Fußball

Für Mission 2020 kein Umbruch: Foda ist der „Anti-Jogi“

Franco Foda redet in einem ORF-Werbespot für die Liveübertragungen vom Start Österreichs in die EM-Qualifikation am Donnerstag gegen Polen  und Sonntag gegen Israel von der „Mission 2020“. Für die verhält sich Österreichs Teamchef aber eigentlich komplett anders als der Trainer, den er in seinen Spielerzeiten beim VfB Stuttgart hatte. Der ist jetzt deutscher Teamchef. Jogi Löw sorgte in den letzten zwei Wochen für Aufsehen und ein Rauschen im deutschen Blätterwald, in dem er die Teamkarriere von drei Weltmeistern im Alter von 29 und zweimal 30 Jahren für beendet erklärte, für Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng, die sicher noch immer Klassespieler sind. Im Zeichen des Umbruchs oder Neuanfangs, den er nach dem krachenden, peinlichen Scheitern bei der  Weltmeisterschaft 2018 und dem folgenden Abstieg in der Nations League jetzt vorantreiben will. Über seinen Kapitän Manuel Neuer läßt Löw noch nichts kommen. Obwohl er ankündigt, dass auch Marc Andre ter Stegen, der beim FC Barcelona Klassleistungen zeigt, seine Spiele bekommen wird. Unantastbar wie bisher ist Neuer nicht mehr.

Bei Österreich laufen die Uhren anders. Der letzte Beweis: Die Nachnominierung des 35jährigen Marc Janko von Luganos Ersatzbank am Sonntag Abend. Jetzt kann man mit Recht einwerfen, dass Foda nicht im Ansatz so ein breites Spielerangebot wie Löw hat. Aber doch steht außer Diskussion, dass 2015 mit der Qualifikation für die Europameisterschaft in Frankreich das letzte wirklich gute Jahr des Nationalteams war. 2016 kam das Scheitern in der EM-Vorrunde samt dem Beginn des Scheitern sind er WM-Qualifikation, dass 2017 perfekt wurde. 2018 begann wirklich gut mit dem Klagenfurter 2:1 gegen Deutschland als Highlight, aber am Ende stand das verpasste Ziel in der Nations League. Kein Sieg gegen Bosnien, kein Aufstieg. Da könnte man auch diskutieren, ob sich nicht ein Umbruch oder Neuanfang, eine neue Spielidee wie sie Löw ankündigte, aufdrängen würden.

In Fodas Aufgebot für Polen und Israel stehen mit dem dritten Tormann Cican Stankovic, Stefan Posch, Konrad Laimer und seit Montag mit Kevin Stöger von Fortuna Düsseldorf vier Spieler, die noch kein Länderspiel bestritten haben. Stöger kam zum Zug, weil Michael Gregoritsch nach einem grippalen Infekt doch absagen musste. Mit Ersatzgoalie Richard Strebinger, Salzburgs Xaver Schlager und Peter Zulj, der Sonntag mit Anderlecht in Oostende 2:0 gewann, die Qualifikation für die belgische Meisterrunde schaffen dürfte, sind drei dabei, die in Fodas bisherigen zwölf Partien ihr Debüt feierten. Größtenteils stützt sich Österreich noch immer auf den Kern der Mannschaft, die 2015 eine Fußballeuphorie entfacht hatte. Fünf davon, also die Hälfte der Feldspieler, dürften Donnerstag erste Wahl sein: Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger, David Alaba  (sofern es dessen Sehnenreizung, die Montag noch in München untersucht wurde, zulässt), Kapitän Julian Baumgartlinger und Marko Arnautovic. Dazu kommen Heinz Lindner im Tor, 2015 der Ersatz für Robert Almer, Stefan Lainer, Valentino Lazaro oder Florian Grillitsch. Die haben schon unter Fodas Vorgänger Marcel Koller den Teamdress getragen. Irgendwann wird sich auch Österreichs Teamchef zu drastischen Umbruchs-Schritten wie Löw entscheiden müssen. Viele meinen, je schneller desto besser. Aber daran denkt Foda nicht. Darauf lässt schon seine Äußerung, nach den ersten zwei von zehn Qualifikationsspielen sei sicher noch gar nichts entschieden, schließen.

Etwas Neues gibt´s bei Israel: Den vierten Österreicher rund um das Nationalteam. Auf Initiative von Sportchef Willi Ruttensteiner ergänzt  zu Teamchef Andi Herzog und Tormann Klaus Lindenberger noch der ehemalige Schwimmstar Markus Rogan, der vor seiner Heirat zum Judentum konvertierte, als Mentaltrainer den Betreuerstab.  Der 36jährige, der 34 Medaillen bei Großereignissen gewann, lebt in Los Angeles, kommt vor den Spielen nach Israel. Ruttensteiner stand  bereits in seinen ÖFB-Zeiten mit Rogan in Kontakt. Er verspricht sich einiges vom dessen Engagement. Weil es zu Rogans Stärken gehörte, auf den Punkt genau Spitzenleistungen zu bringen. Das soll Israels Team in Haifa Donnerstag gegen Slowenien und Sonntag gegen Österreich.

Foto: SPORT BUSINESS MAGAZIN.

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