Die Saison endete so wie die vergangene: Meister Sturm Graz, Vizemeister Red Bull Salzburg. Damit war vor den letzten drei Spielen der Meisterrunde am Samstag nicht unbedingt zu rechnen. Sturm zitterte sich zum 1:1 (1:0) gegen Wolfsberg und den notwendigen Punkt, die Austria vergab in der Nachspielzeit den Sieg gegen Blau Weiß Linz und fiel durch das 2:2 (1:0) noch auf Platz drei zurück, verspielte damit die Qualifikation für die Champions League. Salzburg überholte mit dem 4:2 (3:1) gegen Rapid die Austria und Wolfsberg. Meister Sturm steigt ins Play-off um die Königsklasse ein, ist damit als einziger Klub fix in der Gruppenphase eines europäischen Bewerbs. Entweder Champions oder Europa League. Das ist der Lohn für den fünften Meistertitel und die zweite Titelverteidigung der Klubgeschichte. Die erste gelang in den Neunzigerjahren unter Trainerguru Ivica Osim, als Hannes Kartnig Präsident war. Um 19.34 bekam der „offizielle“ Kapitän Stefan Hierländer von Ligavorstand Christian Ebenbauer den Meisterteller. Da der 34 jährige Hierländer meist Joker war, holte er seinen „Vertreter“, Ion Gorenc Stankovic, und Otar Kiteishvili, den Spieler der Saison, dazu. Diesmal fassten drei gemeinsam den Teller an. Auch eine Premiere in der Bundesliga-Geschichte. Ebenso, dass man mit 40 Punkten, so wenig wie zuvor noch nie nach der Reform, Meister werden konnte.
Bis es so weit kam, war es „extrem stressig“, wie Meistertrainer Jürgen Säumel nachher erleichtert zugab. Das erste Tor in der letzten Runde fiel bei der Austria, als Dominik Fitz einen Elfmeter nach einer ungeschickten Attacke von Ronivaldo an Tin Plavotic. Ronivaldo wurde Schützenkönig, ist mit 36 der bisher älteste in der Bundesliga. Sturms Führungstor fiel durch William Böving in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Als Thierno Ballo in der 67. Minute ausglich, führte die Austria immer noch, begann in Graz das große Zittern. Kurz darauf erzielte Blau Weiß durch das erste Saisontor von Joker Alexander Schmidt das 1:1 gegen Austria. Daher hätte Wolfsberg mit einem weiteren Tor Meister werden und das Double holen können. Sturm verteidigte „aktiv“ das Unentschieden, das reichte. Und bei Austria wurde es turbulent: Führungstor durch das erste Tor von Innenverteidiger Philipp Wiesinger in der 90. Minute, praktisch im Gegenstoß glich Blau Weiß Linz. Auch durch einen Joker, der zuvor nie getroffen hatte, durch den Deutschen Oliver Wähling.
Für den 40 jährigen Säumel endete das erste Engagement als Cheftrainer in der Bundesliga mit einem Titel. Zuvor war er drei Jahre lang Assistent von Markus Schopp bei Hartberg, bei der Europameisterscaft 2021 von Teamchef Franco Foda. In der Saison 2022/23 trainierte er die zweite Mannschaft von Wolfsberg , ehe ihn Sturms Ex-Sportchef Andreas Schicker im Jänner 24 für die zweite Mannschaft verpflichtete. Als Christian Ilzer im November Schicker nach Hoffenheim folgte, war Säumel vorerst interimistisch Nachfolger, überzeugte dabei so sehr, dass er im Jänner bestätigt wurde. Nach nur 24 Spielen, in denen er mit Verletzungen und sechs roten Karten, davon vier in der Meisterrunde leben musste, ist er zurecht stolzer Meistertrainer. Wie es in Wien lief, erfuhr er erst nach dem Schlusspfiff. Er war nach Wolfsbergs Ausgleich total darauf fokussiert, in der Hektik Ruhe zu bewahren. Was sicher nicht leicht fiel. Nach dem Happy End, das nach Säumels Ansicht durch den „Super-Teamspirit“ gelang, war alles egal: „Diesmal wird intensiver gefeiert als letztes Jahr“, kündigte Stankovic an. Abwehrchef Wüthrich, dessen Sohn zum ersten Mal im Stadion war, bezeichnete seine fünfte Saison inn Graz als bisher schönste: „Es ist genauso unglaublich wie letztes Jahr!“
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