Fußball

Canadi übernahm Verantwortung für „ordentlichen Job“

Erstmals kein Tor der Rapid-Leihgabe Philipp Prosenik im Wolfsberg-Dress gegen Grün-Weiß, aber dennoch der zweite Sieg der Kärntner hintereinander über Rapid, der  die Krise in Hütteldorf prolongierte und sogar verschlimmerte. Die Karre steckt nach der ersten Niederlage in diesem Jahr noch tiefer im Dreck als  bei dem vor  dreieinhalb Wochen präsentierten Poster. Die Anstrengungen, sie aus dem Dreck, sprich Mittelmaß, zu ziehen, reichten nur zu zwei Punkten aus drei Spielen. Momentan läuft alles verkehrt: 9:3-Torschüsse, ein Plus an Ballbesitz, aber kein Punkt. Es passt zur Lage, dass dazu  auch umstrittene Entscheidungen des Vorarlberger Referees Dominik Ouschan beitrugen.  Über den Freistoss vor Wolfsbergs Siegestor läßt sich streiten. Weniger  über das übersehene Elferfoul an Kvilitaia bei 1:1.

Canadi, der erstmals die Startelf nicht verändert hatte,  übernahm zwar in der Lavanttal-Arena  mit den Worten „ich bin bereit, das ganze auf mich zu nehmen“ die Verantwortung für die Niederlage, kritisierte aber erstmals auch namentlich Spieler. Louis Schaub, weil er  bei Wolfsbergs Freistoßvariante, die zum 1:0 führte, nicht mitgedacht habe. Nochmals Schaub und den Isländer Arnor Traustason für vergebene Chancen. Schon auffällig, dass er in jedem der drei Spiele in diesem Jahr Schaub vorzeitig vom Feld holte. Der richtige Weg? Nicht zum ersten Mal hieß sein Fazit: Für einen ordentlichen Job nicht belohnt. Interessiert hörte er via Kopfhörer noch mit, was  Rapids Ehrenkapitän Heribert Weber im Wiener Sky-Studio nahe des Allianz-Stadions zur Talfahrt seines ehemaligen Klubs sagte: Der konstatierte sachlich, dass sich die letzten Rapid-Spiele gleichen, erkannte verlorenen Mut bei den ausgelassenen Chancen und fehlende Konzentration bei den Standardsituationen, die Wolfsberg sehr effizient zum Sieg nützte. Auf jeden Fall wird das nächste grün-weiße Heimspiel gegen Meister und Tabellenführer Salzburg sehr brisant. Rapid hat 20 Punkt weniger als Salzburg

Bei dem wird vermutlich so wie gestern beim 1:0 über Mattersburg Jonatan Soriano fehlen. Der Grund heißt Guoan Beijing. Beteuerte „Johnny“ vor zwei Wochen noch, nicht den Verlockungen aus China zu erliegen, so sieht derzeit alles nach Abgang aus. Salzburg gab dem 31jährigen Kapitän auf Grund seiner Verdienste (je vier Meistertitel und Cupsiege, 120 Tore in der Bundesliga) grünes Licht für Verhandlungen mit dem chinesischen Erstligisten, bei dem  Sorianos spanischer  Landsmann Jose Manuel Gonzalez Trainer ist. Bis Dienstag muss die Entscheidung fallen, so lange läuft in China die Transferzeit. Bei Guoan spielen auch der türkische Sturmtank Burak Yilmaz sowie die  Brasilianer Renato Augusto und  Kleber.

Samstag bot Salzburgs Trainer Oscar Garcia ohne Soriano zu Beginn im Angriff den Japaner Minamino und den Südkoreaner Hwang Hee-Chan  auf, in der zweiten Hälfte kam auch der im Winter aus Altach zurückbeorderte Dimitri Oberlin dazu. Und prompt sorgte der Schweizer für das goldene Tor. Für Salzburg wird Sorianos Abgang ein finanzielles Geschäft. Von einem 10 Millionen Euro-Angebot ist die Rede, Sportchef Christoph Freund bestätigte schon eine außergewöhnliche Summe. Wenn es stimmt, dann kassiert der Meister seit 2014 aus den Verkäufen  von Alan nach China, Sadio Mane an Southampton, Kevin Kampl an Borussia Dortmund, Naby Keita und Dayot Upamecano an RB Leipzig und Soriano insgesamt 76 Millionen.

Nicht nur wegen Rapids Patzer in Wolfsberg gab es für Fußball-Wien einen schwarzen Samstag: Austrias erhoffter Sprung auf Platz zwei im Happel-Stadion endete mit einem 1:3 (0:2) gegen Winterkönig Altach. Kein glückliches Bundesligadebüt für den 17jährigen Alexander Borkovic im Abwehrzentrum und den 20jährigen Ghanesen Abdul Kadiri Mohammed im defensiven Mittelfeld. Als Borkovic zur zweiten Hälfte in der  Kabine blieb, ging Kadiri in die Abwehr zurück, verschuldete dort den ersten Elfer gegen Austria in dieser Saison. Den Altachs  Stürmer Nikolai Dovedan zu seinem zweiten Doppelpack nützte. Der erste gelang dem 22jährigen auch gegen Violett beim 5:1-Heimtriumph am 5. November. Das letzte Match der Ära Canadi. Sein Nachfolger Martin Scherb lobte Kamerun-Legionär Ngamaleu, der in allen drei Partien dieses Jahres traf: „Unglaublich, wie viel er läuft. Bleibt das so, wird keiner mehr Oberlin nachweinen.“ Verlierer  Thorsten Fink gab zu: „Altach war besser“. Daher liegt Austria fünf Punkte hinter Altach, acht hinter  Salzburg. Wenn ein Titel in dieser Saison nach Wien geht, dann vielleicht der Cupsieg. Bitter, aber wahr.

Das erste Saisontor des Ex-Rapidlers Dominik Starkl für Admira sorgte in letzter Minute für das 1:0 gegen Ried und möglicherweise für einen Trainerwechsel beim Schlusslicht aus dem Innviertel. Der Deutsche Christian Benbennek schien dies nach der fünften Niederlage in Serie bereits zu ahnen. Es sah fast nach Abschied aus, als er jedem Spieler nach Schlusspfiff auf dem Rasen die Hand schüttelte, zu den Fans ging und sich für die Unterstützung bedankte. Nur 20 Punkte nach 23 Runden hatte Ried noch nie. Der neue Sportchef Fränky Schiemer sagte nachher  zu Benbennek, das die Leistung eigentlich in Ordnung war, gab aber kein Treuebekenntnis  zum Trainer ab.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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