für Kinderfehler gebe ich keinen Elfmeter“. Unfassbar
Das 200. Champions League-Spiel von Real-Trainer Carlo Ancelotti brachte Spannung pur. 0:1, 1:1, 2:1, 2:2, 2:3, 3:3 – das war die mitreißende Torfolge. Reals ukrainischer Tormann Andrij Lunin sah bei einem Freistoß von Bernardo Silva schlecht aus, daher führte der Titelverteidiger nach zwei Minuten. Nach 14 Minuten hieß es 2:1 für Real. Innerhalb von 1:53 Minuten fiel das 1:1 durch einen von City-Kapitän Ruben Dias abgefälschten Schuss von Eduardo Camavinga und einen perfekten Konter über Vinicius Junior, den Rodrygo abschloss. In der zweiten Hälfte war nach vergebenen Real-Chancen ein Treffer schöner als der anderes: Knaller von Phil Foden mit links zum Ausgleich, Prachtschuss des kroatischen Verteidigers Josko Gvardiol zur Führung nach 70 Minuten. Danach kam bei Real Luka Modric für Toni Kroos. Perfekt und am spektakulärsten war der Volley von Federico Valverde zum 3:3. Manchester City ist seit 22 Champions League-Spielen ungeschkagen.
Foto: UEFA.