Fußball

Der Landtmann-Gipfel zwischen Krammer und Barisic

Kürzlich sassen  sie in einem Wiener In-Treff, im Cafe Landtmann an der Ringstraße gegenüber dem Burgtheater fast vier Stunden lang zusammen:  Rapids Präsident Michael Krammer und sein ehemaliger Trainer Zoran Barisic, unter dem Grün-Weiß dreimal Platz zwei belegt, Ajax Amsterdam in der Qualifikation zur Champions League eliminiert hatte, danach unglücklich an Schachtjor Donezk in Lemberg mit einem Stangenschuss in letzter Minute von Philipp Prosenik gescheitert war, aber danach erstmals in der Klubgeschichte Platz eins in der  Europa League gegen Villarreal aus Spanien und Viktoria Pilsen erkämpfen konnte. Krammer und Barisic redeten erstmals nach dem grün.weißen Urknall vor 16 Monaten mit der Entlassung des erfolgreichen Trainers knapp vor der Eröffnung des neuen Allianz-Stadions, in dem „Zoki“ bis heute noch nie war, miteinander. Die Initiative dazu ging vom Präsidenten aus, begann schon in den Zeiten, als Barisic noch in der Türkei Karabükspor trainierte: „Wir haben die Vergangenheit aufgearbeitet“, behauptete er zum Treffen.  Für Barisic war es auf jeden Fall ein „gutes Gespräch“.

Auf das sich Krammer sehr gut vorbereitet hatte. Er präsentierte Barisic einen chronologischen Ablauf, wie es im Frühjahr 2016 zur Entfremdung gekommen war. Durch ein vom damaligen Sportchef Andreas Müller geschürtes Misstrauen  gegenüber dem Trainer. Indem Müller vor dem Präsidium meinte, Rapid brauche in dem neuen Stadion nicht nur neue Spieler, in die man so viel Geld wie nie zuvor investieren müsse, sondern auch einen neuen Trainer mit einer anderen Mentalität als Barisic. Der die halbe Schuld für die am Ende  ausbleibende Kommunikation zwischen Krammer und ihm im Vieraugengespräch auf sich nahm. Die folgte in den letzten zwei Monaten nach Rapids 2:2 in Wolfsberg, als Grün-Weiß eine 2:0-Führung ab der 83. Minute aus der Hand gab, in der 94. Minute den Ausgleich kassierte. Da fühlte Barisic, dass gegen ihn etwas im Laufen war, sich die Euphorie aus dem Herbst in Luft aufgelöst hatte: „Rapid hat sich damals für Müllers Weg entschieden und gegen meinen. Ich wollte weiter nur einen Schritt nach dem anderen tun.“

Aber ihn freute, dass Krammer bei dem Landtmann-Gipfel menschliche Größe zeigte, in dem er die Trennung als eine der schlechtesten Entscheidung in seiner erfolgreichen beruflichen Laufbahn bezeichnete, wenn nicht sogar als die schlechteste. Für die Rapid ja teuer bezahlen musste. Eine Einschätzung, die Krammer auf Nachfrage bestätigte. Nach Barisic kam es im November zur Trennung von Müller und dem von ihm  geholten Barisic-Nachfolger Mike Büskens, passte es auch mit Damir Canadi nicht, verspielte Rapid die Europacupteilnahme, muss sich aktuell über andere Dinge freuen. Etwa, dass sich Samstag gegen den Letzten St. Pölten auf Grund einer Aktion, wonach jedes Mitglied zwei Freikarten bekommt, ein ausverkauftes Allianz-Stadion abzeichnet. Montag waren nur noch 1000 Karten zu haben. Eine Woche später folgen im Happel-Stadion die zwei Derbys gegen Austria in drei Tagen, die  zeigen werden, wohin der grün-weiße Weg im Herbst geht.

Barisic äußerte beim Abschied von Krammer noch eine Bitte: Rapid hatte bei der Trennung im Juni 2016 mit der Aussagen, dafür seien nicht nur sportliche Gründe ausschlaggebend gewesen, Raum für einige  Spekulationen gelassen, die absolut nicht den Tatsachen entsprachen. Also bat Barisic um eine späte Klarstellung: „Ich war seit der Trennung immer ein Gentleman, habe Rapid nie angepatzt.“ Und so wird ´s auch bleiben. Jetzt können sich Krammer und er wieder in die Augen schauen. Wie es weiter geht? Kombinationen über eine mögliche Rückkehr sind für „Zoki“ völlig unangebracht. Weil es zu seinen Prinzipien gehört, nie etwas hinter dem Rücken eines Trainerkollegen, im konkreten Fall von Goran Djuricin, zu tun.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER / Facebook.

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